TowerstarsFreiburg02KimEnderle
03.10.2019

Dramatischer Sieg in Ravensburg

Ein enges und temporeichen Spiel bei den Towerstars mit dem besseren Ende für die Wölfe

Nach einer 2:0-Führung beantwortet der EHC beide Anschlusstreffer der Towerstars (zum 1:2 bzw. 2:3 aus Gastgebersicht) seinerseits mit einem Tor; inmitten offensiv stark aufspielender Ravensburger ist Ben Meisner immer wieder gefordert; beherzter Sieg seines Teams nachdem er in der 51. Minute das Eis verlassen muss.


Die heiße Spielphase
Ravensburg war in den ersten 30 Minuten die vermeintlich bessere Mannschaft gewesen, hatte sich aber immer wieder durch Strafen selber den Wind aus den Segeln genommen und dem EHC Spielanteile in Form von Powerplays überlassen. Die Überzahlformationen des EHC konnten an diesem Abend zwar keineswegs überzeugen – das letzte Powerplay (abgesehen von einer siebensekündigen Überzahl im letzten Drittel), hatte aber in der 31. Minute dennoch zehn Sekunden vor Ablauf der Strafzeit die Freiburger Führung zum 2:0 hervorgebracht.

Nun begannen aber die Towerstars beherzt nach vorne zu spielen und antworteten nach nur 42 weiteren Sekunden zum 1:2 aus ihrer Sicht. Es folgten zwei Spielminuten, in denen Ben Meisner den EHC entscheidend im Spiel hielt: Erst parierte er gegen den in dieser Phase äußerst torgefährlichen Sören Sturm mit der Schulter (33.) und legte eine Doppelparade hin, die Ihresgleichen sucht, indem er zunächst wieder mit der Schulter, dann in Form eines Hechtsprungs mit den Füßen voraus (34.) Ravensburg am Ausgleich hinderte.

Ravensburg spielte wie entfesselt, was bis zum Ende des Drittels Bestand hielt – ein Grund mehr, warum Meisners Paraden in dieser Spielphase wegweisend für den Erfolg des EHC an diesem Abend waren.


Die Taktiktafel
Nachdem viele Special-Team-Situation das Spielgeschehen zwischen Minute 11 und 31 geprägt hatten, wurde Ravensburg ab der Mitte des zweiten Drittels zur spielbestimmenden Mannschaft. Freiburg gelang es nun immer weniger, sein aggressives Forechecking, das die frühe Saisonphase des EHC bestimmt hatte, an den Tag zu legen. Nach gefühltem „Einbahnstraßen-Eishockey“ in Richtung Freiburger Tor nach dem 3:1-Führungstreffer des EHC in der 43. Minute, musste zu allem Übel auch noch Ben Meisner verletzungsbedingt das Eis verlassen.

Die Schrecksekunden während der Behandlung von Meisner, der nicht ohne Hilfe von Seiten der Sanitäter das Eis verlassen konnte, waren zweifelsohne nicht nur dem Freiburger Torhüter gewidmet, sondern warfen auch die Frage in den Raum, welchen Schachzug der EHC nun noch in petto hätte, um den sich anbahnenden Ausgleich zu verhindern. Dieser bestand darin, dass Freiburg nun doch wieder etwas mehr nach vorne spielte, was dafür sorgte, dass der neue Torhüter des EHC, Luis Benzing, nie unter den Dauerbeschuss gelangte, der in den Minuten zuvor noch auf Ben Meisner losgelassen worden war. Stattdessen konnte man bei Fünf-gegen-Fünf und Vier-gegen-Vier das Spiel auch ins Angriffsdrittel der Gastgeber verlegen und dort die Scheibe halten – die richtige Herangehensweise, wenn man nicht mehr auf die Dienste seines Star-Torhüters zurückgreifen kann.


Der Reihe nach
In der frühen Phase des Spiel erlebte lediglich die 5. Spielminute in Form von Schlenzern von Louis Trattner und Jeff Hayes Chancen auf beiden Seiten. Bis zur zweiten Hälfte des Abschnitts, in der sich Powerplays auf beiden Seiten aneinander reihten, kamen beide Teams lediglich durch gefährliche Pässe entscheidend vor das gegnerische Tor: So bediente Ravensburgs Playoff-Topscorer des vergangenen Frühjahrs, Andreas Driendl, Jeff Hayes (5.) und auf Freiburger Seite spielte Patrick Kurz Cam Spiro tief an (11.). Diese Szene führte zum ersten von zwei Freiburger Powerplays in diesem Drittel – denen beide aber eines von Ravensburg folgte. In der ersten dieser Sequenzen kam Freiburg durch einen Tip-in-Versuch von Christian Neuert, Ravensburg durch Schlenzer von Driendl und Sören Sturm, sowie einem Schlagschuss von David Zucker zu Chancen, außerdem klärte Marc Wittfoth einmal einen im Slot frei herumliegenden Puck. Obwohl die Towerstars das bessere Überzahlspiel aufs Eis brachten, war es der EHC, der plötzlich mit 1:0 vorne lag. Als nämlich Cam Spiro Scott Allen direkt von der Strafbank kommend anspielt und die beiden zum Tor ziehen, entsteht genügend Tumult vor dem Ravensburger Tor, was Philipp Rießle nutzt, indem er im Rücken der Abwehr entscheidend angespielt wird und mit einem satten Schuss verwandeln kann (17.).

Auch in der zweiten Phase direkt aufeinanderfolgender Powerplays war Ravensburg torgefährlicher – zumal Freiburgs Überzahlspiel aufgrund eines Fouls der Wölfe bereits nach 42 Sekunden endete. In Ravensburgs Fünf-gegen-Vier landete dann die Scheibe im Tor des EHC – allerdings entschieden die Schiedsrichter auf dem Eis und auch nach Konsultieren des Videobeweises auf hohen Stock von David Zucker, der einen Abstauber nach einer Parade von Meisner mit der Schulter nur auf diese Weise verwandeln konnte (und nicht zu seinem fünften Saisontor). So rettete Freiburg unter den Gesängen von „Hier regiert der EHC“ von den gut 200 mitgereisten Fans seine 1:0-Führung in die erste Drittelpause.

Im zweiten Drittel startete Ravensburg als die bessere Mannschaft – insbesondere die Reihe um Driendl, Hayes und den in dieser Phase als Spielgestalter und Kämpfer nach hinten agierenden Jakub Svoboda. Das Momentum der Oberschwaben wurde jedoch in der 26. Minute durch zwei beinahe nahtlos ineinander übergehende Freiburger Powerplays unterbrochen. Dieses zeigte sich bis zehn Sekunden vor Ende der zweiten Strafe äußerst harmlos – bis dann aber Scott Allen einen Schlagschuss von Nikolas Linsenmaier aus der Halbdistanz entscheidend zum 2:0 abfälschen konnte (31.). Kaum waren die Ravensburger aber wieder zu fünft, spielten sie erneut beherzt nach vorne – und trafen nur 42 Sekunden später zum 1:2-Anschlusstreffer aus Sicht der Hausherren (32.): Meisner, der zunächst einen Schuss parieren konnte, war gegen Matias Haaranens Abstauber chancenlos. Es folgten die oben beschriebenen zwei Spielminuten, in denen Ben Meisner den EHC entscheidend im Spiel hielt. Zu allem Überfluss aus Sicht des EHC erhielten die Badener dann aber obendrein eine Strafe, als Alexander Brückmann beim Spielaufbau seiner Mannschaft hinter dem eigenen Tor ein Foul beging (38.). Im folgenden Überzahlspiel trat insbesondere Sören Sturm wieder als Hauptinitiator auf – konnte dabei aber einmal entscheidend von Christian Neuert am Torschuss gehindert werden. Erneut hörte man zur Schlusssirene hinführend die EHC-Fans – diesmal zu ihrem Schlachtruf „Südbaden, Südbaden“ – und wieder ging der EHC mit einer Ein-Tore-Führung in die Kabine. Mitnichten handelte es sich dabei aber um „viel Lärm um nichts“.

Und wie es so oft ist – Teams, die den Kopf aus der Schlinge bekommen, fangen sich plötzlich und kommen zu einer Gegenreaktion: Für die erste Unterbrechung inmitten des offenen Beginns des Schlussabschnitts sorgte Peter Spornberger mit einem Schlenzer aus der Distanz zum 3:1 (43.). Wie auch schon nach dem 2:0 für den EHC gelang den daraufhin mit Inbrunst nach vorne spielenden Ravensburgern allerdings der Anschlusstreffer (2:3; 48). Wie auch schon im ersten Drittel wurde der Videobeweis zu Rate gezogen – diesmal jedoch nicht wegen eines hohen Stockes, sondern aufgrund der etwas kuriosen Situation, die den Puck für einige Sekunden frei in Freiburgs Torraum liegen sah. Der Treffer war jedoch regelkonform.

Das Einbahnstraßen-Eishockey ging nun aber nahtlos weiter. Freiburg musste bzw. wollte tiefer stehen – doch Ravensburg kam weiter munter zu Torchancen: Meisner konnte nun zwei weitere Schüsse parieren (49., 52.) – letzterer traf ihn jedoch unterhalb der Maske, woraufhin er auf dem Boden liegen blieb und das Eis verlassen musste. Zu den Gesängen von „Ben, du bist ein Teufelskerl“ der Ravensburger Zuschauer betrat somit Luis Benzing in seinem ersten Spiel im EHC-Dress das Spielfeld und hütete über die letzten neun Minuten des Spiels das Tor der Breisgauer. Der auf der Hand liegende nächste Akt dieses Dramas hätte nun ja eigentlich Ravensburg den Ausgleich erzielen sehen müssen – doch das Spiel verlief weiterhin zugunsten des EHC. Freiburg spielte nun etwas mehr nach vorne und hatte auch Spielanteile im Ravensburger Drittel. Dann folgte jedoch eine Strafe gegen den EHC – die Minuten, die sich ausnahmsweise mal nicht im Freiburger Drittel abspielten, schienten gezählt zu sein… Doch dann begeht Ravensburg bereits nach sieben Sekunden seines Powerplays seinerseits eine Strafe! Das sich anschließende lange Vier-gegen-Vier sah dann erneut Spielanteile auf Freiburger Seite mit Chancen von Spiro nach einem Puckgewinn und Pither mit einem Schlenzer (jeweils 58.).

In den Schlussminuten musste nun aber schließlich doch Luis Benzing zur Stelle sein: Einmal mit seiner Brust und einmal mit der Schulter hielt er den EHC bei leerem Ravensburger Tor in Führung. Eine halbe Minute vor Ende erfolgte dann die Erlösung in Form eines Empty-Net-Tores von Luke Pither zum Endstand von 4:2 für Freiburg.


So geht‘s weiter
Unser „Gute Besserung“ richtet sich nicht nur an Ben Meisner, sondern auch an Marco Wölfl. Nachdem der Ex-Freiburger in fünf der ersten sechs Partien für Ravensburg im Tor gestanden hatte, fällt der Goalie, der von 2015 bis 2018 36 Spiele für den EHC bestritten hatte, bereits seit Montag krankheitsbedingt aus, hofft aber, dem DEL2-Titelverteidiger nach nur zwei Siegen in regulärer Spielzeit aus sieben Spielen bald wieder zur Seite stehen zu können.

Nach dem heutigen Sieg wird der EHC am Freitag erneut eine Fahrt in Richtung Bodensee antreten – ihn diesmal jedoch komplett rechts liegen lassen – und wird jenseits der Grenze zu Bayern auf Kaufbeuren treffen. Das nächste Heimspiel findet dann schon zwei weitere Tage später, am Sonntag, 6. Oktober um 18.30 Uhr, gegen Crimmitschau statt.


Tore:
0-1 (16:22) Rießle (Allen, Spiro)
0:2 (30:25) Allen (Linsenmaier, Brückmann) – Powerplay
1:2 (31:07) Haaranen (Svoboda, Hayes)
1:3 (42:56) Spornberger (Bauhof, Pageau)
2:3 (47:10) Hayes (Driendl, Svoboda)
2:4 (19:30) Pither (Allen, Spiro) – Empty net


Strafminuten:
Ravensburg: 10
Freiburg: 8


Aufstellung des EHC Freiburg:
Meisner / Benzing
Spiro, Pither, Herm / Pageau, Spornberger
Allen, Linsenmaier, Billich / Brückmann, Kurz
Saakyan, Neuert, Wittfoth / Rießle, Neher
Bauhof, Trattner, Christmann

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