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22.09.2019

Sechs-Punkte-Wochenende nach 7:1-Erfolg gegen Dresden

Vier Tore von Luke Pither und drei Traumvorlagen von Cam Spiro (bei insgesamt vier Assists des US-Amerikaners) verwandeln ein über zwei Drittel knappes Spiel in einen Kantersieg; Freiburg ab der zweiten Hälfte des Mitteldrittels die läuferisch und spielerisch klar bessere Mannschaft

Die entscheidende Spielphase
Während in der Mitte des zweiten Drittels das Spiel klar zugunsten des EHC gekippt war, betraten die beiden Mannschaften dennoch mit dem knappen Spielstand von 2:1 für Freiburg das Eis für das Schlussdrittel. Die Drittelpause schien dabei aber nicht mit einem Momentum-Verlust für den EHC einhergegangen zu sein, denn innerhalb der ersten drei Minuten des Schlussabschnitts erzielte der EHC zwei Tore, die ihm endlich auch das zählerische Übergewicht in Form einer 4:1-Führung brachten. Diese Treffer gingen auf zwei nahezu identische Ausgangssituation zurück: Beide Male setzte nämlich Cam Spiro von der rechten Bande des Offensivdrittels einen Mitspieler in Szene, der dann zum Torerfolg kam: Zunächst fand der US-Amerikaner Jannik Herm, der läuferisch stark zum Tor vorgedrungen war (3:1; 42.) und dann – nur 100 Sekunden später – Luke Pither (4:1; 43.). Alle Tendenzen des Mitteldrittels machten sich nun noch deutlicher bemerkbar: Freiburg „spielte schnell“ und Dresden „brach auseinander“, so die beiden Cheftrainer.

Turbulente Minuten um Ben Meisner
Die 2517 Zuschauer in der Echte-Helden-Arena erlebten eine Schrecksekunde, als in der 47. Minute Ben Meisner nach einer Kollision aus mehreren Spielern, die eine Strafe gegen den EHC hervorbrachte, auf dem Boden liegen blieb und behandelt werden musste.
Nach genau einer Minute konnte er dann aber direkt einen Schlenzer parieren und zeigte, dass er wieder im Spiel war – und in der 51. Minute verließ er ohne Rücksicht auf eine weitere Kollision seinen Kasten und klärte trotz anstehendem Körperkontakt mit einem Gegner einen ungenauen tiefen Pass der Dresdner. Kurz darauf erhielt er jedoch eine Strafe für Spielverzögerung, als er sich nach einer weiteren Kollision – vielleicht aus Frustration – die Maske vom Kopf stieß.
Beide Trainer reagierten auf diese Aktion mit zwei strategischen Zügen: Peter Russel nahm eine Auszeit und Dresden agierte im folgenden Powerplay bei 1:4-Rückstand mit einem sechsten Feldspieler bei leerem Tor – neun Minuten vor Schluss volles Risiko um vielleicht doch noch einmal ins Spiel zu finden. Zwei nicht getroffene Direktabnahmen und eine Befreiung des EHC nach bereits abgelaufener Strafe führten jedoch zum 5:1 durch Luke Pither (54.).

Identitätsfindung wo man nur hinschaut
Schnelles Eishockey, Scheibe aufs Tor und bedingungsloser Einsatz – für Peter Russel stimmte am heutigen Abend (spätestens ab dem zweiten Drittel) alles. Und um eben diese Eishockey-Tugenden habe seine Mannschaft nun damit begonnen eine „Identität“ anzunehmen, so der O-Ton des Freiburger Cheftrainers. Irgendwie war es dann schon passend, dass Freiburgs Coach ausgerechnet an dem Abend über das Thema Selbstfindung spricht, an dem in der namentlich ebenfalls noch jungen Echte-Helden-Arena das neue Maskottchen des EHC getauft wurde – die Freiburger Eishockeygemeinde freut sich nun auch offiziell über ihren neuesten Zuwachs: Er heißt Wolfi.

Der Reihe nach
Beide Mannschaften spielten im ersten Drittel munter nach vorne – Chancen gab es hier und da. So musste Ben Meisner einen gefährlichen Tip-in-Versuch von Niklas Jentsch parieren (5.) und auf der anderen Seite zeigte der EHC ein dynamisches Spiel, als Wittfoths Forechecking eine Chance einleitet (6.) und nach einem Dresdner Scheibenverlust im Freiburger Drittel Herm, Spiro und Pither in Combo aufs gegnerische Tor marschierten (8.) - oder auch als Christmann vor dem Tor und Pither aus der Distanz in der gleichen Spielsequenz abzogen und die Scheibe zweimal frei vor dem Dresdner Tor lag (10.).
Es folgten insgesamt drei unnötige Foulspiele, die Special-Team-Situationen hervorbrachten: Dresdens Powerplay endete nach nur fünf Sekunden – und das sich an diese Vier-gegen-vier-Phase fast direkt anschließende zweite Überzahlspiel der Gäste resultierte in einem tiefen Pass von Jannik Herm auf Jozef Balej, der den EHC mit 1:0 in Führung brachte (15.).
Der Schluss des ersten Drittels gehörte Dresden: Meisner konnte zunächst einen Schuss von Hanusch aus dem Rücken der Abwehr parieren (18.), war dann aber noch in der gleichen Minute chancenlos, als der Dresdner Verteidiger Kevin Lavallée die Scheibe im Freiburger Drittel halten konnte und Dale Mitchell zum 1:1 einnetzte.
Das zweite Drittel begann mit einer ähnlichen Dresdner Powerplay-Situation wie im ersten Drittel – durch ein Foul ihrerseits war das Überzahlspiel der Gäste diesmal nach 55 Sekunden vorbei. Auf das gut einminütige Powerplay folgte das 2:1 für den EHC durch Luke Pither, der nach einem Zusammenspiel von Spiro und Billich die Scheibe einnetzen konnte (25.). Das dritte Foulspiel in diesem Drittel, das sich wie im ersten Drittel an diese Sequenz anschloss, wurde diesmal aber von Dresden begangen. Dem Tor zum 2:1 folgten somit 15 Minuten, die fast nur dem EHC gehörten. Die Powerplay-Formationen konnten sich beide in ihrer 1-3-1-1-Aufstellung gut im Dresdner Drittel etablieren und durch Saakyan von jenseits der Torlinie, ein Tic-Tac-Toe von Linsenmaier, Wittfoth und Neuert, sowie einen Zug vom Flügel aufs Tor von Jozef Balej drei große Chancen erarbeiten.
In der zweiten Hälfte des Mitteldrittels häuften sich die Chancen der Wölfe: Ein Wechselfehler der Dresdner sah Linsenmaier und Saakyan alleine aufs Dresdner Tor zulaufen (32.), Wittfoth lupfte ein Volleyzuspiel auf den vorgerückten Pageau (37.), Kurz spielt per Schlagschuss Spiro vor dem Tor an (38.) und ein Tic-Tac-Toe-Versuch von Billich auf Saakyan auf Linsenmaier (40.) schickte das Spiel in seine zweite Pause.
Das dritte Drittel erlebte dann, wie oben beschrieben, den entscheidenden Doppelschlag von 2:1 auf 4:1 (42./43.), Meisners Verletzung und Strafe (47./51.) und Pithers zweiten Treffer zum 5:1 am Ende einer 6-gegen-4-Sequenz (54.).
Das nun schon vermeintlich entschiedene Spiel sah weiterhin einen läuferisch starken EHC, der sich u.a. zwei Chancen für Christian Billich erspielte, von denen der Ex-Dresdner eine zum 6:1 verwandeln konnte (57.). Der krönende Abschluss des Spiels erfolgte dann durch den vierten Assist von Cam Spiro und das dritte Tor von Luke Pither zum 7:1 in der 58. Minute – passender hätte dieser frühe Eishockey-Abend (und Wolfis Taufe) nun wirklich nicht enden können.

So geht es weiter
Zwei Mannschaften, die unterschiedliche Richtung einzuschlagen scheinen: Dresden geht nun im zweiten Jahr in Folge ohne 60-Minuten-Sieg ins dritte Wochenende und Freiburg nimmt seine Freude, die es laut Russel heute gehabt habe, am Freitag, 27.09. nach Heilbronn. Das nächste Heimspiel findet heute in einer Woche, am Sonntag, 29.09. gegen Bietigheim statt. Den EHC erwarten somit zwei badisch-schwäbische Derbys zum Ende des ersten Kalendermonats der Saison.


Tore:
1-0 (14:05) Jozef Balej (Jannik Herm) – shorthanded
1-1 (17:59) Dale Mitchell (Kevin Lavallée, Thomas Pielmeier)
2-1 (24:57) Luke Pither (Christian Billich, Cam Spiro)
3-1 (41:07) Jannik Herm (Cam Spiro, Patrick Kurz)
4-1 (42:48) Luke Pither (Cam Spiro, Jannik Herm)
5-1 (53:33) Luke Pither Christian Bauhof) – empty net
6-1 (57:01) Christian Billich (Nikolas Linsenmaier, Gregory Saakyan)
7-1 (57:23) Luke Pither (Cam Spiro, Jannik Herm)

Strafzeiten:
Freiburg: 10 Minuten
Dresden: 6 Minuten

Aufstellung des EHC Freiburg:
Ben Meisner / Leon Meder
Spiro, Pither, Herm / Pageau, Spornberger
Saakyan, Linsenmaier, Billich / Brückmann, Kurz
Neuert, Balej, Wittfoth / Rießle, Neher
Bauhof, Trattner, Christmann

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