29.12.2004

Geglückte Revanche: Wölfe schlagen Eisbären 10:5

Rund 4500 Zuschauer sahen gestern ein denkwürdiges Eishockeyspiel in Freiburg. Dabei überrannte das abgeschlagene Tabellenschlußlicht den haushohen Favoriten und Tabellenführer aus Berlin letztlich mit 10:5 (3:1, 2:3, 5:1). Über weite Strecken verkehrte Welt: Nach frühem Rückstand der Gastgeber leitete Ravil Khaidarov mit seinem verwandelten Penalty einen Torreigen ein, der diese Saison in der DEL seines Gleichen sucht. Dem Ausgleich folgten vier weitere Wölfe-Treffer, bis bei Stand von 5:1 eigentlich schon alles klar war. Doch die Truppe von Horst Valasek machte es (mal wieder) spannend. Bis auf 5:4 verkürzten die Eisbären binnen 111 Sekunden. Zu Beginn des letzten Drittels folgte gar der Ausgleich. Jetzt schien das Schicksal der Wölfe besiegelt, doch mit einer tollen, kämpferischen Leistung blieb man im Spiel, erzielte die erneute Führung und brachte Berlin damit zu Fall. Ohne Kopf versuchten die Spieler von Trainer Pierre Page nun die Partie noch zu kippen, machten hinten auf und gaben vor allem Bousquet und Slivchenko schließlich die Chance wunderschöne Treffer zu erzielen und beiden Gästetorhütern den Abend gründlich zu versalzen.

Damit holen die Wölfe zum Jahresende zwei Heimsiege nach einander. Die geglückte Revanche gegen den Tabellenführer war zugleich die letzte Partie von Kapitän Leo Stefan vor heimischem Publikum. Am Freitag läuft er noch einmal in Nürnberg im Wölfetrikot auf, bevor er den Breisgau in Richtung Köln verlässt.

Spielbericht
Unfassbar, unglaublich: Nach 52 Sekunden lagen die Wölfe Freiburg gestern Abend vor 4600 Zuschauern gegen Tabellenführer Eisbären Berlin mit 0:1 hinten, zogen dann auf 5:1 davon, kassierten den 5:5-Ausgleich - und deklassierten den Meisterschaftsfavoriten am Ende mit 10:5 (3:1, 2:3, 5:1). Vom Aussetzer Ende des zweiten Drittels abgesehen, boten die Freiburger die mit Abstand beste Saisonleistung. Interimstrainer Horst Valasek hatte auf der Ehrenrunde Tränen in den Augen.

Fanliebe kann manchmal ungerecht sein. Da huldigen viele Wölfe-Fans Adam Nittel - von Henrik Hölscher spricht kaum einer. Aber der erst vor wenigen Wochen aus Rießersee verpflichtete Mittelstürmer macht einen Klassejob. Gegen die Berliner markierte er bereits sein drittes Tor für die Wölfe, und das in Unterzahl zur 2:1-Führung. Dabei hatten die Freiburger einen frühen Nackenschlag verdauen müssen, als Keller den Puck nach innen schlenzte und der - sehr zur Freude der 200, 300 Berliner Fans - den Weg ins Netz fand. Dann holte Leask den durchgebrochen Khaidarow von den Beinen: Penalty. Der in dieser Saison bislang nicht als Penaltyschütze in Erscheinung getretene Flügelstürmer verwandelte selbst zum 1:1. Hölscher machte das 2:1, Stas das 3:1.

Fast unglaublich verlief das Mitteldrittel - in zweifacher Hinsicht. Konzentriert, diszipliniert, mit einer auch spielerisch überragenden Leistung bauten die Wölfe die Führung auf 5:1 aus. Nach dem vierten Gegentor durch Nittel hatte Eisbären-Keeper Rich Parent entnervt seinen Kasten verlassen. Die Gastgeber hatten alles im Griff - bis zur 38. Minute. In exakt 111 Sekunden machten die Gäste aus dem 1:5 ein 4:5. Als Felski in der 44. Minute gar der Ausgleich gelang, schien das Ende klar: gut gekämpft und gespielt, aber wieder einmal verloren.

Doch dann geschah erneut fast Unglaubliches: Die Freiburger rappelten sich auf und setzten den Berlinern noch fünf Stück ins Netz. Überragend dabei: Vadim Slivchenko, der endlich einmal sein Phlegma ablegte, und der dreifache Torschütze Dany Bousquet. "Die Berliner haben zum Schluss aufgemacht. Da war Platz für schnelle Skater", beschrieb Bousquet die Torflut.

Für einen war gestern Schicht in Freiburg: Kapitän Leo Stefan (33) bestritt sein letztes Heimspiel. Morgen wird er in Nürnberg noch einmal die Freiburger Farben tragen. Dann ist Stefan wieder ein Kölner Hai. "Ich wünsche der Mannschaft alles Gute", verabschiedete er sich, "ich bin überzeugt, dass sie den Klassenerhalt schaffen kann. Es war manchmal hart, aber es war auch eine schöne Zeit. Ich habe immer versucht, alles zu geben." Neun Tore hat er erzielt, 13 Beihilfen geleistet, eine gestern davon zum 9:5 - eine gute Bilanz.

Schiedrichter: Chvatal (Waldkrainburg), Linesmen: Erdl, Molis
Zuschauer 4415
Strafen: Freiburg: 20; Berlin: 18 (plus 10min Persson)

Tore:
1:1 (03:11) Khaidarov (-Penalty-)
2:1 (08:25) 4-5 Hölscher (Khaidarov)
3:1 (14:43) Stas (Bousquet, Slivchenko)
4:1 (21:41) Bousquet (Spylo, Stas)
5:1 (26:35) Filobok (Boon, Spylo)
5:2 (37:38) Shearer (Walker, Felski)
5:3 (38:13) Shannon (Persson, Busch)
5:4 (39:27) Fairchild (DuPont, Shearer)
5:5 (43:58) Felski (Walker, Shearer)
6:5 (46:28) Slivchenko (Bousquet, Stas)
7:5 (47:31) Bousquet (Slivchenko, Stas)
8:5 (55:17) Bousquet (Khaidarov, Slivchenko)
9:5 (56:56) Zelenka (Stefan, Bousquet)
10:5 (57:12) Bousquet (Slivchenko, Khaidarov)

Alle Ergebnisse:
Kölner Haie – Nürnberg Ice Tigers 1:3
Frankfurt Lions – Iserlohn Roosters 1:3
Augsburger Panther – Hamburg Freezers 3:5
Kassel Huskies – Adler Mannheim 6:3
ERC Ingolstadt – Hannover Scorpions 3:0
Krefeld Pinguine – DEG Metro Stars (Velegt auf 02.03.2004)

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