u20dnl3 start
28.03.2023

U20: Aufstieg verschoben

DNL3-Relegation: EHC Freiburg – EHC Klostersee 3:5 (1:0, 1:4, 1:1)

„Wir sind stolz auf unser Team“, klang es am Samstag Abend (25.03.) minutenlang durch die Echte-Helden-Arena. Das ist nicht selbstverständlich nach einer schmerzhaften Niederlage. Und die Niederlage am Samstag tat in der Tat weh! Die U20 des EHC Freiburg hatte soeben ihr Spiel des Jahres gegen den EHC Klostersee mit 3:5 verloren und damit den ersehnten Aufstieg in die U20-Bundesliga (DNL3) verpasst. Die Sympathien der 750 Zuschauer hatte die Mannschaft von Peter Salmik aber im Sturm erobert.

750 Zuschauer bei einem Nachwuchsspiel? Viele Sportarten, an vielen Standorten, haben zu ihren Bundesliga-Partien weniger Publikum. Dass die Echte-Helden-Arena am Samstag brodelte, kam aber doch nicht ganz unerwartet. Erstens haben sich Freiburgs Junioren bei ihrem Durchmarsch zum EBW-Titel schon einen ansehnlichen Ruf erspielt; auf dem Eise unbesiegt, hatten sie ein Torverhältnis von 143:18 herausgeschossen. Zweitens hat das frühe Saison-Aus der EHC-Profis am 12. März, so früh wie nie zuvor, große Lücken in die Kalender der Kufensportfreunde im Südwesten gerissen; da kam solch ein U20-Termin wie gerufen. Vor allem aber durfte man nach dem Ergebnis des Hinspiels, das Klostersee vor einer Woche mit 5:4 gewonnen hatte, auf Hochspannung hoffen. Ein Sieg am Samstag mit zwei Toren Unterschied hätte dem EHC den erstmaligen Aufstieg in die DNL ermöglicht.

So gingen die 16+1 Spieler, die Peter Salmik am Samstag aufbieten konnte, sofort mit Leidenschaft und Offensiv-Power ans Werk. Wer sein Forechecking so breit aufstellt und so weit vorne beginnt, geht ein hohes Konter-Risiko ein. Und viele Körner kostet es auch. Wenn es klappt, setzt es den Gegner aber enorm unter Druck. Und das EHC-Forechecking klappte im ersten Spielabschnitt phasenweise vorzüglich. Immer wieder wurde Klostersee in dessen Drittel eingeschnürt. Und nur weil die Gästespieler viel Schmerzbereitschaft bewiesen und EHC-Schüsse in enormer Zahl blockten, ließ das 1:0 lange auf sich warten. Fünf Mal schon waren die Hausherren dem Führungstreffer nahe gewesen, in der 19. Minute klappte es endlich: In Überzahl konnte Nils Nagreli als Screen vor dem Gäste-Goalie einen Schuss von Louis Majher unhaltbar abfälschen.

Nach der ersten Pause setzte der EHC seine ambitionierte Spielweise fort: Forechecking, als ob´s kein Morgen gäbe. Diesmal kam die Belohnung für die Gastgeber schneller. Einen Pass von Leon Wiesner nutzte Stürmerkollege Charlie Bassen auf artistische Weise; trotz Bedrängnis konnte er die Scheibe zum 2:0 in die Klosterseer Maschen fuzzeln (25. Minute). In diesem Moment war Freiburg für die U20-Bundesliga qualifiziert: Orkan auf den Tribünen, Euphorie auf dem Eis!

Doch wer seinen Aristoteles gelesen hat, weiß was eine ordentliche Peripetie ist: das plötzliche, unerwartete Umschlagen von Glück in Unglück. Auch nach dem 2:0 orientierten sich die Gastgeber weit nach vorne, doch die Gäste gingen in einen unsauber gespielten EHC-Pass, spitzelten die Scheibe nach vorne, und plötzlich hatte Gästestürmer Sebastian Kosmann ein weites Feld vor sich. Alle EHC-Rettungsversuche rutschten ins Leere, vor EHC-Torhüter Maurice Hempel konnte sich Kosmann die Ecke aussuchen und entschied sich für die richtige – 2:1 (26.). Nur 75 Sekunden später gab es vielköpfiges Gestocher vor dem EHC-Kasten, und als es so aussah, als ob die Freiburger die Gefahr schon entschärft hätten, lag die Scheibe plötzlich hinter ihrer Torlinie – 2:2 (27.). Das tat sehr sehr weh: dem konsternierten Publikum, aber vor allem den EHC-Spielern, die so viel Energie investiert hatten, nun aber wieder bei Null anfingen gegen einen Gegner, der sich bisher energetisch zurückgehalten hatte.

Umso mehr übernahm nach dem 2:2 aber Klostersee die Regie. Während das EHC-Forechecking an Kraft und Intensität verlor, setzten sich die Gegner nun immer öfter vor dem EHC-Tor fest. So kamen die Freiburger kaum noch zu Torabschlüssen. Bei einem ihrer hoffnungsvollsten Versuche waren wieder alle Mann im Vorwärtsgang, doch wieder geriet ein EHC-Pass so unpräzise, dass eine Klosterseer Kelle dazwischenkam und die Scheibe gen Mittellinie schob. Diesmal erfasste Gästestürmer Leander Russ die Lage als Erster, sprintete davon. Und da war es wieder: das weite Feld, die freie Ecke – 2:3 (36.). In der unmittelbar folgenden Szene versuchten die sichtbar geknickten Freiburger, erstmal Ruhe in den Aufbau zu bringen, doch der Aufbaupass landete auf dem Schläger eines Klosterseer, der auf Verdacht nach vorne geskatet war und nun unbedrängt zum 2:4 einschob (37.).

Im Schlussdrittel versuchten die Freiburger alles, um diesen 11-Minuten-Horror abzuschütteln. Das Wissen, nun aber vier Tore nachlegen zu müssen, machte ihre Beine immer schwerer. Zumal die sich auch noch gut an das kraftraubende Forechecking zu Spielbeginn erinnerten. So gab es zwar noch viel Bemühen (was vom Publikum lautstark honoriert wurde) – aber nicht mehr die ganz großen Torchancen. Selbst eine 5:3-Überzahl endete ohne echte Torgelegenheit. Erst als der EHC drei Minuten vor der Schluss-Sirene den Goalie zog, ging es nochmals hoch her. Per sehenswertem Blue-Liner konnte Konstantin Bongers noch zum 3:4 verkürzen. Mehr war aber nicht mehr drin, und am Ende gelang Klostersee sogar noch ein Empty-Netter zum Endstand von 3:5.

Für ihre Leistung in diesem übrigens sehr fairen Spiel bekam das gesamte U20-Team des EHC minutenlange Anerkennung der berstend vollen Haupttribüne, während vor der Gegengerade die Gäste mit ihrem Anhang den verdienten Aufstieg feierten. Ein paar Tage wird jetzt der Frust noch in den Köpfen sein, und der Kater in den Beinen. Dann beginnt die Planung für die nächste U20-Saison, denn eines ist klar: Der EHC Freiburg muss in diese Liga, um seine Nachwuchsarbeit nachhaltig zu machen und seine Talente am Ort behalten zu können. In den vergangenen vier Jahren haben Corona, Regularien bzw. jetzt Klostersee den EHC-Aufstieg verhindert. Jetzt wird er eben in der nächsten Saison klappen.

EHC Freiburg U20 (Tore/Vorlagen): Maurice Hempel (Tor); Samuel Flamm, Maxim Skrylov, Lukas Gaus (-/1), Konstantin Bongers (1/-), Leon Wiesner (-/2), Joschi Basham, Cedric Ringenbach, Charlie Bassen (1/-), Nils Nagreli (1/-), Nils Meinzer, Maximilian Spitz, Louis Majher (-/2), Nathan Julius Hoffmann, Paul Bechtold, Milan Schiffermüller, Luis Bockstahler

Text: Toni Klein/Foto: Jens Glade

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