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16.11.2019

Dramatische 3:4-Overtime-Niederlage gegen Heilbronn

Der EHC Freiburg und die Heilbronner Falken präsentierten sich am heutigen Abend nach der Deutschland-Cup-Pause mit einem Eishockeyspiel, das nahezu alles zu bieten hatte

Starke Defensiven früh im Spiel, 12 1/2 Minuten, in denen sich das statistisch beste Powerplay und beste Unterzahlspiel der Liga messen konnten, entscheidende Paraden beider Torhüter (u.a. Meisner mit der Schlusssirene) und ein dramatischer Siegtreffer (für Heilbronn… wieder mit der Schlusssirene – diesmal die der Verlängerung)!

Das Duell des Abends: Freiburgs Überzahl gegen Heilbronns Unterzahl
Während auch die Tabellenplatzierung der beiden Teams vor diesem Spiel ins Auge stach – Platz 2 (Heilbronn) und Platz 7 (EHC) stellen schließlich zumindest im klassischen Playoff-System ein mögliches Viertelfinalduell dar – war es v.a. die Special-Team-Bilanz, die diesem Aufeinandertreffen besondere Brisanz verlieh: Freiburgs Powerplay-Erfolgsquote von 27% und Heilbronns Unterzahl-Erfolgsbilanz von knapp 88% (nur 12% der Powerplays gegen Heilbronn mündeten bisher also in einem Tor) ließen also Vorfreude auf ein solches mögliches Duell aufkommen… und das bekamen die 3025 Zuschauer in der Echte-Helden-Arena auch zu sehen – nämlich dank acht (!) Strafzeiten gegen Heilbronn gleich 12 1/2 Minuten lang; und 1:55 min sogar in der Version Fünf-gegen-drei.

Dabei ist es schwer zu sagen, zu Gunsten welcher der Mannschaften dieses „Spiel innerhalb des Spiels“ nun ging – denn trotz zweier Powerplay-Tore der Wölfe (1:1, 20.; 2:2, 49.) schien sich Heilbronn trotz der über 12 Minuten in Unterzahl nicht zermürben zu lassen – und ganz konkret gesprochen ließ der EHC ein fast genau zweiminütiges Fünf-gegen-drei (30.-32.) ohne zählbaren Erfolg verstreichen, dem sich dann ein Powerplay für die Falken anschloss, das diese wiederum zum 1:2 umwandeln konnten (36.). ... Statistisch solide, aber wenn man über den Tellerrand hinausschaut psychologisch nicht zwangsläufig vollends erfolgreich - so vielleicht die Freiburger Einschätzung dieses Duells.

Die heiße Phase: Tore im Drei-Minuten-Takt von Minute 49 bis 55
Nach dem zweiten Powerplay-Tor für den EHC (2:2, 49.) schien zunächst der Knoten geplatzt zu sein: Dem 2:2 folgte nämlich nur drei Minuten später das 3:2 (52.) – und somit die erstmalige Freiburger Führung – in Form eines Kontertors von Nikolas Linsenmaier. Allerdings konnte der EHC diese Führung nur für – erneut – drei Minuten halten. Aus scheinbar heiterem Himmel schlug dann nämlich Heilbronns Topscorer Dylan Wruck zu und erzielte durch einen Alleingang das 3:3.

Die Entscheidung: „Sudden Death“ mit der Schlusssirene
Seinen Höhepunkt fand das Spiel dann in der Verlängerung, die jedoch erst mit einem Powerplay für Heilbronn richtig an Fahrt aufnahm. Vier Minuten und 59 Sekunden lang schien das Spiel einem Penaltyschießen entgegenzusteuern – bis dann mit der Schlusssirene Heilbronn doch seine dritte Überzahlsituation des Spiels zum Siegtreffer nutzen konnte, als Verteidiger Ian Brady zum 3:4 einnetzte.

Der Reihe nach:
Die ersten zehn Minuten des heutigen Eishockey-Abends boten offensiv wie auch defensiv starkes Eishockey. Will man den Schwerpunkt auf die Abwehrarbeit beider Teams legen, so lässt sich diese Anfangsphase in gewisser Weiße als das „Spiel des springenden Pucks“ bezeichnen – kaum eine Offensivaktion verlief ohne gute Stockarbeit beider Defensiven, denen es stets gelang, Pässe und Schüsse zu unterbinden; oder auch die der Double-Teams – kaum einem Angreifer gelang es, sich im gegnerischen Drittel in Scheibenbesitz zu bewegen, ohne dabei gleich von zwei Gegenspielern am Zug zum Tor gestört zu werden. Dennoch sahen die Zuschauer ein attraktives Spiel nach vorne, deren besten Chancen aber aus Scheibengewinnen entstanden: So erarbeitete sich Nikolas Linsenmaier selbst eine Konterchance in Richtung Tor des Ex-EHC-Keepers Matthias Nemec (7.) und Ben Meisner musste nach einer Heilbronner Puckeroberung im Freiburger Drittel gegen den heute stark aufspielenden Zweitreihen-Center Alexander Nikiforuk parieren (8.).

Dieser Spielverlauf wurde nun durch drei Heilbronner Strafen unterbunden (10., 14., 20.), die somit die ersten Duelle des besten Powerplays gegen das beste Unterzahlspiel der Liga auf das Eis brachten. In allen dreien etablierte sich Freiburg im Offensivdrittel und das Spiel fand ausschließlich vor dem Heilbronner Tor statt. Im ersten hätte Luke Pither beinahe mit einem Lupfer am Torkreis und Patrick Kunz gegen sein Ex-Team per verzögertem Schlagschuss den Führungstreffer erzielt.

Das Auslassen dieser Chancen wurde jedoch bei Fünf-gegen-fünf von Heilbronn bestraft, als in der 14. Minute der Top-Torschütze der Falken, Yannik Valenti, mit seinem 13. Saisontreffer per Direktabnahme aus einer Drangphase der Gäste im Freiburger Drittel Heilbronn in Führung brachte (0:1, 14.).

Das zweite Freiburger Powerplay entstand durch ein unnötiges Beinstellen der Heilbronner jenseits der Freiburger Torlinie (16.) und brachte eine Chance für Erik Betzold per One-Timer nach einem Pass von Pither hervor. Zu einem Tor kam es aber erst in Überzahl Nummer drei, als der EHC-Spieler des Monats Oktober, Cam Spiro, von seiner Powerplay-Flügelposition aus Nick Pageau in Szene setzte, der 20 Sekunden vor der Pausensirene das Spiel ausglich (1:1, 20.).

In den Anfangsminuten des zweiten Drittels erarbeitete sich die Kombo Pither-Betzold zwei Chancen. Freiburg war nun die leicht bessere Mannschaft und wurde dadurch unterstützt, dass sich ein Trend des ersten Drittels fortsetzte: Heilbronn suchte wieder fleißig die Strafbank auf. In einem weiteren Freiburger Powerplay, das in der 24. Minute begann, traf Linsenmaier dabei die Latte des Heilbronner Gehäuses. Strafen Nummer fünf und sechs gegen die Gäste folgten dann gar innerhalb von fünf Sekunden aufeinander, was Freiburg somit ein fast genau zweiminütiges Fünf-gegen-drei einbrachte. Mehrfach wurde dabei versucht, Scott Allen im Slot zu finden – zählbarer Erfolg blieb jedoch aus.

Special-Teams prägten daraufhin jedoch weiterhin das Geschehen – denn unmittelbar nach Ablauf von Freiburgs Zwei-Mann-Überzahl erhielt Christian Neuert eine 2+2-Strafe. Der EHC konnte den vierminütigen Heilbronner Offensivreigen, der Torschüsse aber keine Großchancen sah, fast überstehen – kassierte dann aber genau eine Sekunde vor Ablauf dieses Unterzahlspiels den Gegentreffer zum 1:2 (37.), als Michael Knaub Tim Miller am langen Pfosten anspielte.

Mit dem Ein-Tore-Rückstand kam der EHC rasant aus der Pause – ein Schlenzer von Linsenmaier (41.) und ein Zuckerpass desselben auf Allen ins Heilbronner Drittel hinein (47.) lieferten dabei Chancen zum Ausgleich. Wie sollte es aber anders sein, folgten nun zwei weitere Strafen gegen Heilbronn (47., 49.), von denen die erste den zweiten Überzahltreffer des EHC durch einen Schlagschuss von Alexander Brückmann herbeibrachte (2:2, 49.). Die zweite hätte dann beinahe für die erste Freiburger Führung gesorgt – doch Matthias Nemec parierte gegen Erik Betzold mit einer Glanzparade (50.).

Die Führung für eine der Mannschaften lag dann aber buchstäblich in der Luft: Ein Heilbronner Tip-in-Versuch resultierte jedoch in einem Freiburger Konter, den Nikolas Linsenmaier zum 3:2 verwandeln konnte (52.). Um die Freiburger Führung war es jedoch nicht lange bestellt – wiederum nur drei weitere Minuten später dribbelte sich Heilbronns Top-Scorer Dylan Wruck durch die Freiburger Zone und glich das Spiel wieder aus (55.)

Bei ausgeglichenem Spielstand setzten nun Linsenmaier und Spiro Akzente nach vorne – die zwingendste Chance dieser Schlussphase des dritten Drittels gehörte aber Heilbronn, in Form von Yannik Valentis One-Timer mit der Schlusssirene.

Ähnliches geschah dann in der Verlängerung – jedoch mit besserem Ausgang für Heilbronn: Nachdem die ersten dreieinhalb Minuten der Drei-gegen-drei-Overtime eher taktisch geprägt waren, kreierte ein Foul von Erik Betzold, der nur auf diese Weise ein Heilbronner Zwei-auf-null verhindern konnte, ein drittes Überzahlspiel für Heilbronn. Nach umkämpften finalen 90 Sekunden vor dem Freiburger Tor verwandelte Verteidiger Ian Brady einen Schlagschuss vom linken Flügel aus in einen Auswärtserfolg für Heilbronn. Der Dramaturgie dieses Eishockey-Abends gerecht wertend, bemühten die Schiedsrichter jedoch zunächst den Videobeweis, um zu klären, ob die Scheibe tatsächlich vor Ablauf der Spielzeit die Linie überquert hatte. Die sich schon an der blauen Linie versammelnden Heilbronner und die noch an ihrer Bande verharrenden Freiburger erfuhren aber alsbald das Urteil: Der Treffer zählte – und ein spektakulärer Wiederbeginn nach der Deutschland-Cup-Pause endete mit dem zweiten Freiburger Punktgewinn nach einer Overtime-Niederlage in dieser Saison.

So geht‘s weiter:
Am Sonntag, um 17.00 Uhr treten die Wölfe zu einem weiteren Baden-Württemberg-Derby an diesem Wochenende an – dann werden sie von Tabellennachbarn Bietigheim erwartet, der sich mit einem Sieg gegen Landshut am heutigen Abend zwei Punkte vor den nun Achtplatzierten EHC beförderte.


Tore:
0:1 (13:11) Yannik Valenti (Pierre Preto, Corey Mapes)
1:1 (19:40) Nick Pageau (Cam Spiro, Luke Pither) - PP1
1:2 (36:01) Tim Miller (Davis Koch, Yannik Valenti) - PP1
2:2 (48:22) Alexander Brückmann (Cam Spiro, Nick Pageau) - PP1
3:2 (51:33) Nikolas Linsenmaier (Christian Billich, Scott Allen)
3:3 (54:37) Dylan Wruck (Derek Damon, Tobias Möller)
3:4 (64:59) Ian Brady (Alexander Nikiforuk, Tim Miller) - PP1

Strafminuten: Freiburg 8, Heilbronn 16
Schiedsrichter: Florian Fauerbach, Sascha Westrich / Jan Lamberger, Dominik Pfeifer
Zuschauer: 3025

Die Freiburger Aufstellung:
Meisner (Benzing)
Spiro, Pither, Betzold / Pageau, Spornberger
Allen, Linsenmaier, Billich / Brückmann, Kurz
Saakyan, Neuert, Wittfoth / Rießle, Neher
Herm, Trattner, Christmann / Bauhof

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