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08.03.2021

Last-Hunderstel-Tor beschert den Sieg

Unglaubliche Schlussphase sichert den Wölfe den nächsten Heimsieg

Der EHC Freiburg hat sein Heimspiel gegen den EC Bad Nauheim mit 5-4 gewonnen. Angreifer Chad Bassen erzielte nach turbulentem Spielverlauf den Siegtreffer sage und schreibe 0,4 Sekunden vor Spielende.

Vor dem Spiel
Bad Nauheim hatte definitiv etwas gutzumachen, verloren sie doch das erste Gastspiel in Freiburg Anfang Dezember noch mit 8-1. Und obwohl die Wetterauer derzeit nur den letzten Tabellenplatz belegen, durfte Freiburg sich seiner Sache nicht allzu sicher gewesen sein – ob der bekannten Ausgeglichenheit der DEL2.

Beim EHC kehrte Cam Spiro in die Mannschaft zurück, Evan Mosey musste für ihn auf der Tribüne Platz nehmen. Der letztjährige Top-Scorer der Wölfe nahm die Sturmposition an der Seite von Bassen und Gregory Saakyan ein.

Das erste Drittel – Bassen und Meisner machen den Unterschied
Freiburg brauchte einige Minuten, um ins Spiel zu finden und so waren es in der Anfangsphase die Gäste aus Bad Nauheim, welche die besseren Chancen verzeichnen konnten. Die allerbeste davon hatte Christoph Körner in der vierten Minute, als er allein vor Ben Meisner auftauchte, aber gleich zweimal am Keeper der Wölfe scheiterte.

Erst gegen Mitte des Drittels gelang es dem EHC, auch über längere Zeiträume Druck in der gegnerischen Offensivzone aufzubauen und eigene Chancen zu kreieren. Das zu diesem Zeitpunkt etwas glückliche 1-0 fiel dann allerdings aus einem Konter heraus, in dem Oleg Leon Tschwanow zunächst noch an Felix Bick scheiterte, Chad Bassen dann aber beim Rebound Übersicht und Geduld bewies und letztlich ins leere Tor einnetzte.

In der Folge verdiente sich Freiburg die Führung nachträglich. Die Gastgeber waren nun klar am Drücker und hätten auch durchaus erhöhen können. Doch zwei Strafzeiten gegen Ende des ersten Abschnitts brachten die Roten Teufel zurück ins Spiel. Bad Nauheim erhöhte nun seinerseits die Schlagzahl und Ben Meisner konnte sich über zu wenig Arbeit definitiv nicht beklagen. Der Deutsch-Kanadier hielt jedoch souverän und so ging es mit einem knappen 1-0 in die erste Pause.

Das zweite Drittel – Freiburg glänzt im Powerplay, Bad Nauheim bleibt im Spiel
In den zweiten 20 Minuten zeigte sich, wie wichtig im Eishockey gut funktionierende Special Teams sind. Während Bad Nauheim auch in seinem zweiten Powerplay erfolglos blieb, dauerte es für Freiburg in dessen erster Überzahl gerade einmal 18 Sekunden, ehe Gregory Saakyan zum 2-0 traf. Scott Allen war im entscheidenden Moment vor dem Kasten von Bick zur Seite getreten, so dass die Freiburger Nummer 10 diesen mit einem platzierten Handgelenksschuss ins kurze Eck überwinden konnte.

Und auch das zweite Powerplay der Wölfe führte zum Tor: Aus quasi derselben Position wie Saakyan zuvor traf dieses Mal Nikolas Linsenmaier – Unterschied war, dass dieses Mal niemand Bick die Sicht versperrte, der Freiburger aber dafür alle Zeit der Welt hatte, Maß zu nehmen und den Keeper schließlich mit einem feinen Schlenzer über die Schulter zu überwinden.

Die Hälfte des Spiels war zu diesem Zeitpunkt absolviert und nun sah alles nach einem souveränen Heimsieg für die Freiburger aus, denen es in dieser Phase mit allen vier Reihen gelang, ordentlich Offensiv-Druck aufzubauen. Doch die Hessen gaben zu keinem Zeitpunkt auf und erarbeiteten sich zum Drittelende wieder erste gute Chancen, von denen Frédérik Cabana in der 39. Minute schließlich in einem 2-auf-1-Konter eine zum Anschlusstreffer nutzen konnte.

In den verbleibenden Sekunden des Abschnitts hatten die Gäste entsprechend Oberwasser und nur der Pfosten verhinderte Augenblicke vor der Sirene das zweite Tor Bad Nauheims.

Das dritte Drittel – Dramatik pur in der Echte Helden Arena
Die Wölfe kamen offensichtlich mit der Einstellung zurück aufs Eis, sich das Momentum sofort wieder zurückzuholen und machten gleich mit dem ersten Wechsel mächtig Dampf. Doch wie schnell sich gute Vorsätze zerlegen lassen, bewiesen die folgenden Sekunden: Zunächst traf Christoph Körner in der 42. Minute mit dem ersten Schuss Bad Nauheims im letzten Drittel zum 2-3, und nur eine Minute später stocherte Stefan Reiter die Scheibe im Getümmel vor Meisner zum Ausgleich über die Linie.

Doch wie bereits etliche Male diese Saison zuvor zeigte sich der EHC nur kurzzeitig geschockt und schaltete dann wieder in den eigenen Offensivmodus um. Zwischen der 45. und 55. Minute erspielte sich Freiburg Chance um Chance – doch gleichzeitig lauerten auch die Gäste auf ihre immer wieder möglichen Kontergelegenheiten.

In der 55. Minute machte sich die Arbeit der Wölfe dann aber doch belohnt: Rückkehrer Cam Spiro zeigte sich hinter dem Tor von Felix Bick geduldig und spielte im richtigen Moment den Rückpass vor das Tor auf Saakyan, der Bick im kurzen Eck überraschen konnte und seine Farben erneut in Führung brachte.

So turbulent und abwechslungsreich der Spielverlauf bis hierhin bereits gewesen war, so erhöhte sich nun die Dramatik nochmal ins beinahe Unermessliche: Zunächst nahmen die Roten Teufel logischerweise ihren Keeper vom Eis und 30 Sekunden vor Spielende gelang Freddie Cabana per Abfälscher der von seiner Mannschaft umjubelte 4-4-Ausgleich. Doch dann startete Chad Bassen Sekunden vor Abpfiff seinen letzten Angriff, ließ – wieder einmal – die gesamte Defensive des Gegners aussteigen und netzte 0,4 Sekunden – ja, richtig gelesen, 0,4 Sekunden vor Ende – durch die Schoner von Bick zum 5-4-Siegtreffer ein.

Fazit: Wenn’s läuft, dann läuft‘s
Möchte man kühl analysieren, könnte man das Fazit ziehen, dass Freiburg dieses Spiel früher hätte entscheiden können. Bis kurz vor Ende des zweiten Drittels hatten sich die Wölfe ein immer deutlicheres Übergewicht erspielt und ließen vor allem defensiv wenig anbrennen. Zwei unnötige Konter-Gegentore später hatte sich das Momentum dann jedoch zugunsten der Gäste verlagert, die dieses zum Ausgleich nutzen konnten.

Was Freiburg jedoch dann im Anschluss an diesen Rückschlag zeigte, bewies einmal mehr, welch fantastische Moral in diesem Team steckt. Ohne jeglichen Zweifel an der eigenen Stärke erkennen zu lassen, schalteten die Wölfe-Spieler erneut einen Gang höher und erspielten, erarbeiteten und erkämpften sich die erneute Führung.

Was sich dann in den letzten Sekunden abspielte, kann man als extreme Verdichtung dieser mannschaftlichen Einstellung – plus natürlich einer gewissen Portion Glück – sehen. In Person von Chad Bassen, der sich in den letzten Wochen immer mehr zu einem weiteren Schlüsselspieler entwickelt hat, schüttelte Freiburg den Rückschlag des Ausgleichs – ebenso wie die Verteidiger Bad Nauheims – ab und stellte unter Beweis, wieso man derzeit diesen spektakulären Lauf von 14 Spielen mit Punkten in Folge hat.

Tore:
1-0 (09:56) Chad Bassen (Alexander Brückmann, Oleg Leon Tschwanow)
2-0 (24:00) Gregory Saakyan (Andreé Hult, Nick Pageau) - PP1
3-0 (28:58) Nikolas Linsenmaier (Alexander Brückmann, Cam Spiro) - PP1
3-1 (38:34) Frédérik Cabana (Daniel Ketter, Stefan Reiter)
3-2 (41:30) Christoph Körner (Daniel Ketter, Cason Hohmann)
3-3 (42:33) Stefan Reiter (Frédérik Cabana, Huba Sekesi)
4-3 (54:09) Gregory Saakyan (Cam Spiro, Chad Bassen)
4-4 (59:29) Frédérik Cabana (Tomas Schmidt, Cason Hohmann) - 6:5
5-4 (59:59) Chad Bassen

Strafzeiten: Freiburg 16, Bad Nauheim 4
Überzahl-Effizienz: Freiburg 2-2, Bad Nauheim 0-3
Schüsse: Freiburg (15/13/12), Bad Nauheim (15/15/12)
Schiedsrichter: Marcus Brill, Michael Klein / Christian Höck, Dominik Pfeifer
Zuschauer: 0  

Die Freiburger Aufstellung:
Meisner (Benzing)
Allen, Hult, Billich / Spornberger, Pageau
Spiro, Bassen, Saakyan / Brückmann, Kurz
Wittfoth, Linsenmaier, Danner / Neher, Kaisler
Tschwanow, Trinkberger / Rausch

Foto: Achim Keller

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