jojo nachruf
05.02.2023

Nachruf: Jozef ‚Jojo‘ Capla verstorben

Am Mittwoch, 1. Februar 2023, ist nach langer Krankheit Jozef „Jojo“ Capla in Augsburg verstorben.

Jojo Capla hatte in Freiburg als Cheftrainer den Aufstieg in die Bundesliga verantwortet und die legendäre Bundesliga-Mannschaft um Jiri Crha, Milan Chalupa und Thomas Dolak gecoacht. Jahre später kehrte er als Chef-Nachwuchstrainer noch einmal zum südbadischen EHC zurück und hinterließ auf diese Weise in der Breisgau-Metropole seine unverwechselbare Handschrift.

Jozef Capla wurde am 1.9.1938 im heute slowakischen Bratislava geboren und bestritt als höchst erfolgreicher Verteidiger für seinen Heimatclub Slovan Bratislava und während seiner Militärzeit für Dukla Iglau 44 Länderspiele mit dem Team der CSSR (Tschechoslowakei). Mit diesem errang er 1965 den Vizeweltmeister-Titel. Zwei Jahre zuvor hatte Capla den ersten Eishockeyschläger mit einem gebogenen Schlägerblatt erfunden, der allen Spielern weltweit heute als Selbstverständlichkeit gilt.

1969 wechselte Capla als osteuropäischer Profi zum Augsburger EV in die Deutsche Bundesliga – was zu Zeiten des eisernen Vorhangs einer Sensation gleichkam. In 101 Spielen schoss er als Verteidiger 44 Tore für den AEV. Jojo Capla beendete seine aktive Karriere 1973 und kam nach Trainerstationen in Augsburg, Rosenheim und Miesbach sowie als bayerischer Landesverbandstrainer zum EHC Freiburg, wo er unter dem damaligen Club-Boss Dr. Georg-Heinrich Kouba eine neue Ära einleitete.

Später war Capla unter anderem für Klagenfurt, Schwenningen und Füssen als Coach tätig. In Freiburg gründete er, zurückgekehrt als Nachwuchs-Trainer, ein Nachwuchs-Leistungszentrum in Internatform, das zwei Jahre Bestand hatte und aus dem etliche spätere Profis hervorgingen, die als Jugendliche in Räumen des Freiburger Schwabentors und des Olympiastützpunkts gelebt und in der damaligen Franz-Siegel-Halle trainiert und gespielt hatten.

Schon in seiner Zeit als aktiver Spieler hatte ihm der Nachwuchs besonders am Herzen gelegen. Zugute kam ihm als Wissensvermittler, dass er wie kein zweiter das Spiel nicht nur intuitiv, sondern auch analytisch zu lesen wusste und dabei im Laufe der Jahre als Vorreiter in der Eishockey-Trainingslehre ein einmaliges Wissen um die theoretischen Hintergründe, Details und Zusammenhänge seiner Lieblingssportart anhäufte. Teile hieraus veröffentlichte er unter anderem in mehreren innovativen Eishockey-Fachbüchern.

Capla lehrte unter anderem, dass sich das Eishockey eigentlich aus drei verschiedenen Sportarten - Schlittschuhlauf, Hockey und physische Zweikämpfe – zusammensetze und daher äußerst komplex und koordinativ wie motorisch maximal anspruchsvoll sei. Wer sich hier durchzusetzen wusste, musste ein guter Sportler sein! Eine seiner vielen innovativen Coaching-Ideen sah vor, auch während eines Spiels bei doppelter Überzahl 5 – 3 den eigenen Torwart zugunsten eines sechsten Feldspielers auszutauschen, um so noch mehr offensive Schlagkraft und Torgefahr zu erlangen.

Jojo Capla kannte das Eishockey von allen Seiten und in all seinen Dimensionen in- und auswendig; er hatte dem schnellsten Mannschaftssport der Welt sein gesamtes Leben zu Füßen gelegt. Mit all seinem Herzen und Verstand hatte sich Jojo Capla seiner Lieblingssportart Eishockey verschrieben. Und er teilte nicht nur in Freiburg sowohl sein enzyklopädisches Wissen als auch seine Liebe und hohe Motivationsfähigkeit im rasanten Kufensport mit jedem, der ihn darum bat – als Spieler, Profi-Trainer, Nachwuchstrainer, Trainerausbilder im Bundesleistungszentrum Füssen, international überall gern gesehener Referent und langjähriger Leiter der 1974 von ihm innovativ gegründeten, ersten deutschen  Sommer-Eishockeyschule in Füssen. Diese trug als „Capla-Hockey-Acadamy“ seinen Namen und leistete wertvolle Ausbildungs- und Entwicklungsarbeit für das deutsche Eishockey.

Jojo Capla wurde 84 Jahre alt. Er hinterlässt Ehefrau, Sohn und zwei Enkelkinder. Der EHC Freiburg trauert und wird Jojo Capla in bester Erinnerung behalten.

Zurück