Freiburg besiegt Berlin mit 7:4
Es war die torreichste Partie des EHC in der bisherigen Oberliga-Saison, mit sieben Toren zeigten sich die Wölfe torfreudig wie noch nie in der jungen Spielzeit. Allerdings erwies sich die Freiburger Defensive am Ende nicht mehr als sehr sattelfest, was EHC-Trainer Svetlov nach dem Spiel auch kritisieren musste. Der EHC trat ohne die verletzten Hoffmann (Handverletzung) und Brückmann (Leistenbruch) an, der angeschlagene Thomas Gaus (Meniskusprobleme) musste nach dem ersten Drittel passen und wurde durch Kevin Kern ersetzt. Edgars Masalskis (Rückenprobleme) hingegen konnte über die volle Spielzeit das Wölfe-Tor hüten. Die Oberliga-Mannschaft des amtierenden deutschen Meisters trat mit insgesamt 18 Spielern an, aus der DEL war Torhüter Daniar Dschunussow zu den Juniors beordert worden. Ein Wiedersehen mit dem Ex-Freiburger Gregor Stein blieb indes aus, der 17jährige Abwehrspieler stand nicht im Berliner Aufgebot.
Im ersten Drittel zeigten die Wölfe, wer in der Franz-Siegel-Halle das Sagen hat. Chancen am laufenden Band erspielten sich die Gastgeber, ohne dabei selbst die Defensive zu vernachlässigen, die Berliner hatten alle Mühe, sich den Angriffen der Freiburger zu erwehren. Nach drei Minuten – der EHC agierte in Überzahl – erzielte Samendinger die Führung für den EHC. Die Wölfe hatten sich eng um das gegnerische Tor versammelt, Khaidarov spielte die Scheibe auf die rechte Seite zu Samendinger, der den Puck Eisbären-Goalie Dschunussow durch die Schoner schoss. Was folgte, war das übliche Bild der bisherigen Spielzeit: Freiburg mit hochkarätigen Chancen, allein die Tore fehlten. So stand in der 7.Minute zwischen Kotasek und dem 2:0 nur die Fanghand von Daniar Dschunussow, in der 15.Minute hatten die Wölfe binnen weniger Sekunden mehrere erstklassige Chancen, allesamt ohne Erfolg. Es sollte schließlich bis zur 18.Minute dauern, ehe die Freiburger Anhänger wieder die Arme in die Höhe reißen durften. Der EHC nutzte eine weitere Powerplay-Gelegenheit, Bartosch bediente Samendinger, der aus kurzer Distanz seinen zweiten Treffer des Abends erzielte. Kaum war der Puck zum Anspiel gefallen, stürmten die Wölfe wieder nach vorne. Über Vater kam die schwarze Hartgummischeibe zu Billich, dieser legte ab auf Milan Liebsch und der Youngster durfte sich Zeit lassen. Er schaute sich Dschunussow genauestens aus, zielte und versenkte die Scheibe im Winkel – 3:0! Mit dieser verdienten Führung ging es in die Drittelpause.
Die ersten zwanzig Minuten hatten Appetit auf mehr gemacht, doch der Mittelabschnitt gestaltete sich nur bedingt unterhaltsam. Dem Offensivspektakel des ersten Drittels folgtenauf beiden Seiten nur eine Handvoll guter Torchancen, die Partie verflachte zunehmend. Zwei sehr gute Möglichkeiten für den EHC hatte Martin Kotasek, doch einmal verpasste er nach feinem Pass von Rajnoha das halbleere Tor, das andere Mal parierte Dschunussow einen Rückhandschuss des tschechischen Angreifers. Auch in der 32.Minute hätte es eigentlich im Berliner Kasten klingeln müssen. Zuerst erkämpfte Liebsch die Scheibe, gab direkt weiter zu Vater, dessen Direktabnahme Dschunussow mit einer Glanzparade entschärfte. Wenige Sekunden später konterte Freiburg mit drei gegen eins, Liebsch führte die Scheibe und probierte es allein, anstatt dem völlig freien Vater zu passen, so scheiterte er am Berliner Goalie. Erst in den letzten fünf Minuten kam wieder Schwung in die Partie. Freiburg, abermals in numerischer Überlegenheit, konnte nach rund 37 Minuten auf 4:0 erhöhen. War er Sekunden zuvor noch am Berliner Schlussmann gescheitert, überwand Siskovics diesmal Dschunussow mit einem Flachschuss von der blauen Linie. Vor dem Eisbären-Gehäuse war viel Verkehr, dem Torwart die Sicht genommen und Siskovics nutzte dies zu seinem ersten Saisontor. Der Gäste-Trainer Tomlinson setzte fortan alles auf eine Karte. Bei doppelter Überzahl nahm er seinen Torhüter raus und ließ mit sechs Feldspielern spielen. Nutzen konnten dies die Eisbären jedoch nicht, der EHC hielt dagegen und verhinderte einen gegnerischen Treffer.
Der Schlussabschnitt gestaltete sich anfangs wieder freundlicher für die Gastgeber – und weniger freundlich für die Gäste aus der Bundeshauptstadt. Robert Paule checkte Eisbären-Angreifer Jiri Mikesz, der in die Bande krachte und nur unter Mithilfe seiner Teamkameraden zur Bank gebracht werden konnte. Für den jungen Deutsch-Tschechen war die Partie vorzeitig beendet. Immerhin kehrte die Spielkultur aus ihrer Pause wieder zurück und es kam die Zeit von Vladimirs Mamonovs, dreimal hatte er die Gelegenheit zum Torerfolg. Aber bei einem Alleingang versprang ihm die Scheibe, dann zielte er über das leere Tor und zu guter letzt war Dschunussow Endstation für den lettischen Angreifer. In der 48.Minute durfte dann Andreas Henkel eine sehenswerte Kombination in Überzahl vollenden. Rajnoha und Kotasek ließen die Scheibe schnell laufen, Kotasek bewies Übersicht und passte die Scheibe direkt zu Henkel, der inmitten des Angriffsdrittel stand und zum 5:0 einnetzte. Wenige Minuten später hatten die Wölfe erneut einen Mann mehr auf dem Eis, doch diesmal sollte sich dies nicht zu ihrem Vorteil erweisen. Eine Nachlässigkeit ließ Richard Mueller allen enteilen und der pfeilschnelle Kanadier, in der letzten DEL-Saison mit 15 Toren erfolgreich, umfuhr Masalskis zum ersten Treffer des Abends für die Eisbären.
Wer nun an einen Ehrentreffer der Gäste glaubte, wurde alsbald eines besseren belehrt. Fünf Minuten vor Spielende konterten die Juniors zwei auf eins, zudem war eine Strafe gegen Freiburg angezeigt. Derek Dinger bediente Patrick Flynn mustergültig und der ließ sich nicht zweimal bitten – 2:5. Als sich Berlin sofort anschickte, die Gastgeber erneut unter Druck zu setzen, nahm EHC-Trainer Svetlov eine Auszeit. Diese schien gewirkt zu haben, in der 57.Minute gelang Tobias Samendinger sein dritter Treffer des Abends (erneut in Überzahl) – Hattrick für den Mittelstürmer der ersten Reihe! Dass Samendinger am Ende nicht der einzigste Spieler war, dem an diesem Abend ein Hattrick gelang, lag vor allem an der Gastfreundlichkeit der Wölfe. Unkonzentriert, schläfrig, nachlässig – so lassen sich die letzten fünf Minuten des EHC beschreiben. Die junge Truppe aus Berlin gab sich nicht auf, kämpfte verbissen weiter und nutzte die schlechte Phase des EHC eiskalt aus. Mit seinen Toren zwei und drei brachte Richard Mueller die Eisbären auf 4:6 heran, es wurde nochmal spannend. 80 Sekunden vor Spielende nahm Tomlinson den Torhüter vom Eis – vergebens. Vladimirs Mamonovs sorgte mit seinem Treffer ins leere Tor für die endgültige Entscheidung.
Am Ende stand ein 7:4 Erfolg des EHC Freiburg, der sich in den letzten Minuten das Leben selbst schwer machte. Bei besserer Chancenverwertung hätte das Spiel bereits nach dem ersten Drittel entschieden werden können. Als man dann bereits mit 5:0 führte, ließ die Konzentration nach und die Wölfe verteilten Gastgeschenke, welche die Eisbären dankend annahmen. Dafür konnten die Freiburger Special Teams überzeugen, von 10 Unterzahlsituation überstand man alle unbeschadet, von eigenen zwölf Powerplays schloss man fünf erfolgreich ab. Hervorragend spielte an diesem Abend die erste EHC-Reihe um Samendinger, Mamonovs und Bartosch, die sich gleich für fünf Freiburger Tore verantwortlich zeigte.
Nach der Partie bemängelte Juniors-Trainer Tomlinson, dass sein Team erst nach 40 Minuten angefange habe, Eishockey zu spielen. Bis dahin sei man zu undiszipliniert aufgetreten, diesem Fehler habe Freiburg dann in Überzahl genutzt. Am Ende fehlte dann die Zeit, um das Blatt noch einmal wenden zu können. Zufriedener konnte sein Gegenüber, EHC-Trainer Svetlov, sein. Ein gutes Spiel habe seine Mannschaft geliefert, die Special Teams wären sehr gut gewesen, so Svetlov auf der Pressekonferenz. Jedoch musste er seine Spieler auch kritisieren, so haben man nach dem 5:0 gedacht, dass das Spiel schon gelaufen sei. Man müsse bis zur letzten Sekunde konzentriert spielen und dürfe sich keine Fehler erlauben, mahnte der Wölfe-Coach. Man müsse nun daran arbeiten, dass sich diese Nachlässigkeiten nicht mehr wiederholen. Auf EHC-Verteidiger Thomas Gaus angesprochen verwies Svetlov auf dessen Knieprobleme. Er habe es probiert, während des ersten Drittels wegen der Schmerzen aber nicht weiterspielen können.
Der EHC Freiburg hat sich mit diesem Sieg auf den neunten Tabellenplatz vorgearbeitet, am Sonntag reisen die Wölfe zum TEV Miesbach (Spielbeginn ist um 18 Uhr). Wer dem Spiel nicht vor Ort beiwohnen kann, hat die Möglichkeit, den SMS-Liveticker zu nutzen.
Statistik:
EHC Freiburg – Eisbären Juniors Berlin 7:4 (3:0, 1:0, 3:4)
1:0 (03:05) Samendinger (Khaidarov, Siskovics) 5-4
2:0 (17:30) Samendinger (Bartosch, Mamonovs) 5-4
3:0 (17:58) Liebsch (Billich, Vater)
4:0 (36:39) Siskovics (Samendinger) 5-4
5:0 (47:43) Henkel (Kotasek, Rajnoha) 5-4
5:1 (50:19) Mueller (Dinger) 4-5
5:2 (55:06) Flynn (Dinger, Kramer) 6-5
6:2 (56:40) Samendinger (Bartosch, Siskovics) 5-4
6:3 (57:21) Mueller (Kramer) 5-4
6:4 (58:18) Mueller (Kramer) 4-4
7:4 (59:17) Mamonovs 5-6
Strafen: Freiburg 24 - Berlin 28
Schiedsrichter: Baumann (Germering)
Zuschauer: 1280
Spieler des Abends: Samendinger (Freiburg) – Mueller (Berlin)
Alle Ergebnisse:
EC Peiting – TEV Miesbach 3:4 (0:3, 2:0, 1:1)
Starbulls Rosenheim – Heilbronner Falken 2:3 (1:0, 0:1, 1:2)
EV Füssen – EV Ravensburg 6:4 (3:2, 2:1, 1:1)
Tölzer Löwen – Hannover Indians 3:2 (2:0, 0:1, 1:1)
Blue Devils Weiden – EHC Klostersee 9:4 (3:0, 2:4, 4:0)
SC Riessersee – Ratinger Ice Aliens 8:1 (2:0, 4:1, 2:0)
EHC Freiburg – Eisbären Juniors Berlin 7:4 (3:0, 1:0, 3:4)