31.01.2012

Eiscocktail - das Original

Immer mal wieder ist die Frage zu hören: Wird der EHC auch tatsächlich aufsteigen, wenn er es denn schafft, soll er überhaupt? Dabei ist diese Frage längst beantwortet. EHC-Vorsitzender Werner Karlin stellte jetzt noch einmal klar: „Wenn wir uns sportlich qualifizieren, steigen wir auch auf. Deswegen haben wir keine schlaflosen Nächte.“ Auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind gegeben: Der Verein ist schuldenfrei und hat bislang einen Schnitt von über 1400 Zuschauern. Kalkuliert hatte er lediglich mit 500. Und man kann dem Team um Karlin schon zutrauen, dass es einen vernünftigen Etat auf die Beine stellt. Wie vergangene Woche an dieser Stelle berichtet, wäre die neue Heimat des EHC dann die Oberliga Süd – die manch einem attraktiver erscheinende West-Gruppe ist definitiv kein Thema. Bei der Informationsveranstaltung des DEB in München war der EHC übrigens der einzig geladene Vertreter aus der Regionalliga Südwest, nachdem die Stuttgart Rebels als Meister der vergangenen beiden Spielzeiten jeweils auf den Aufstieg verzichtet hatten. Klar ist inzwischen auch, dass die Oberliga Süd in der kommenden Runde nicht nur mit zehn, sondern mit zwölf Vereinen spielen soll. Wie gesagt: soll – im deutschen Eishockey weiß man ja nie. Natürlich sind noch einige Fragen offen: Steigt der Meister in die zweite Liga auf, kommt aus dieser ein Absteiger? Jedenfalls könnten zwei Clubs aus der Bayernliga, einer aus der Regionalliga Südwest, eben der EHC, und das derzeitige Schlusslicht Erding, das dann nicht absteigen würde, das Feld komplettieren. Ein Rahmenterminkalender steht bereits. Hoffentlich wird der nicht Makulatur… In der übernächsten Saison ist geplant, den Oberliga-Aufsteiger in einer Qualifikation zwischen dem Regionalliga- und dem Bayernligameister zu ermitteln. Da wäre es nicht schlecht, wenn sich der EHC vorsichtshalber schon in dieser Runde aus dem Staub in Richtung Oberliga machen würde. Wie kleinkariert es manchmal zugeht und dass mancher Funktionär nicht einmal bis zum Tellerrand schauen kann, geschweige denn darüber hinaus, zeigt folgendes Beispiel. So hat ein Bayernliga-Vertreter sein Interesse am Aufstieg bekundet – aber nur, wenn ein etwa 50 Kilometer entfernter Nachbarclub ebenfalls aufsteigt. Sollte jedoch der etwa 250 Kilometer entfernte Verein XY mit aufsteigen, dann bliebe besagter Club lieber in seiner bisherigen Heimat. 250 Kilometer Fahrt – das ist doch viel zu weit. Mann, oh Mann!



Eishockey eine Randsportart, wie selbst manch ein Fan behauptet? Nie im Leben! Eishockey ist gemessen an den Zuschauerzahlen nach Fußball die zweitpopulärste Mannschaftssportart in Deutschland, noch vor Handball und Basketball. Richtig ist jedoch, dass beim Fußball (fast) jeder glaubt, mitreden zu können oder gar zu müssen, während Eishockey für viele ein Buch mit sieben Siegeln ist. Folglich kann man ein breiteres Publikum ruhig hinters Licht führen wie vergangene Woche bei der Fernsehsendung „Sag die Wahrheit“ in SWR 3. Da präsentierte Moderator Michael Antwerpes, seines Zeichens eigentlich Sportjournalist (!), seinem Rateteam, das vom Eishockey natürlich keinen blassen Schimmer hatte, die Torhüterin Sophie Anthamatten, die für den Schweizer Weltstadtclub EHC Saastal spielt. Antwerpes wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass sie ihren Job in der 1. Liga verrichtet, und bemühte gar den in diesem Fall unzulässigen Vergleich mit der DEL, in der es keine Torhüterin gebe, wie er betonte. Was er verschwieg – wahrscheinlich mehr aus Unkenntnis denn aus Absicht, was die Sache eher schlimmer macht – ist die Tatsache, dass die 1. Schweizer Liga entgegen ihrem Namen keinesfalls die höchste Klasse ist, wie er den Zuschauern weismachen wollte. Die 1. Liga ist nach der National League A und B nur die Nummer drei, vergleichbar mit der deutschen Oberliga. Und das macht das Ganze endgültig zum Ärgernis. Denn bei den Erding Gladiators und bei Tornado Niesky (Oberliga Ost) stehen mit Viona Harrer und Ivonne Schröder längst Frauen im Kasten! Da gibt’s bei der ARD schon mal etwas zum Stichwort „Eishockey“. Aber dann beweist man nur, dass man mit dieser rassigen Sportart eigentlich nichts am Hut hat ...

Der Eiscocktail ist die wöchentliche Online-Kolumne von Hans-Joachim Kästle, dem langjährigen Eishockey-Redakteur der Badischen Zeitung und heutigen Mitarbeiter der EishockeyNEWS.

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