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08.02.2019

Langer Abend für Nemec - EHC verliert in Deggendorf

Am Ende eines langen Abends tritt der EHC die Rückfahrt aus Deggendorf als Verlierer an. Die Entscheidung fällt erst spät im Penaltyschießen, Neuzugang Jozef Balej trifft beim Debüt.

Das Phänomen eines Trainerwechsels und dem daraus resultierendem Aufschwung und den neuen Impulsen kann selbst nominell bessere Mannschaften ins Wanken bringen. Nachdem der Deggendorfer SC den Kanadier Kim Collins, der erst vor 10 Tagen von den Eispiraten Crimmitschau entlassen wurde, als neuen Cheftrainer verpflichtet hat, drohte dieses Phänomen nun auch den Wölfen. Doch damit sich die neuen Impulse gar nicht erst entfalten konnten, legte Neuzugang Jozef Balej bei seinem Debüt gleich mal so richtig los.

Zugegeben, die Gastgeber erwischten den besseren Start in die Partie – nicht zuletzt begünstigt durch teils fatale Pässe im Aufbauspiel der Wölfe. Aus ihren Chancen gemacht haben die Bayern glücklicherweise nichts und scheiterten spätestens an Matthias Nemec. Sein Gegenüber, Jason Bacashihua, hatte deutlich weniger zu tun, staunte in der elften Spielminute aber sicherlich nicht schlecht, als plötzlich Jozef Balej vor ihm auftauchte. Eigentlich war doch eben noch der DSC auf dem Weg nach vorne? Doch Sergej Stas störte deren Tempogegenstoß und nach einem kurzen Sprint bediente er Neuzugang Balej mit einem feinen Pässchen in den Slot. Und was machte der erfahrene NHL-Spieler? Er schob die Scheibe eiskalt zur 0:1-Führung an seinem Gegenüber vorbei ins Tor.

Neuer Trainer, neues Glück?
Zwar ist es wissenschaftlich nicht bewiesen, doch ein Trainerwechsel bringt in den meisten Fällen neue Impulse und Aufschwung für die eigene Mannschaft. Selbst nominell bessere Mannschaften kommen durch dieses „Phänomen“ oft ins Wanken, der EHC schien dagegen jedoch ein Mittel gefunden zu haben. Dass aber auch neue Spieler als Impulsgeber agieren können, zeigte Jozef Balej, der mit seinem ersten Treffer im ersten Spiel einen ordentlichen Einstand feierte und für die wichtige Pausenführung sorgte.

„Bringt den Puck ins Tor. Irgendwie.“ So oder so ähnlich hätte die Pausenansprache von Cheftrainer Jan Melichar nach dem verschlafenen Spielbeginn lauten können. Zu wörtlich hätte sie dann Nikolas Linsenmaier genommen, der nach gerade einmal 55 Sekunden gemeinsam mit Puck und Torhüter im Tor lag und für einen Videobeweis sorgte. Nach einer kurzen Analyse der Szene entschieden die Hauptschiedsrichter auf Tor und kürten Ryon Moser, der den Puck letztendlich hinter die Linie brachte, zum Torschützen. War das bereits die Vorentscheidung? Wer Eishockey kennt, weiß, dass man sich auf einer 2-Tore-Führung nicht ausruhen kann. Manch einer dachte vielleicht sogar zurück an die letzte Begegnung im Eisstadion Deggendorf, als die Gastgeber gar einen Drei-Tore-Rückstand drehten und das Spiel letztlich im Penaltyschießen gewannen. Doch soweit war es noch nicht – und plötzlich stand es nur noch 1:2. Ein eigentlich nicht allzu gefährlicher Schuss von der linken Seite, den Nemec nur abprallen lassen konnte, sorgte für Verwirrung vor dem EHC-Tor. Nemec‘ Arm war nur wenige Zentimeter zu kurz, sodass Vladislav Filin den Spielstand für den Deggendorfer SC verkürzte. So schnell der zweite Spielabschnitt auch Fahrt aufgenommen hatte, so schnell entstand daraus auch ein Geplänkel auf beiden Seiten, das bis zum erneuten Pausenpfiff andauerte.

Ein Wiedersehen auf beiden Seiten

Der für viele Freiburger bekannteste Spieler beim Deggendorfer SC ist Milos Vavrusa. Nach seinen vier Spielzeiten von 2013 bis 2017 wechselte der mittlerweile 40-Jährige zum Deggendorfer SC und ist seither eine wichtige Konstante.

Der Deggendorf-Erfahrenste beim EHC ist Christian Neuert. Der 26-Jährige verbrachte nicht nur Teile seiner Jugend beim Nachwuchs des DSC, sondern schnürte auch von 2011 bis 2013 die Schlittschuhe für die Rot-Weißen. Und nur die Wenigsten wissen, dass auch Jannik Herm eine Spielzeit (2013-2014) bei den Bayern verbrachte.

Ungewohnt hart begann der letzte Spielabschnitt und sorgte gleich für ein doppeltes Unterzahlspiel der Freiburger. Dem schlechtesten Überzahlspiel der Liga (Deggendorf hat nur 13,8% Erfolgsquote, EHC: 16,3%) stand das zweitschlechteste Unterzahlspiel der Liga (EHC: 75,9% ohne Gegentreffer, Deggendorf: 71,1%). Deggendorf war bemüht, die fast 2-minütige 5-gegen-3-Überzahl Früchte tragen zu lassen, doch der EHC verteidigte konsequent und überstand seine Unterzahl schadlos. Das Spielgeschehen beruhigte sich anschließend wieder weitestgehend. In der 49. Minute sorgte dann Aaron Reinig mit einem satten Schuss zum Ausgleichtreffer und einem Déja-vu für die Wölfen. Wieder einmal drehten die Deggendorfer einen Rückstand und fanden so zurück ins Spiel. Doch noch war der Drops nicht gelutscht. Mitte des letzten Abschnitts gab es eine fast vierminütige Überzahl für den EHC, hochkarätige Chancen blieben jedoch bis zum Schlusspfiff auf beiden Seiten aus.

In der Overtime behielten die Wölfe das Heft des Handelns in der Hand und kamen immer wieder mit cleveren Spielzügen tief in die gegnerische Verteidigungszone. Zwar bot sich immer wieder viel Platz, für einen Siegtreffer reichte es noch nicht. Einen Konter der Deggendorfer konnte Linsenmaier nur noch durch ein Foul an Kyle Gibbons verhindern und nahm hierfür den Penaltyschuss in Kauf. Matthias Nemec schien diesen als Aufwärmprogramm für das anstehende Penaltyschießen zu nutzen und verwehrte diese Chance der Gastgeber.

Im Penaltyschießen lief für den EHC zunächst alles nach Plan. Hinten hält Nemec das Tor zweimal sauber und vorne treffen Mikyska und Balej. Jedoch erkannten die Schiedsrichter das Tor des Neuzugangs ab und es ging in umgekehrter Reihenfolge weiter. Während Balej zwei weitere Male antreten durfte und scheiterte, konnte Kyle Gibbons seinen vergebenen Strafschuss wiedergutmachen und sorgte mit seinem Treffer für den 3:2-Endstand.

So geht’s für den EHC weiter

In der Hauptrunde sind noch 7 Spiele zu absolvieren. Bereits am Sonntag empfängt der EHC den Tabellensiebten, die Kassel Huskies, um 18:30 Uhr in der altehrwürdigen Franz-Siegel-Halle. Weiter geht’s dann am kommenden Freitag, 15.02., ebenfalls zuhause gegen die Eispiraten Crimmitschau - Bully ist um 19:30 Uhr.

Wie sieht es personell aus?

Kurz und knackig: weiterhin angespannt. Zwar kehrte Christian Neuert zurück in die Mannschaft, neben den Langzeitverletzten standen Sofiene Bräuner und Alex Brückmann (Beide mit Verletzungen im oberen Körperbereich) auch heute nicht zur Verfügung. Aufgrund des Ausfalles von Brückmann und dem Einsatz des neuen „EHC-Wolfs“ Jozef Balej musste Stürmer Brad McGowan als überzähliger Kontingentspieler pausieren.

Tore:
0-1 (10:49) Jozef Balej (Sergej Stas, Josef Mikyska)
0-2 (20:55) Ryon Moser (Nikolas Linsenmaier)
1-2 (27:58) Vladislav Filin (Maximilian Gläßl, Mathias Müller)
2-2 (48:31) Aaron Reinig (Andrew Schembri, Kyle Just)
3-2 (65:00) Kyle Gibbons (GWS)

Strafzeiten: Deggendorf 14, Freiburg 6
Schiedsrichter: Roland Aumüller, Martin Holzer / Thomas Kalnik, Tino Thönelt
Zuschauer: 1.896

Die Freiburger Aufstellung:
Nemec (Hertel)
Havel, Seeger / Balej, Stas, Mikyska
Neher, Kauppila / Kunz, Linsenmaier, Moser
Bednar, Rießle / Wittfoth, Herm, Saccomani
Cihak, Neuert

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