18.04.2001

Deutschland und Ukraine trennen sich vor 3300 Zuschauern 3:3

Von Arne Bicker

Kleine Lichtblicke, große Sorgen - die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat trotz guter Ansätze noch kein WM- Format. «Wir spielen gegen den Abstieg. Das ist Tatsache», zog Bundestrainer Hans Zach nach drei von sechs Testspielen für die bevorstehende Weltmeisterschaft eine ernüchternde Zwischenbilanz.

Neun Tage vor dem WM-Auftakt gegen die Schweiz am 28. April in Köln warten die Zach-Schützlinge immer noch auf den ersten Sieg. Nach den erfolglosen Begegnungen mit Frankreich (1:1 und 3:6) reichte es am Mittwoch in Freiburg nur zu einem 3:3 gegen den WM-14. aus der Ukraine. Der einzige Sieger war ein «Spätberufener». Mit zwei Toren empfahl sich der schon 29-jährige Länderspielneuling Thomas Daffner von den Kassel Huskies für einen WM-Einsatz.

Zach war von seinem Schützling beeindruckt. «Er ist ein reiner Torjäger, körperlich stark und er schießt viel aufs Tor», meinte der Chefcoach des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) zu der gelungenen Premiere des Vollblut-Stürmers. «Ich suche noch einen Verteidiger und zwei Stürmer. Daffner könnte einer von ihnen sein, der ins endgültige Aufgebot rutscht», meinte Zach. Für den Niederbayern, der mit seinen Treffern in der 29. und 51. Minute eine Niederlage verhinderte, würde mit der WM ein Traum in Erfüllung gehen. «Das wäre unglaublich, ja filmreif», sagte der Debütant, der nach langen Jahren in der zweiten Liga bei Iserlohn, Deggendorf und Ingolstadt in Kassel landete.

Der zwei Drittel lang wenig überzeugenden Auftritt des DEB-Teams, für das Len Soccio (Hannover Scorpions) das dritte Tor markierte, bestätigte Zach in seiner realistischen Einschätzung über das Leistungsvermögen seiner Equipe. «Kämperisch, von der Disziplin und der Willensstärke her sind wir immer top, aber technisch sind wir nicht so stark wie viele andere Teams. Zudem fehlt uns noch die nötige Fitness», so Zachs Erkenntnis vor den restlichen WM-Tests. Am Freitag (17.15/live im DSF) ist in Schwenningen erneut die Ukraine der Gegner. Nach der Match gegen Italien am Sonntag in Landshut folgt am Dienstag in Nürnberg gegen den selben Gegner die WM-Generalprobe.

In Schwenningen muss Zach erneut auf die Spieler der Playoff- Finalisten Adler Mannheim und München Barons verzichten. Außerdem fehlen die verletzten Tino Boss (Kölner Haie), der wegen einer alten Schulterverletzung operiert wird, und Martin Reichel (Nürnberg Ice Tigers) wegen einer Knieverletzung. Beide fallen auch für die WM aus. Der Düsseldorfer Niki Mondt und Sebastian Klenner von den Augsburger Panther erhalten im zweiten Duell mit der Ukraine eine Chance.

«Es wird noch eine Zeit dauern, bis die Mannschaft zusammenrückt», meinte Zach, der sich von einem WM-Einsatz eines deutschen Profis aus der nordamerikanischen Profiliga (NHL) wenig verspricht: «Das bringt uns kaum weiter.» Entweder Jochen Hecht (St. Louis Blues) oder Marco Sturm (San Jose Sharks), die sich im NHL-Playoff-Achtelfinale im direkten Duell gegenüberstehen, werden nach Deutschland kommen. Auf den 17-jährigen Marcel Goc (Schwenninger Wild Wings), bis Sonntag noch bei der «U 18»-WM in Finnland aktiv, wird Zach wohl verzichten: «Die WM ist ein Fegefeuer. Goc ist zu jung, um ihn zu verheizen».

Am Rande der Bande:
***Sascha Semak zu Gast im Eisstadion. Er besuchte seinen Freund Vitalij Grossmann. Ebenfalls in Freiburg: Igor Dorochin, Andrej und Yuri Strakhow, Jupp Peroutka, Rudi Gorgenländer und CH-Nationaltrainer Ralph Krueger.
Sprechchöre der Nordkurve Richtung ukrainische Mannschaft nach einem Faustkampf auf dem Eis: "Ohne Klitschko habt Ihr keine Chance"

Zurück