spielbericht heilb
19.10.2022

Punktgewinn nach Achterbahnfahrt in Heilbronn

Der EHC Freiburg hat sein Auswärtsspiel bei den Heilbronner Falken mit 5:6 nach Penaltyschießen verloren

Ein starkes erstes Drittel ohne Torerfolg; ein zweites Drittel, in dem Heilbronn nahezu alles richtig macht und dem EHC gleich fünf Tore einschenkt; und eine kämpferisch und spielerisch starke Aufholjagd der Wölfe im letzten Drittel sorgten für ein abwechslungsreiches und anschauliches Eishockeyspiel, an dessen Ende der EHC Freiburg im Shootout unterliegt – nach einem zwischenzeitlichen 1:5-Rückstand jedoch einen Tabellenpunkt bejubeln kann.

Neben den Ausfällen von Christian Billich, Christoph Kiefersauer und Kyle Sonnenburg standen Robert Hoffmann für das heutige Baden-Württemberg-Derby ebenfalls Shawn O’Donnell und Patrck Cerveny nicht zur Verfügung. Dafür kehrte Alexander De Los Rios, der in diesem Spiel zum „Punktwinner“ avancieren sollte, nach kurzer Pause wieder in das Aufgebot der Wölfe zurück. Er war auch früh im Spiel Dreh- und Angelpunkt eines gut laufenden Powerplays des EHC, das sich dieser durch druckvolles Forechecking zu Spielbeginn redlich verdient hatte. Wie aber auch sonst oft in diesem Eröffnungsdrittel waren klare Torchancen eher Mangelware.

Heilbronn fand um das erste Powerbreak herum besser ins Spiel, indem es dieses mit einer Ablegerchance nach einem Scheibenverlust der Wölfe in deren eigenem Drittel einleitete. Eine ähnlich gute Gelegenheit bot sich vier Minuten vor Drittelende Nikolas Linsenmaier nach einem Anspiel von Tor Immo – zählbarer Erfolg blieb für diese neue Kombination im Freiburger Angriff, die entstanden war, nachdem Robert Hoffmann als Resultat des Ausfalls von O’Donnell seine ersten beiden Sturmreihen durcheinanderwirbelte, jedoch aus. Beinahe wäre dieser Treffer aber in den Schlussekunden des ersten Drittels erfolgt, als den Wölfen der Umstand in die Hände fiel, dass bei Maximilian Leitner – einem von lediglich drei gelernten Verteidigern, die heute in den Defensivreihen der Falken aufliefen – eine Kufe am Schlittschuh brach und sich die Wölfe nur vier agilen Gegnern in deren eigenem Slot gegenüber sahen.

Eine solche Führung wäre für den EHC wohl nicht nur das Tüpfelchen auf dem I eines guten ersten Drittels gewesen, in dem man die Schussstatistik mit 14:6 und die Bullybilanz mit 14:3 anführte – in Anbetracht der Szenen, die sich im zweiten Spielabschnitt abspielen sollten, wäre sie sogar unentbehrlich gewesen. Im Mittelabschnitt des Spiel gelangen den Gastgebern nämlich sage und schreibe fünf Tore (davon vier in zehn und drei in gut sechs Minuten), die dem Rudel beinahe zum Verhängnis werden sollten – jedoch auch in den Zweikämpfen geradlinigere, durch das Mitteldrittel spritzigere und vor dem gegnerischen Tor abgebrühtere Falken widerspiegelten.

So kam der Rückstand des EHC in einer unübersichtlichen Situation im Freiburger Slot zustande; das 0:2 aus Wölfe-Sicht nach starker Arbeit des nicht an den Scorerpunkten beteiligten Stürmers Philip Hecht am Torkreis vor Luis Benzing; das 0:3 aus spitzem Winkel von Stefan Della Rovere, der in einem Powerplay verwertete, das sich die Falken durch einen Konter erarbeitet hatten; und schließlich traf in diesen ersten 12 Minuten des Mitteldrittels Moritz Elias zum zweiten Mal – diesmal direkt nach einem Scheibenverlust von Marc Wittfoth am Freiburger Torraum.
Akzente der Wölfe kamen dann allmählich in der 36. Minute zum Vorschein, als Tor Immo Kevin Orendorz in Szene setzte und dieser zwei Minuten später – diesmal durch einen Assist von Nikolas Linsenmaier – traf. Doch dieses Aufschnaufen der Wölfe eineinhalb Minuten vor Drittelende sollte noch nicht einmal bis in die zweite Pause hinein andauern – vor Ablauf der 40. Minute traf nämlich Kenney Morrison nach energischem Laufweg und tollem Anspiel von Alexander Tonge zum 5:1 für Heilbronn.

Den Wölfen gelang es dann jedoch nach nur 44 Sekunden im dritten Abschnitt, auf diesen Treffer der Falken binnen einer Minute tatsächlicher Spielzeit eine Antwort zu finden. So traf Tor Immo nach einer Vorlage von Linsenmaier zum 2:5 aus Wölfe-Sicht – und gleichzeitig leiteten Strafen, die zu diesem Zeitpunkt auf beiden Seiten ausgesprochen wurden, eine Druckphase des EHC ein, die sich über das gesamte letzte Drittel erstrecken sollte. In zwei Überzahlspielen tauchte insbesondere Calvin Pokorny am linken Flügel, aber auch Tor Immo am rechten Flügel, brandgefährlich auf. Belohnt wurde diese Fünf-gegen-vier-Formation der Wölfe dann durch das 3:5 von Kevin Orendorz in der 49. Minute. Doch auch nach diesen Überzahlspielen hielten die Wölfe ihren Druck aufrecht – im Zuge dessen kreierte Immo mit seinem zweiten Treffer des Abends zum 4:5 nach einer starken Vorlage von De Los Rios den knappsten Wölfe-Rückstand nach nunmehr genau 30 Spielminuten.

Genau zwei Minuten vor Ende der Partie nahm Robert Hoffmann nach einer Auszeit Luis Benzing vom Eis. Folglich wiederholten sich scheinbar die Powerplay-Szenen der ersten Hälfte des Schlussdrittels. Heilbronn war sich jedoch nicht zu schade dafür, sich durch Icings zwischenzeitlich zu retten. Dennoch hatte 27 Sekunden vor Ende Mark Réway eine goldene Chance am Torraum auf dem Schläger – und kurz danach war es De Los Rios, der in seinem Comebackspiel mit einem satten Schlagschuss 13 Sekunden vor Ende den Ausgleich erzielte.

Die Verlängerung sah nun den Gastgeber wieder vermehrt nach vorne spielen – Luis Benzing gelang es jedoch, zwei Schlenzer im Slot vor ihm zu entschärfen und das Spiel somit in ein Penaltyschießen zu schicken. In diesem sollte der erste Treffer der einzige bleiben und Heilbronn den Extrapunkt einbringen.

Nach diesem mitreisenden Spiel am Neckar tritt der EHC Freiburg bereits drei Tage später – am Freitag – bei den Selber Wölfen an, bevor dann am Sonntag um 18.30 Uhr der EV Landshut in der „Echte Helden Arena“ gastiert.

Tore:
1:0 (22:01) Elias (Fischer)
2:0 (24:44) Volkmann (Elias)
3:0 (28:09) Della Rovere (Tonge, von Ungern-Sternberg) – PP1
4:0 (31:46) Elias (Volkmann, Hecht)
4:1 (38:26) Orendorz (Linsenmaier)
5:1 (39:45) Morrison (Tonge) – PP1
5:2 (40:44) Immo (Linsenmaier, Pokorny)
5:3 (48:45) Orendorz (Linsenmaier, Immo) – PP1
5:4 (54:34) Immo (De Los Rios)
5:5 (59:47) De Los Rios (Linsenmaier)
6:5 (Shootout) Elias

Schüsse: Heilbronn 29 (6/13/7/2), Freiburg 52 (14/11/25/2)
Strafen/Strafminuten: Heilbronn 6/12, Freiburg 4/8
Überzahleffizienz: Heilbronn 2-2, Freiburg 1-4
Schiedsrichter: Brill, Polaczek / Lamberger, Feuerbach
Zuschauer: 1270

Aufstellung:
Benzing (Salmik)
Linsenmaier, Immo, Réway / De Los Rios, Pokorny
Cressey, Wittfoth, Orendorz / Trinkberger / Neher
Makuzki, Danner, Hon / Kaisler, Hochreither
Otten, Bongers

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