15.12.2009

Interview mit Arne Bicker

(wo) Während der Saison 2007/08 hat Arne Bicker das Mikrofon in der Franz-Siegel-Halle übernommen. EHC-Online sprach mit dem Stadionsprecher der Wölfe Freiburg über seine Tätigkeit, seine Vorbereitung und seine eigenen Erfahrungen im Eishockeybereich.

Online: "Hallo Arne. Wie bereitest du dich auf ein Spiel als Stadionsprecher vor?"

Arne Bicker: "Indem ich die Werbedurchsagen und Geburtstagswünsche, Informationen zum Gegner, zu den eigenen Ergebnissen und bevorstehenden Spielterminen, zu den Mannschaftsaufstellungen, verletzten Spielern und Spieltagsbegegnungen sammele und ausdrucke. In regelmäßigen Abständen bemühe ich mich auch, die beiden mit einem Zufallsgenerator versehenen Musikarchive für den Warmlauf und die Drittelpausen im Rahmen der Möglichkeiten und Wünsche zu aktualisieren."

Online: "Wie viel Zeit verbringst du mit der Vorbereitung auf die Heimspiele?"

Bicker: "Im Schnitt zwei bis drei Stunden."

Online: "Und wer stellt die Musik zusammen? Wie groß ist dein Einfluss auf den musikalischen Ablauf?"

Bicker: "Der Stadionsprecher stellt die Musik zusammen in Absprache mit der Leitung der Wölfe und Online-Mitarbeiter Chris Guckenhan, der die Wünsche der Fans aus der Nordkurve übermittelt. Als Stadionsprecher kann ich auch eigene Vorschläge machen und im Rahmen der Vorgaben Songs auswählen, die dann gespielt werden. Ausdrücklich geht es dabei nicht darum, den Geschmack des Stadionsprechers zu bedienen (dann würden ganz andere Sachen laufen), sondern den der Fans und der Mannschaft. Als Hörfunkprofi möchte ich die Zielgruppe bedienen, nur lassen sich leider die extrem unterschiedlichen Wünsche des Hallenpublikums unmöglich elegant unter einen Hut bringen."

Online: "Und wer ist für die Tormusik verantwortlich?"

Bicker: "Grundsätzlich die Geschäftsführung der Wölfe. In der Regel verlässt diese sich auf den Stadionsprecher. Ich habe das Gefühl, dass die Fans den French Cancan am liebsten mögen. Um es nicht zu monoton werden zu lassen, verwende ich auch ab und zu den Refrain der Hermes House Band aus deren Remix von „I will survive“. Und nach einem Besuch in der Berliner O2-Arena vor ein paar Wochen habe ich auch den Refrain der Kindersendung Rappelkiste noch dazu genommen, weil das perfekt des Pudels Kern trifft. Kürzlich haben wir die Musik des neuen Sponsors ‚Doping’ ausprobiert, sind dann aber zum altvertrauten Sound zurückgekehrt."

Online: "Die Fans beklagen sich über die schlechte Verständlichkeit der Durchsagen, woran hapert es? Zu Saisonbeginn hat es funktioniert."

Bicker: "Leider gibt es ab und an Probleme mit der veralteten Soundtechnik und der Steuerungselektronik, die wohl auch mit dem allgemeinen Zustand der Halle zusammenhängen. Beim Spiel gegen Schwenningen klangen die Durchsagen wie aus einer löchrigen Keksdose; die Eismeister wussten nicht woran es liegt, der Soundtechniker war nicht da – da ist man dann leider machtlos und muss die Technik so verwenden wie sie ist. Inzwischen wurde das repariert."

Online: ""Weshalb wird der Wölfe–Song selten (gar nicht) gespielt?"

Bicker: "Ich schätze, ich habe es in dieser Saison nur bei jedem zweiten Spiel geschafft – das ist immerhin mehr als selten oder gar nicht. Das hängt damit zusammen, dass der Ablauf vor Spielbeginn streng durchgeplant ist. Da ist der Wölfe-Song vor dem Badnerlied eigentlich fest vorgesehen, aber die Musik zu den Hallenvideos ist Pflicht, das instrumentale Sirius zur gegnerischen Aufstellung und Fahrzeugwerbung ebenso, das Badnerlied und die Einlaufmusik. Wenn dann etwas dazwischenkommt – Nachwuchsspieler auf dem Eis, ein verspätetes Ende des Aufwärmens, weil die Spieler trödeln, das frühe Zeichen von Mannschaftsbetreuer Sharky, dass die Spieler zum Spiel raus wollen - dann ist der Wölfe-Song das einzige Stück, mit dem ich das ausgleichen kann. Ich sehe das Problem aber und werde alles ein bisschen vorverlegen, dann muss man eben umgekehrt eventuell entstehende Lücken mit Laufmusik füllen."

Online: "Du führst auch durch die Pressekonferenz. Wann überlegst du dir die Fragen bzw. wie sieht deine Vorbereitung aus?"

Bicker: "Ich moderiere die Pressekonferenz nur, das heißt, die Trainer geben Statements ab und die Pressevertreter stellen anschließend die Fragen. Grundsätzlich versuche ich natürlich, dem Spielgeschehen gerecht zu werden und die Besucher der PK auch mit aktuellen Zahlen über das Schussverhältnis oder die Spieltagergebnisse zu informieren. Die Vorbereitung beginnt direkt nach Spielschluss, wenn ich den nächsten Heimspieltermin genannt und die Zuschauer verabschiedet habe. Ich möchte grundsätzlich, dass sich die Besucher in der Halle ein Stück weit zu Hause fühlen, hautnah bei ihrem Lieblingssport, und dazu sollen sie sowohl auf den Rängen als auch in der PK möglichst kurz und knackig alle benötigten Informationen erhalten."

Online: "Was machst du noch außer Stadionsprecher beim EHC?"

Bicker:
"Ich bin hauptberuflich freier Sportreporter, speziell im Hörfunk.

Online: "Und wie lange gehst du schon zum Hockey?"

Bicker: "Die Heimspiele der Wölfe bzw. davor die des EHC besuche ich seit 24 Jahren, fast ohne Ausnahmen."

Online: "Hast du selbst einmal aktiv gespielt oder warst in anderen Bereichen tätig?"

Bicker: "Bis vor zwei Jahren war ich sechzehn Jahre lang Nachwuchstrainer beim EHC, habe Schüler und Jugend trainiert, zum Beispiel Christoph Matthis, Tobi Kunz, Mirko Sacher, Christian Böcherer, früher auch die Knaben mit Thomas Dolak Junior, David Sulkovsky und Tobi Samendinger. Ich habe eine Trainer-B-Lizenz und bin auch bei vielen Eishockey-Weltmeisterschaften als Zuschauer vor Ort; aktiv spiele ich seit über 20 Jahren bei der Freiburger Uni-Mannschaft Vikings. Im Moment treten wir in der Hobby-Drei-Länder-Eck-Liga „3 LEL“ an."

Online: "Die Musikwunschliste der Wölfe-Fans aus dem Forum wurde dir vor einiger Zeit übergeben. Einige beklagen sich, dass bisher kaum etwas umgesetzt wurde und die Musik immer noch zu soft ist. Worin liegen hier die Ursachen?"

Bicker: "Zum Einen müssen die Songs besorgt werden, und für CDs gibt es leider keinen großen Etat. Wenn die Fans mir da aushelfen – sehr gerne, das wäre mir eine Hilfe. Dafür habe ich fast alle Songs, die nicht auf der Liste standen, aus dem Warmlaufpool entfernt. Was da läuft, steht also umgekehrt betrachtet auf der Liste drauf. Und in den Drittelpausen soll ich auf Wunsch der Wölfe-Geschäftsführung aktuelle Charts spielen. Grundsätzlich gibt es diese zwei Pools: Warmlauf der Spieler (rockiger, härter) und Drittelpause (softer, poplastig). Damit versuchen wir sowohl den Fans in der Nordkurve als auch den Haupttribünenbesuchern gerecht zu werden, die meiner Erfahrung nach einen total unterschiedlichen Musikgeschmack haben. Wann immer ein Hallenbesucher zu mir kommt und sagt, die Musik habe ihm gefallen, läuft es mir kalt den Rücken runter. Dann weiß ich sofort: Für das jeweils andere ‚Lager’ muss das furchtbar gewesen sein. Grundsätzlich finde ich: Was auf dem Eis passiert ist um so Vieleswichtiger als die Musik, die läuft. Mal ehrlich, wenn wir gewinnen, macht das uns Allen doch zehn Mal mehr Spaß als bei einer Niederlage. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal monatliche Wölfe-Fan-Charts oder Ähnliches, aber im Moment würde ich am liebsten mehr Punkte auf dem Konto sehen."

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