20.12.2005

EHC-Mitglieder retten ihren eigenen Verein durch eine Umlage

Auf dem Weg zur finanziellen Konsolidierung hat der EHC Freiburg e.V. einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Auf der Jahreshauptversammlung stimmte die große Mehrheit der EHC-Mitglieder am heutigen Abend im Bürgerhaus Seepark für die Erhebung einer einmaligen Umlage in Höhe von 100 Euro. Nur 21 von 134 anwesenden Mitgliedern stimmten gegen den Antrag. Die Umlage war nötig geworden, um die Liquidität des Vereins sichern zu können. Im Rahmen der Wahlen wurden Roland B. Schneble (Präsident), Wolfgang Kunkler (Vorsitzender) und Ronald Danner (2.Vorsitzender und Schatzmeister) in ihren Ämtern bestätigt. Neuer Jugendleiter ist Frank Moos von der Firma Litef. Er tritt die Nachfolge an von Ralf Preuss, der aus beruflichen Gründen kürzer treten muss und mit viel Applaus aus seinem Amt verabschiedet wurde.

Mit dosierter Emotionalität, aber durchaus kontrovers hatten die Mitglieder den Sitzungspunkt 8 der Tagesordnung diskutiert: "Beschlussfassung über Erhebung einer Umlage." Im Verlauf der Debatte erörterten die Mitglieder sehr sachlich und ernsthaft das Pro und Contra der Umlage und suchten nach Alternativen. Mehrfach hatte Präsident Schneble jedoch klar gemacht: "Von der Stadt ist kein Geld zu erwarten." Mit großer Mehrheit stimmten die Mitglieder schließlich für die Umlage, was mit großem (und spürbar erleichtertem) Beifall dokumentiert wurde. Da schwang auch viel Stolz mit, der zum Ausdruck brachte, dass der EHC Freiburg genug Kraft und Leidenschaft aufbringt, schwierige Zeiten wie diese durchzustehen. Pressesprecher Karlin: "Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Wir alle sind der EHC Freiburg e.V. Der Zweck dieses Vereins ist laut Satzung die Förderung des Eishockeys in Freiburg. Wenn nicht wir das Eishockey in Freiburg fördern, können wir nicht von anderen fordern, dass sie es fördern. Wir sind diejenigen, die als allererste etwas für das Eishockey tun können und müssen. Dieser Schritt ist notwendig und unumgänglich."

Der Vorstand des EHC Freiburg ist sich dessen bewusst, dass diese Umlage für viele seiner Mitglieder eine erhebliche Belastung darstellt. Befreit von der Umlage sind deshalb sämtliche aktiven Spieler der Nachwuchsabteilung (227 von insgesamt 637 Mitgliedern). Außerdem wird der Verein mit Härtefällen, die die Umlage nicht sofort in einer Rate bezahlen können, gemeinsam nach einer Lösung suchen. Zu betonen ist, dass der Liquiditätsengpass des EHC mit dieser Umlage nicht endgültig beseitigt ist. "Wir brauchen Liquidität in Höhe von 100.000 Euro", sagte Schatzmeister Danner. Den restlichen Betrag müssen wir durch Sponsorengelder herein holen. Eine kräftige Finanzspritze gab es bereits durch eine Sammelaktion des Fördervereins Wolfsrudel. Die Spendenaktion "Ich steh zum EHC" brachte binnen kurzer Zeit deutlich mehr als 10.000 Euro ein. Ein Beleg dafür, dass nicht nur die Mitglieder des EHC, sondern auch die Fans der Wölfe um das Freiburger Eishockey kämpfen.

Schatzmeister Danner hatte zuvor über die Finanzentwicklung des EHC referiert. Demnach habe der EHC die vergangenen vier Spielzeiten das Geschäftsjahr jeweils mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen und seine Verbindlichkeiten kontinuierlich auf nunmehr 653.00€ (Stand: 30.4.2005) reduziert. Das vergangene Geschäftsjahr schloss der EHC mit einem Plus von 68.000 Euro ab. Gleichwohl habe der EHC den Sanierungsplan, der mit der Stadt im Jahr 2002 ausgehandelt worden war, um 187.000 Euro unterschritten. Ausschlaggebend hierfür seien vor allem 1) Kürzungen von Zuschüssen, die die Stadt im März 2002 zugesagt hatte, 2) zusätzliche Zinsaufwändungen (die teilweise aus der Zuschusskürzung resultieren) sowie 3) gestiegene Stromkosten für den Betrieb der städtischen Eishalle. Der Liquditätsengpass sei dadurch ausgelöst worden, dass ein Darlehen der Wölfe GmbH an den Verein zurück bezahlt werden müsse. "Die Wölfe brauchen Geld von EHC, das sie dem EHC geliehen haben."

Kuriosum des Abends war folgende Aussage von Schatzmeister Danner zur Erweiterung der Neuen Messe in Freiburg: "Es gab Gemeinderäte, die haben uns zur neuen Mehrzweckhalle gratuliert, weil man dort ja auch Eishockey spielen könne. Die hatten gar nicht gewusst, dass in dieser Halle kein Hockey gespielt werden kann. Denn kein Freiburger Verein könnte für die Kosten aufkommen, die bei einem Umbau der Halle anfallen würden - das sind 35.000 Euro pro Spiel."

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