05.08.2010

Statement von Holger Döpke zur aktuellen Situation

In den vergangenen Wochen war es um die Wölfe Freiburg etwas ruhiger geworden. Wölfe-Gesellschafter Holger Döpke gab Arne Bicker und Wölfe-Online einen ausführlichen Rück- und Ausblick auf die Situation des Freiburger Pucksports.

(hd)  "Ich möchte zunächst die Gelegenheit nutzen, um mich im Namen der Wölfe Freiburg bei allen Anhängern des Freiburger Eissports dafür zu entschuldigen, dass der Informationsfluss in den zurückliegenden zwei Wochen relativ gering gewesen ist. Dies hat aber auch daran gelegen, dass ich derzeit gesundheitlich nicht auf der Höhe bin und die vergangene Woche im Krankenhaus verbringen musste.

Lassen Sie mich kurz zur aktuellen Situation der Wölfe Freiburg Stellung nehmen. Wir sind aufgrund der gezeigten schlechten Leistungen sportlich zu Recht aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Folglich müssen wir nach heutigem Stand in der kommenden Saison in der Oberliga antreten. Diesen Fakt müssen wir zunächst als gegeben hinnehmen. Allerdings könnte es zu dem Szenario kommen, sollte der SC Riessersee nicht in der 2. Bundesliga verbleiben oder München - bei Verzicht der betreffenden Oberligisten - ersatzlos in die DEL aufsteigen, dass die Wölfe Freiburg die Möglichkeit erhalten, gemäß den ESBG-Statuten dennoch in der 2. Bundesliga bleiben zu können. Darauf können wir jedoch erst reagieren, wenn eine verbindliche Entscheidung gefallen ist. Wir rechnen momentan damit, dass dies bis zum 15. Mai geschehen wird. Vorher wissen wir leider nicht, ob wir diese Option zur Verfügung haben werden.

Blicken wir zunächst noch einmal auf die zurückliegende Spielzeit zurück. Es war bereits während der Saison kommuniziert worden, dass die Wölfe Freiburg ein hohes Defiizit aus der Saison tragen werden. Unsere Steuerberater und Wirtschaftsprüfer arbeiten derzeit an der Fertigstellung des Jahresabschlusses (Stichtag 30. April). Wir werden in den nächsten fünf bis acht Tagen erfahren, auf welche Summe sich genau das Defizit belaufen wird. Wir kennen natürlich die ungefähren Zahlen und wissen, dass sich der Verlust im sechsstelligen Bereich bewegen wird.

Anhand dieser Bilanz stellt sich die Frage, wie man die neue Saison in Angriff nehmen soll, ohne dass dabei erneut ein ähnlich hohes Defizit zustande kommt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sponsorenlage durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise angespannter als in der vergangenen Spielzeit ist. Dies muss man deutlich sagen, denn dadurch wird es in diesem Bereich nicht leichter, sondern eher schwieriger werden. Hinsichtlich der Zuschauerkalkulation kann man aus vernünftiger Sicht heraus maximal mit jenem Schnitt der abgelaufenen Saison planen. Eine höhere Kalkulation wäre aus meiner Sicht fahrlässig.

Wir haben im Gesamtkostenbereich kaum Einsparungsmöglichkeiten, der Spielraum ist hier äußerst gering. Das größte Potenzial liegt hier im Bereich des Spieleretats. Wenn wir nun aber einen sechsstelligen Betrag im Spieleretat einsparen, dann kann sich jeder denken, wie die Mannschaft in einer etwaigen Zweitliga-Saison aussehen würde. Das heißt, dass sich die sportliche Situation durch die etatmäßig schwächere Mannschaft womöglich nicht verbessern würde. Indes ist es natürlich möglich, dass es bei einem optimalen Saisonverlauf auch einen positiven Trend geben und die Mannschaft eine bessere Rolle in der Liga spielen kann, als vorab erwartet.

In der Oberliga hätten wir derweil neben dem Spieleretat zusätzliches enormes Einsparungspotenzial in weiteren Bereichen. Wir könnten eine Mannschaft auf die Beine stellen, welche im Mittelfeld bis gehobenen Mittelfeld der Liga anzusiedeln ist. Wir würden nicht, wie von manchen zuletzt befürchtet, mit einer nicht konkurrenzfähigen Mannschaft antreten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir in Freiburg bereit sind, mit neuen Strukturen, einem neuen Konzept und der notwendigen Geduld einen langfristigen, erfolgreichen Weg zu beschreiten.

Ich möchte an dieser Stelle deutlich betonen, dass wir Gesellschafter vom Herzen und vom Kopf liebend gerne in der 2. Bundesliga spielen wollen. Jedoch ergibt sich durch die eingangs erwähnten Aspekte das Problem, dass wir in der 2. Bundesliga mit einem sehr niedrigen Etat antreten müssten. Dies wäre die einzige Möglichkeit, wenn man sich für den Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse entscheidet. Sollte uns diese Option zur Verfügung stehen, wollen wir alle in diese Entscheidung einbinden.

Es gibt aus Sicht der Gesellschafter für beide Ligen viele Argumente, die dafür, aber auch dagegen sprechen. Keiner der Gesellschafter will freiwillig und gerne in die Oberliga, vielmehr möchten wir, wenn sich uns die Gelegenheit bietet, die Chance nutzen, um in der 2. Bundesliga zu bleiben. Aber es wäre unredlich, wenn wir nicht über die bestehende Problematik reden und verantwortungsvoll handeln würden, sondern stattdessen mit einem defizitären Etat in die Spielzeit gehen und den Karren schließlich während der Saison an die Wand fahren würden.

Daher gilt es die Kernfrage zu klären, ob man mit einem Low-Budget-Team überhaupt in der 2. Bundesliga antreten will. Wie zuvor erwähnt kann eine solche Mannschaft natürlich auch über sich hinauswachsen und Kräfte freisetzen - was dem Team der zurückliegenden Saison nicht gelungen ist. Das schwache wie enttäuschende Abschneiden war schließlich nicht nur dem niedrigen Spieleretat geschuldet, sondern auch vielen anderen Faktoren. Die 2. Bundesliga ist eine Option, sofern sich die Chance dann auch bietet. Wenn verbindlich feststeht, dass wir in der Liga bleiben können, werden wir dies intensiv und gemeinsam diskutieren.

Wir wollen dabei auch erklären, über welche Möglichkeiten wir aus unserer Sicht verfügen. Mit gemeinsam meine ich auch unsere Fans, die ihre Meinung auf dem Fantalk am 15. Mai (um 15 Uhr im VIP-Raum der Franz-Siegel-Halle) einbringen können, wo wir auf ein zahlreiches Erscheinen hoffen. Die Meinung der Fans ist uns in dieser Angelegenheit sehr wichtig und wird einen großen Einfluss auf unsere Entscheidung haben. Es wird hier keine Entscheidung ohne die Einbeziehung unserer Fans und unserer Sponsoren sowie deren Meinungsbild geben.

Die Verluste der letzten beiden Jahre wurden ausschließlich durch die Kapitalerhöhung der Gesellschafter ausgeglichen. Die Gesellschafter sind sich einstimmig einig, dass eine wesentliche Kapitalerhöhung im nächsten Jahr nicht mehr der Fall sein kann. Wir sind alle darauf angewiesen, für die neue Saison eine solide Planung zu erstellen, welche kein sechsstelliges Defizit mehr zur Folge haben wird. Die letzte Spielzeit hat uns sportlichen Misserfolg gebracht, wobei wir von Beginn an auch vom Pech verfolgt waren.

Bekanntlich waren wir im Frühjahr 2009 nach einer durchaus erfolgreichen Spielzeit mit einer ungeklärten Hallensituation konfrontiert gewesen. Wir mussten die komplette Vorbereitung in der Fremde bestreiten, was zusätzliche Kosten und Einnahmeeinbußen verursacht hatte. Dank der Spendenaktion unserer Fans konnten wir einen Teil dieser Ausgaben einigermaßen abfangen, auf diesem Wege haben auch die Fans sich an diesen Kosten beteiligt.

Ein Problemkind ist unterdessen der Dauerkartenverkauf. Dieser ist leider in den letzten beiden Jahren drastisch zurückgegangen und der Zuspruch ist eigentlich kaum noch erwähnenswert. Dies ist ein Zustand, den wir für die Zukunft verbessern müssen. Daher sind wir gefordert, wieder Anreize zu schaffen, um unseren Fans Vorteile zu bieten und sie wieder verstärkt vom Kauf einer Dauerkarte überzeugen zu können. Wir werden uns in den nächsten Tagen und Wochen intensiv damit beschäftigen, um unseren Fans attraktive Angebote zu bieten. Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir den Dauerkartenabsatz wieder deutlich steigern können. Hier haben wir ganz klare Defizite gehabt.

Für die kommende Saison wollen wir die Zugangsmöglichkeit zum VIP-Raum verändern. Durch ein neues Kartenmodell, bei dem der VIP-Raum in unterschiedliche Bereiche unterteilt wird, wollen wir es den Dauerkartenbesitzern und allen weiteren Besuchern ermöglichen, den VIP-Raum zu günstigen Preisen nutzen zu können. Dies werden wir auch im Vorverkauf über gesonderte Angebote versuchen umzusetzen. Dadurch wollen wir erreichen, dass möglichst viele Fans nach dem Spiel den Weg zum gemeinsamen Gespräch und Austausch in den VIP-Raum finden, wo nach den Spielen wie gehabt die Pressekonferenz abgehalten wird.

Die vergangene Saison gestaltete sich nicht nur für die Fans, sondern auch für unsere Sponsoren nicht zufrieden stellend. Einige Sponsoren haben uns gegenüber immer wieder betont, wie wenig Spaß es Ihnen macht, ihre Kunden auf ein Eishockeyspiel aufgrund der dürftigen Leistungen und daraus resultierenden schlechten Stimmung einzuladen. Diesen Zustand mussten wir leider so hinnehmen, aber wir sind nun gefordert, daran zu arbeiten und die notwendigen Verbesserungen zu schaffen.

Bezüglich unserer Hallensituation müssen wir feststellen, dass die Franz-Siegel-Halle den heutigen Standards kaum noch gerecht wird und mittelfristig für den Profi-Sport nicht mehr geeignet ist. Daher müssen wir alles daran setzen, in konstruktiven Gesprächen mit der Stadt den geplanten Neubau zu realisieren, und wir versprechen Ihnen, alles für das Freiburger Eishockey zu tun, um dieses existenzielle Projekt umzusetzen. Allerdings sind wir nicht das entscheidende Organ, sondern nur einer von vielen, die ihre Forderungen stellen können. Deshalb bitte ich Sie, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Wir alle müssen zum Wohl des Freiburger Eishockeys an einem Strang ziehen und die Politik hier beim Wort nehmen, damit wir in vier Jahren eine neue Eishalle in Freiburg haben.

Ich möchte noch ein paar Worte zu meiner Entscheidung, mich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen, loswerden. Die Verantwortung für die vergangenen drei Jahre habe ich übernommen. Wir haben in der Nachbetrachtung einen elementaren Fehler gemacht. Wesentlich war, dass wir im ersten Jahr unserer Tätigkeit aufgestiegen sind und fortan den Schwerpunkt auf den sportlichen Bereich gelegt haben. Das Erreichen der sportlichen Ziele war für uns derart primär, dass fundamentale Faktoren und das Tagesgeschäft in den Hintergrund geraten waren.

Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der von uns gewünschte und anvisierte Professionalisierungsgrad nicht erreicht wurde. Als Konsequenz daraus habe ich mich entschlossen, Aufgaben zugunsten einer professionelleren Struktur abzugeben, um somit eine effizientere Arbeit bei den Wölfen Freiburg zu erreichen. Ich gehöre nicht zu denen, die ständig einen Rücktritt ankündigen, diesen aber nicht vollziehen. Ich werde dem Freiburger Eishockey weiterhin mit Herzblut und Leidenschaft zur Verfügung stehen, in vorderster Front sollen aber zukünftig Leute stehen, die Professionalität und Erfahrung aus diesem Bereich mitbringen. Aus diesem Grund führen wir aktuell auch intensive Gespräche mit potenziellen Kandidaten für die Position des Managers und hoffen, diese bis zum Fantalk auch besetzen zu können.

Unterdessen konnten wir auch erste Erfolge bei unserer Kaderplanung erzielen. Mit Mirko Sacher, Tobias Kunz und Ibrahim Weissleder werden uns drei junge Eigengewächse auch in der kommenden Saison - ligenunabhängig - treu bleiben. Wir freuen uns, weiterhin auf talentierte Akteure setzen zu können, die den Sprung aus dem Freiburger Nachwuchs zu den Profis geschafft haben. In der vergangenen Spielzeit waren es schließlich auch gerade die jungen Spieler, welche bis zuletzt engagiert für die Wölfe gekämpft haben und mit ihren Leistungen die gute Arbeit der Nachwuchsabteilung bestätigen konnten.

Ich möchte mich noch bei allen Fans, Sponsoren und Helfern bedanken, gerade auch bei jenen, die mich in den letzten drei Jahren unterstützt haben. Ich möchte mich auch für den Zuspruch in schwierigen Zeiten und sachlich vorgebrachte Kritik bedanken. Wir haben immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und versucht, in unserem Rahmen das Beste für das Wohl des Freiburger Eishockeys zu tun.

Zum Schluss möchte ich noch sagen: Wölfe geben niemals auf!"

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