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26.03.2019

EHC vergibt den ersten Matchball - Serie kommt zurück nach Freiburg

Der EHC Freiburg hat das fünfte Playdown-Spiel bei den Tölzer Löwen mit 3-4 verloren. Somit steht es in der Best-of-Seven-Serie nun 3-2 für den EHC.

Nach einem frühen Gegentreffer nach nur 43 Sekunden konnten die Wölfe am Dienstagabend im weiteren Verlauf des Spiels gleich zweimal den Spielstand ausgleichen, gerieten dann aber – ausgerechnet bei eigener Überzahl – mit 2:3 in Rückstand und kassierten keine drei Minuten später das 2:4. Am Ende verlor der EHC inmitten einer Schlussoffensive mit 3:4.

Die Aufstellungen
Der EHC lief heute in der gleichen Formation wie zu Spiel 4 am Sonntag auf – somit waren Josef Mikyska und Jan Bednar erneut nicht im Kader; nachdem Marvin Neher am Sonntag kurzfristig ausgefallen war, standen mit seiner Rückkehr heute aber wieder sechs Wölfe-Verteidiger auf dem Eis.
Löwen-Coach Scott Beattie wechselte für das Spiel seine Sturmreihen durch: Lubor Dibelka – der Garant des Tölzer Siegtreffers im Marathonspiel von letztem Freitag – rutschte in die zweite Reihe, avancierte jedoch durch seine Spielübersicht in gewisser Weise zum Spieler der Partie. Für ihn ging Tyler Gron in die erste Reihe, wurde dort dann aber ab dem zweiten Drittel von Manuel Edfelder ersetzt, der wohlgemerkt aus der vierten Reihe plötzlich in die Top-Reihe mit dem Goldhelm rutschte – ein durchaus seltener Anblick. Sein dynamisches Spiel brachte jedoch Schwung in das Tölzer Offensivspiel – Beatties „Schachzüge“ zahlten sich also aus.

Der entscheidende Faktor
Die ersten beiden Drittel waren von Strafen und Überzahlspielen geprägt: Der EHC lief fünfmal in Überzahl auf, Bad Tölz dreimal (bzw. viermal, rechnet man das 19-sekündige Powerplay aus der Hertel-Strafe mit ein).
Die erste Strafe für den EHC war dabei die erste seit dem Mitteldrittel von Spiel 3 – die Verlängerungen miteingerechnet entstand somit also erstmals nach fast genau 120 Minuten Eishockey wieder ein Überzahlspiel für Bad Tölz. Nachdem die Löwen in ihren ersten 14 Powerplays in dieser Serie ohne Treffer geblieben waren, gelangen ihnen heute gleich deren zwei.
Auf der anderen Seite des Eises lässt sich festhalten, dass kaum ein Spiel die Berg-und-Talfahrt des Freiburger Powerplays besser versinnbildlichen kann als das heutige: Man spielte an manchen Stellen dynamischer als sonst: Tobias Kunz stiftet mit seinen Läufen durch die Mitte für Verwirrung in der gegnerischen Abwehr und findet den Weg zum Tor für mögliche Abpraller; Ryon Moser bzw. Brad McGowan positionieren sich an der Grundlinie um in den Rücken der Abwehr hinein Pässe zu spielen oder lauern am langen Pfosten – spielerisch und kreativ zeigte sich das Freiburger Fünf-gegen-Vier v.a. im ersten Drittel und wurde mit einem Tor belohnt (1:1 durch Kunz; 10. Spielminute). Man ließ aber auch wieder einige Powerplays ohne Chance verstreichen … und man kassierte auch ein Tor – und dies war der Treffer, der Bad Tölz zum dritten Mal in diesem Spiel eine Führung einbrachte: Kurz vor Ende einer Freiburger Überzahl in der 34. Minute schienen die Löwen nach einem Bullygewinn im eigenen Drittel einfach komplett zu ignorieren, dass sie sich gerade in Unterzahl befanden und starteten einen Drei-gegen-zwei-Konter, der zum 3:2 führte. Ähnlich wie durch Alexander Brückmanns 2:3-Anschlusstreffer am Sonntag schien auch dieser Treffer das Spiel zu drehen – nur diesmal eben zu Gunsten von Bad Tölz: Keine drei Minuten später erzielte Goldhelm Stephen MacAulay (diesmal in Überzahl) dann nämlich das 4:2. Beide Tore wurden durch einen öffnenden Pass von Lubor Dibelka eingeleitet – bei letzterem konnte er somit im Powerplay seinen ehemaligen Reihenkollegen entscheidend in Szene setzen.

Keine (Vor-) Entscheidung bis zur Schlusssirene
Im letzten Drittel machten die Löwen trotz ihrer 4:2-Führung weiterhin offensiv Druck – was ihnen einerseits gefühlt die Kontrolle über das Spiel gab, dann allerdings einen Freiburger Konter ermöglichte: Sergej Stas schickte mit seinem Pass Christian Neuert über die Länge des Eises, an dessen anderem Ende er in der 51. Minute den Anschluss zum 3:4 aus Freiburger Sicht erzielte. Man müsse es manchmal besser hinbekommen, defensiver aufzutreten, so der Bad Tölzer Trainer, Scott Beattie, nach der Partie zu dieser Spielphase.
Mit diesem knappsten aller Rückstände wurde eine fulminante Schlussphase eingeläutet. Die beste Freiburger Chance ereignete sich dabei in der 56. Minute, als Ryon Moser hinter dem Tölzer Tor agierend Christian Neuert im Slot fand, von dessen Schlittschuh der Puck auf Sergej Stas‘ Rückhand landete – doch wieder einmal rettete Ben Meisner im Tor der Löwen seiner Mannschaft den Sieg.
Eine letzte Drangphase des EHC sah das Spiel dann nach Jan Melichars Auszeit 1:18 min vor Schluss und mit sechs Wölfen auf dem Eis: Doch auch zwei Schlagschüsse von Jozef Balej fanden ihr Ziel nicht – der EHC unterlag somit mit 3:4 und sah seine Serien-Führung auf 3:2 schwinden.

Der Reihe nach
Innerhalb einer frühen Druckphase der Bad Tölzer konnte Stephen MacAulay einen von Radek Havel geblockten Schuss nach nur 43 Sekunden zum 1:0 einnetzen. Diesem Führungstreffer für die Gastgeber schloss sich die lange Phase sich aneinanderreihender Powerplays an. Neben Kontern auf beiden Seiten in Unterzahl mit Alleingängen von Andreas Schwarz und Tobias Kunz (die nicht zum Erfolg führten) konnten beide Mannschaften jeweils ein Überzahltor erzielen, was den späteren Pausenstand von 2:1 für Bad Tölz herbeibrachte. Beide Tore entstanden dabei durch gute Arbeit vor dem gegnerischen Tor: Beim 1:1 wurde Tobias Kunz an der Grundlinie angespielt, von wo aus er die Scheibe aggressiv in Richtung Tor führte und über die Linie brachte (10.); das 2:1 ist auf die gute Arbeit von gleich zwei Tölzer Stürmern zurückzuführen, die Jimmy Hertel die Sicht verdeckten und es Casey Borer ermöglichten, per Schlagschuss einzunetzen (17.).
Das zweite Drittel begann mit 32 äußerst aufregenden Sekunden: Nach nur sechs Sekunden gelang Ryon Moser – trotz Bullygewinn der Bad Tölzer – der Ausgleich zum 2:2. Moser war dabei bei einem unachtsamen Pass der Tölzer Defensive zur Stelle und erarbeitete sich somit einen Alleingang zum gegnerischen Tor mit zählbarem Erfolg. Ebenfalls in dieser ersten halben Minute des Mittelabschnitts griff der ansonsten so sichere Löwen-Goalie Ben Meisner mit seiner Fanghand etwas daneben und lenkte die Scheibe an die Latte des Tölzer Gehäuses. Sekunden später versprang dann Jimmy Hertel der Puck – doch dieser fand nicht den Weg ins Freiburger Tor.
Freiburger Chancen in der ersten Hälfte des Mittelabschnitts entstanden durch eine Direktabnahme von Jozef Balej auf Anspiel von Brad McGowan und durch einen Aussetzer der Bad Tölzer Abwehr, die Ryon Moser völlig frei vor dem Tor stehen ließ, woraufhin Ben Meisner mit seinem Schoner den potentiellen Führungstreffer für den EHC jedoch verhindern konnte.
Auf Tore musste das Spiel nach Mosers 2:2 zu Drittelbeginn jedoch 13 Minuten warten – nämlich bis wieder eine Serie an Powerplays begann: Trotz Überzahlspielen auf beiden Seiten konnte nun – wie oben beschrieben – Bad Tölz zweimal ein Tor erzielen und somit innerhalb von drei Minuten aus einem 2:2 ein 4:2 machen: Das eine Freiburger Powerplay wurde durch den Tölzer Shorthander zum 3:2 überschattet (34.); und das andere durch ein Beinstellen von Jimmy Hertel nach nur 19 Sekunden beendet (39.). In Hertels Aktion schwang sicherlich auch ein gewisser Grad an Frustration mit – kurz davor hatte Bad Tölz nämlich das oben beschriebene 4:2 erzielt (37.).
Mit dieser Zwei-Tore-Führung zu seinen Gunsten startete Bad Tölz souverän ins letzte Drittel. Das Vorhaben, das Spiel vor sich hinplätschern zu lassen schien zunächst vollends aufzugehen – was auch durch den Umstand illustriert werden kann, dass die erste Unterbrechung des Schlussabschnitts erst nach gut sechs Minuten erfolgte (und das obendrein durch einen Safe von Jimmy Hertel nach einer Torchance der Bad Tölzer, die – wie soll es anders sein – durch Dibelka eingeleitet wurde, der drei Freiburger Spieler auf sich zog und aus dieser Situation heraus einen gefährlichen Pass spielte).
Trotz diesem kontrollierten Offensivspiel, das zunächst viel Zeit von der Uhr nahm, gelang dem EHC ein von Sergej Stas eingeleiteter Konter zum 3:4-Anschlusstreffer durch Christian Neuert (51.). So gesehen agierte der EHC clever – und hielt sich trotz spielerischer Unterlegenheit, die sich auch in der Schussstatistik von 43:30 zugunsten von Bad Tölz wiederspiegelte, bis zur Schlusssirene im Spiel, ging aber letztlich dennoch verdient als Verlierer vom Eis.

Was das Spiel für die Serie bedeutet
Der scheinbar wegweisende Charakter, den Spiel 4 gehabt hatte – 3:1 und somit drei Matchbälle für den EHC statt 2:2 und somit wieder „bei Null anfangen“ – ist plötzlich dahin. Trotzdem hat der EHC nun die Chance vor heimischem Publikum die Serie zu gewinnen und sich somit den Klassenerhalt zu sichern. Die Freiburger Fans, denen Jan Melichar nach dem letzten Heimspiel am Sonntag einen so großen Dank ausgesprochen hatte, sind also erneut gefordert, wenn am Freitag um 19.30 Uhr das Eröffnungsbully zu Spiel 6 fällt.

Tore:
1-0 (00:43) Stephen MacAulay (Kevin Wehrs, Tyler Gron)
1-1 (09:26) Tobias Kunz (Jozef Balej, Ryon Moser - PP1)
2-1 (16:54) Casey Borer (Jordan Hickmott, Johannes Sedlmayr - PP1)
2-2 (20:06) Ryon Moser
3-2 (33:58) Casey Borer (Jordan Hickmott, Lubor Dibelka - SH1)
4-2 (36:39) Stephen MacAulay (Lubor Dibelka, Andreas Pauli - PP1)
4-3 (50:32) Christian Neuert (Philipp Rießle)

Strafzeiten: Bad Tölz 10, Freiburg 10
Schiedsrichter: Marcus Brill, Marcus Klein / Thomas Kalnik, Tino Thönelt
Zuschauer: 2.011

Die Freiburger Aufstellung:
Hertel (Meder)
Seeger, Brückmann / Kunz, Linsenmaier, Moser
Havel, Kauppila / Balej, McGowan, Wittfoth
Neher, Rießle / Herm, Stas, Saccomani
Cihak, Neuert

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