30.11.2007

Interview mit Petr Mares

Er hängt am EHC wie kaum ein anderer. Er ist nach Ravil Khaidarov der Spieler mit den meisten Einsätzen für die Wölfe und zugleich drittbester Scorer der Ewigen Bestenliste. In dieser Saison führt er die teaminterne Punktewertung an und schoss sich zuletzt an die Spitze der Torjägerliste in der Oberliga. Die Rede ist natürlich von Petr Mares. Nach dem 8:1 Triumph über die Saale-Bulls aus Halle nahm sich der Wölfe-Torjäger einige Minuten Zeit, um mit EHC-Online über die aktuelle Lage, seine Zeit in Bietigheim und noch vieles mehr zu sprechen. Außerdem verriet der 28jährige, wer in seinem "Dream Team" stehen würde.


EHC-Online: "Hallo Petr! Du wolltest aus eigenener Initiative am Fantalk der Wölfe [19.November] teilnehmen. Was hat dich dazu bewogen?"

Petr Mares: "Ich wollte meine Meinung zur Beschimpferei der letzten Wochen und dem ständigen Heruntermachen der Spieler äußern. Ich hatte beim Fantalk noch vergessen zu sagen, dass die Fans, wenn sie etwas haben, mir es ins Gesicht sagen sollen und das nicht einfach im Forum schreiben. Ich finde, das ist der falsche Weg."

EHC-Online: "Die Stimmung wurde zuletzt ja wieder besser. Denkst du, dass es anerkannt wird, dass ihr mittlerweile auch nach außen hin als richtiges Team auftretet? Das habt ihr sicher auch schon vorher getan, jedoch konnte man das nicht immer richtig erkennen."


Mares: "Wir waren auch vorher schon eine Mannschaft. Aber spielerisch hat es nicht hingehauen. Das war halt das Problem und deswegen hat es wahrscheinlich nicht gepasst. Nun spielen wir jedoch ein anderes System, jetzt spielen wir so, wie man es sich vorstellt. Wir spielen nun defensiv und kein Hurra-Eishockey, Peter Salmik hatte schon recht mit der neuen Ausrichtung. Wir spielen jetzt eben zuerst defensiv und die Chancen kommen dann schon. Wir lagen heute nach dem ersten Drittel 0:1 hinten, haben abgewartet und die Partie dann umgebogen, Wir haben uns ruhig und überlegt an unsere Vorgaben gehalten."

EHC-Online: "Angesprochen auf die Spielweise, das defensive System ist eindeutig erkennbar, gerade auch in Unterzahl. Der Hallenser Trainer hat zwar gemeint, dass seine Mannschaft in Überzahl schlecht gewesen sei, aber man kann es auch von der anderen Seite aus sehen: Euer Penalty Killing war verdammt gut."

Mares: "Wenn wir 0:3 hinten gelegen hätten, bei der langen Unterzahl, die wir hatten, dann sagt er natürlich etwas ganz anderes. Aber wir haben einfach sehr gut in Unterzahl gespielt und das umgesetzt, was wir trainiert haben."

EHC-Online: "Wo siehst du in eurem Spiel noch Handlungs- bzw. Verbesserungsbedarf?"

Mares: "Wir müssen einfach 60 Minuten lang konzentriert Eishockey spielen, sehr gutes Eishockey spielen. Das will jeder, natürlich auch der Trainer. Fehler passieren natürlich, da kassiert man immer mal wieder ein Gegentor. Für mich ist es wichtig, dass wir 60 Minuten konzentriertes und gutes Eishockey spielen. Gegen Füssen haben wir zwei Drittel lang gutes Eishockey gespielt, das letzte Drittel war nicht so optimal. Wir müssen einfach 60 Minuten lang aus einer sicheren Defensive heraus agieren und auf unsere Chance warten."

EHC-Online: "Du warst zwei Jahre lang in Bietigheim. Rückblickend betrachtet, hat es sich gelohnt oder hast du den Wechsel im Nachhinein bereut?"

Mares: "Nein, von Bietigheimer Seite aus waren alle korrekt und es war ein sehr gut geführter Verein, alles sehr professionell. Wenn es an etwas gehapert hat, dann hat man alles bekommen, was man gebraucht hat. Das war alles top. Am Ende war es dann sportlich leider nicht mehr zufriedenstellend. In den Playoffs 2006, als wir gegen Schwenningen ausgeschieden sind, lief es für mich sehr gut und auch die Saison war gut. Deshalb hatte ich dann auch für ein weiteres Jahr unterschrieben. Das es dann da nicht hingehauen hat, war auch für mich schade. Bietigheim war eine sehr gute Zeit, auch für meine Kinder und meine Frau. Es war optimal."

EHC-Online: "Schauen deine Frau und deine Kinder auch bei den Spielen zu?"

Mares: "Ja. Die schauen auch oft zu, wobei wir darauf achten müssen, wie es mit der Schule ist. Meine Frau nimmt die Kinder mit, dann bleiben sie ein Drittel hier, aber dann wollen sie auch wieder heim."

EHC-Online: "Seid ihr als Mannschaft durch die letzten Wochen, die ja nicht einfach waren, noch mehr zusammengewachsen?"

Mares: "Auf jeden Fall. Das merkt man in der Kabine. Die Sitzordnung hat sich auch nach der Länderspielpause geändert. Ich muss sagen, wir sind jetzt noch mehr als Mannschaft zusammengewachsen"

EHC-Online: "Die letzte Woche gegen Füssen hast du dich zunächst für Marc Wittfoth und dann auch für Ronny Glaser, die beide von Gegenspielern unfair angegangen wurden, eingesetzt. Heute warst du auch zur Stelle, als Tomas Kucharcik unfair in die Bande gecheckt wurde. Du hast dich aber dann doch eher zurückgehalten, ehe Milan Kubis ausgerastet ist. Wie schwierig ist es eigentlich, sich in solchen Situationen zurückzuhalten, gerade wenn der Teamkollege verletzt auf dem Eis liegt."

Mares: "Naja. Ich habe da auch an das Spiel gegen Leipzig gedacht. Weil ich ein Mannschaftsspieler bin, auch wenn das einige anders sehen. Wenn ich keine Lust hätte, nach Leipzig zu fahren, dann hätte ich mich solange geprügelt, bis ich eine Spieldauer bekommen hätte. Aber das war auch schon gegen Füssen ähnlich. Denn ich habe mir gesagt, dass wir zu Hause spielen und ich es einfach nicht machen kann, denn wir brauchen jeden Spieler. Deshalb bin ich dann auch zurückgegangen. So ein Check wie heute, so etwas macht man nicht, das habe ich selbst gegen Heilbronn erfahren müssen. Von hinten zu checken ist das Allerschlimmste, das gehört nicht zum Eishockey. Ich mag das einfach nicht, das ist das hinterhältigste, was man machen kann. Damit kann man einem Menschen sehr viel Schaden zufügen. Man wird von mir nie sehen, dass ich jemanden von hinten in die Bande checke."

EHC-Online: "Kannst du dir erklären, warum Kubis - obwohl er das Foul selbst begangenen hatte - dann nochmal so reagiert und wild drauf los prügelt?"

Mares: "Nein, das kann ich wirklich nicht."

EHC-Online: "Zu deinem Block. Mit Tomas Kucharcik und Petr Bares hast du zwei Spieler, die ebenfalls tschechisch sprechen können, auf der anderen Seite aber auc mit Josef Kottmair jemanden, der eher bayrisch denn hochdeutsch redet. Wie unterhaltet ihr euch?"

Mares: "Wenn Tomas was hat, kommt er zu mir und wir unterhalten uns auf tschechisch. Normalerweise reden wir aber immer englisch. Kucharcik spricht sehr gut englisch, Sepp [Kottmair] und Petr [Bares] auch, Jeff sowieso und ich kann es ja auch. Ab und zu, wenn man zu dritt auf der Bank sitzt, dann sagt Tomas es auf englisch, damit Sepp gleich weiß, um was es geht."

EHC-Online: "Kommen wir auf den Oberliga-Modus zu sprechen. Ihr habt am Sonntag die Auswärtsfahrt nach Leipzig anstehen und müsst im Dezember auch noch bis nach Rostock rauf. Wie beurteilst du den Modus, wärst du für eine striktere Teilung."

Mares: "Nein, ich finde das okay. Wir sind Profis. Wenn irgendwo Eishockey gespielt wird, dann fahre ich da hin. Von daher finde ich den Modus okay. Gut, manch einer sieht das anders. Für mich ist das okay, denn das gehört nun einmal dazu. Es fragt auch keiner, wenn der SC Freiburg zu Hansa Rostock fahren muss. Ich habe eher Unverständnis für die Lizenzvergabe, wenn man die Probleme bei einigen ESBG-Klubs sieht und das zu einem so frühen Zeitpunkt in der Saison."

EHC-Online: "Dadurch, dass die Oberliga so instabil ist und der Modus ständig wechselt - würdest du sagen, so schnell wie möglich raus aus dieser Liga?"

Mares: "Ich habe für dieses Jahr für die Oberliga unterschrieben, nächstes Jahr will ich wieder in der 2.Bundesliga spielen. Diese Option hat Freiburg ja. So schnell wie möglich raus, das stimmt schon. Denn es ist ja auch für die Fans ein kleiner Unterschied, wenn es wieder gegen Schwenningen, Heilbronn, Bietigheim und Ravensburg gehen würde, dann hast du endlich wieder Derbies und geile Stimmung. In dieser Saison hat es für mich Priorität, dass wir aus der Oberliga wieder herauskommen. Ich hoffe, das wir das schaffen, was wir uns vorgenommen haben."

EHC-Online: "Vermisst du denn die Spiele gegen Schwenningen und die anderen Derbies?"

Mares: "Die vermisst glaube ich jeder. Es ist schon ein Unterschied, wenn man sagt "Freitag kommt Schwenningen oder Heilbronn", das wird wieder richtig geile Stimmung und man freut sich richtig drauf, als wenn man sagt "als nächstes kommt Halle oder Erfurt". Das ist einfach etwas anderes. Und das tut mir für Freiburg schon sehr weh. Es ist einfach schade, denn Freiburg gehört in die 2.Liga."

EHC-Online: "Bewegen wir uns kurz vom Eishockey weg. Hast du bzw. nimmst du dir Zeit,um andere Sportarten zu verfolgen, auch in Freiburg?"

Mares: "Ich wollte mal zum Volleyball gehen, denn im Sommer habe ich für einen guten Zweck Beach-Volleyball gespielt. Sonst verfolge ich natürlich den Fußball. Ich telefoniere oft mit Tobias Willi vom MSV Duisburg, mit dem bin ich gut befreundet. Während meiner Zeit in Bietigheim war ich in Stuttgart, als er mit dem MSV dort gespielt hat. Ich interessiere mich allgemein sehr für Sport, in Freiburg z.B. auch fürs Mountainbike, denn neben uns wohnt Mountainbike-Profi Moritz Milatz, da kommt man immer wieder in Gespräche. Und in der Nähe wohnt jetzt auch der Skispringer Maximilian Mechler."

EHC-Online: "Hast du denn während der Saison Zeit, dir andere Sportveranstaltungen anzuschauen."

Mares: "Das ist schwer. Wir haben ja nur montags oder Samstag nachmittag frei und ich habe schließlich auch Familie. Ab und zu sage kann man sich zwar schon einmal die Zeit nehmen, aber während der Saison ist das eben schon schwierig."

EHC-Online: "Bist du manchmal noch in Tschechien?"

Mares: "Seltener. Momentan habe ich nur etwas Sorge, denn mein Bruder ist seit drei Monaten schwer krank und er hatte jetzt Untersuchungen gehabt. Das einzige, weswegen ich noch nach Tschechien fahre ist meine Familie. Ansonsten eher selten. Denn ich habe meine eigene Familie hier, meine Frau und meine Kinder. Aber letztes Jahr war ich zwei Wochen im Sommer in Tschechien. Da bin ich von Basel nach Bratislava geflogen und dann weiter nach Brünn gefahren, es ist ja nicht weit weg. Das war schon gut."

EHC-Online: "Michael Vasicek ist momentan noch in Tschechien ..."

Mares: "... er war am Montag hier."

EHC-Online: "Hattest du Kontakt mit ihm?"

Mares: "Natürlich. Die erste Zeit war sehr schwer. So eine Krankheit ist überhaupt nicht schön. Er war am Montag bei mir zu Hause und war auch in Schwenningen beim Arzt. Ich würde sagen, die letzten zwei Wochen geht es ihm sehr gut, viel besser und er geht schon mal wieder auf's Eis. Ich habe ihm gesagt, dass hier immer ein Platz für ihn frei ist. Er hat gesagt, dass er das gerne machen würde. Ich wünsche ihm, dass es mal wieder so wird, wie es einmal war. Es wird möglicherweise irgendwann wieder auftreten, jetzt muss man ihm aber einfach die Zeit lassen. Er wird das schon packen."

EHC-Online: "Hast du neben Vasicek noch zu anderen Spielern noch Kontakt, mit denen du hier angefangen hast, z.B. Torben Godenschwegen oder David Sulkovsky?"

Mares: "Mit David nicht, Torben sehe ich ab und zu mal. Letztes Jahr war er auch zum Grillen bei uns. Ich sehe ihn auch mal, wenn ich bei den Breisgau Beasts bin. Ansonsten schreibe ich über Skype mit Nick Smith, mit dem ich in Bietigheim zusammengespielt habe. Er ist jetzt Feuerwehrmann. Und auch mit David Gosselin, der aus Frankfurt nach Bietigheim kam, zuletzt in Ungarn gespielt hat und nun wieder nach Kanada zurück ist. Oder mit Jakub Körner aus Steelers-Zeiten sowie Martin Kotasek natürlich. Mit ein paar Jungs habe ich schon regelmäßig Kontakt - Tobias Samendinger nicht zu vergessen!"

EHC-Online: "Du hast bereits sehr lange in Freiburg gespielt und eben auch knapp zwei Jahre in Bietigheim. Wie würde dein Traumblock aussehen? Mit wem würdest du am liebsten in einem Block zusammenspielen?"

Mares: "In der Verteidigung auf jeden Fall Bedrich Scerban! Das ist ein wunderbarer Spieler, mit ihm habe ich sehr gerne gespielt. Und als zweiter Mann in der Abwehr natürlich Michael Vasicek. Im Sturm habe ich eine sehr schöne Zeit mit Jiri Cihlar und Dion del Monte gehabt. Das war eine sehr gute Zeit, da sind wir auch Meister geworden und aufgestiegen. Die zwei auf jeden Fall, das war einfach sehr schön. Schade, dass Jiri nicht mehr spielt. Und im Tor Hugo Haas, das ist klar, ohne wenn und aber. Er ist für mich der beste Torhüter. Was er in seinem Alter in Schwenningen noch leistet, das ist bemerkenswert. Ich wünsche ihm, dass er irgendwann wieder nach Freiburg kommt."

EHC-Online: "Petr, vielen Dank für das Interview!"

Mares: "Ich danke euch auch!"


Das Interview führten Chris Guckenhan und Matthias Konzok.

 

Zurück

Nächstes Heimspiel: