Der EHC überrascht die DEG
Die Partie zwischen der Düsseldorfer EG und dem EHC war keine mit vielen Toren. Aber sie war eine mit vielen Geschichten.
Zum einen ist da die Geschichte der Freiburger Goalies Patrik Cerveny und Fabian Hegmann. Hegmann hielt in den letzten Spielen stark, schaffte am Freitag gar einen Shutout beim 1-0 Sieg gegen Crimmitschau. An seiner Stelle durfte am Sonntagabend aber Patrik Cerveny ran, der nahtlos an die starken Leistungen seines Torwartpartners anknüpfte und die Wölfe als ganz sicherer Rückhalt zum Auswärtssieg hielt.
Dann ist da die Geschichte von Shawn O’Donnell, der stets emsig agiert, sich im bisherigen Saisonverlauf aber schwer tat, Scorerpunkte zu sammeln und auf Grund einer erst nachträglichen Lizenzierung unter erschwerten Bedingungen in die Saison startete, sich gegen die DEG aber zum Matchwinner aufschwingen konnte.
Eine weitere Geschichte ist die von DEG-Coach Harry Lange, der sein erstes Spiel hinter Bande des Tradititionsvereins absolvierte, aber als neuer Besen noch nicht gut genug kehren konnte und eine Niederlage gegen den (noch) Tabellenvorletzten EHC Freiburg hinnehmen musste. Die Erwartungshaltung war, wie von den DEG-Kommentatoren erwähnt, eine andere.
Und es war die Geschichte der Special Teams. Der EHC (12 Strafminuten) ließ kein Powerplaytor der DEG (6 Strafminuten) zu – siehe unten – und traf selbst im Powerplay zum 1-2 Game Winning Goal im letzten Abschnitt.
Die größte Geschichte ist aber die der 17. Spielminute, die im Rückblick eine entscheidende Rolle spielen sollte, was den Ausgang des Spiel anbelangte. Der Reihe nach: Die DEG war am Drücker, brachte einige Scheiben zum Tor. In einem dabei entstandenen Gewühl agierte EHC-Verteidiger Samuel Schindler rigoros und kompromisslos gegen Lucas Lessio, sodaß die Schiedsrichter auf Strafzeit entschieden, die Partie aber weiterlaufen ließen, da die DEG weiterhin in Scheibenbesitz war. Im Zweikampf mit Schindler verlor Lessio seinen Schläger, der von Petr Heider aus der Zone vor dem Tor beförder wurde, was die Referees als Behinderung werteten und eine weitere Strafzeit gegen die Wölfe anzeigten. Immernoch war die DEG in Scheibenbesitz und traf prompt zum 1-0 durch einen Distanzschuss von Kukuk.
Nach längerer Konsultation wurde entschieden, daß das Tor natürlich Bestand haben würde, die Strafzeit gegen Petr Heider auf Grund es erzielten Tores der Hausherren jedoch gestrichen wird, hieß, es blieben aber 2+2 Strafminuten wegen Stockfoul mit Verletzungsfolge gegen Schindler auf der Uhr. Der EHC überstand diese Situation aber mit Kampf und einem starken Patrik Cerveny. Unter anderem Kilian Kühnhauser ging mit gutem Beispiel voran und blockte in der Drittel-Schlussminute zwei Schüsse aufopferungs- und schmerzvoll.
Auch die Reststrafzeit zu Beginn von Drittel zwei überstand der EHC schadlos. Somit stand unterm Strich „nur“ ein Tor Rückstand. Es hätten aber bei unglücklichem Verlauf auch zwei Powerplaygegentore stehen können. So war alles angerichtet für die Geschichte von Shawn O’Donnell (und die von Patrik Cerveny).
Von Beginn an hatte der EHC eigentlich gut ins Spiel gefunden, konnte in den ersten zwei, drei Minuten die größeren Spielanteile für sich verbuchen. Leider gelang es daraufhin in vier Minuten Überzahl aber nicht, gefährlich zu werden. Im Gegenteil, um ein Haar hätte die DEG in Unterzahl in Führung gehen können. Patrik Cerveny, ja, war aber nicht zu bezwingen.
In der Folge fand die DEG besser ins Spiel, der EHC verlegte sich folglich noch mehr auf seine neu gefundene defensive Stabilität und versuchte mit Nadelstichen selbst zum Erfolg zu kommen. So weit, so gut. Bis eben zur 17. Spielminute.
Nach dem Überstehen dieser brenzligen Phase, die spielentscheidend zu Gunsten der DEG hätte werden können, suchten die Wölfe, mit diesem gewonnen Momentum, direkt den Weg nach vorne und kamen durch Fabian Ilestedt und Alex De Los Rios zu Abschlüssen. Wenig später zeigte Patrik Cerveny erneut seine Klasse gegen die Düsseldorfer Paradereihe. Erst gegen eine abgefälschte Scheibe von Linden, dann gegen den daraus resultierenden Rebound von DEG-Goldhelm Hirano.
Julian Airich kam in der 25. Spielminute dem Ausgleich sehr nahe, hatte er doch Lunemann bereits durch dessen Beine bezwungen, die Scheibe rutschte aber vom Goalie noch irgendwie abgefälscht knapp am Tor vorbei. Das 1-1 gelang schließlich und endlich in der 31. Spielminute: Shawn O’Donnell bediente Captain Niko Linsenmaier perfekt, der mittels One-Timer ein Zwei-auf-Eins unhaltbar abschloss.
Insgesamt war es ein wildes zweites Drittel. Aus Sicht des EHC agierte man sogar leicht überlegen. Oft gelang es, gefällig ins Düsseldorfer Verteidigungsdrittel vorzustossen, jedoch waren nachhaltige Druckphasen vor DEG-Goalie Lunemann selten. Die DEG tat sich sichtbar schwer, geordnet durch die neutrale Zone zu kommen und schafftes es ebenfalls, als Konsequenz daraus, nur sehr selten, Druck auf Patrik Cerveny zu erzeugen.
Drittel drei brachte schließlich die Entscheidung zu Gunsten der Wölfe, lautstark bejubelt von zahlreichen EHC-Fans, die ihr Glück kaum fassen konnten.
Wie eingangs erwähnt spielten die Special Teams eine spielentscheidende Rolle und in dieser Spezialdisziplin behielt der EHC die Oberhand. Fabian Ilestedt bezwang - oder vielmehr bezwang sich Lunemann selbst – in der 44. Spielminute den DEG-Goalie als er vors Tor zog und sich dieser die Scheibe selbst über die Linie bugsierte.
Natürlich suchte die DEG nun den Weg nach vorne, traf aber auf leidenschaftlich und – wie mittlerweile gewohnt? – strukturiert und abgeklärt verteidigende Wölfe. So war es eine Kombination aus defensivem Können, Patrik Cervenys starker Leistung und einer Portion Glück sowie zusehends hektisch und unsauber agierende Düsseldorfer, die einen weiteren Gegentreffer der DEG verhinderten.
5 Minuten vor Schluss entschied Shawn O’Donnell die Partie. Ein Schlagschuss von der blauen Linie stoppte DEG-Verteidiger Maginot bevor die Scheibe das DEG-Tor erreichen konnte. O’Donnell reagierte blitzschnell und schoss Lunemann die frei liegende Scheibe aus kurzer Distanz durch die Beine.
Weitere Angriffsbemühungen der DEG mit einem sechsten Angreifer brachten nichts mehr ein, der EHC gewann verdient (!) in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt und feierte nach der Schlusssirene ausgiebig den dritten Dreier, davon zwei auswärts, in Folge mit den EHC-Anhängern.
Tore:
1:0 (16:33) Kukuk (Bradford, Tosto)
1:1 (30:44) Linsenmaier (O’Donnell)
1:2 (43:59) Ilestedt (Elo, Ventelä) – PP1
1:3 (54:53) O‘Donnell (Ewanyk, Kühnhauser)
Schüsse: Düsseldorf 29 (12/9/8), Freiburg 21 (8/7/6)
Strafminuten: Düsseldorf 6, Freiburg 12
Überzahleffizienz: Düsseldorf 0-6, Freiburg 1-3
Schiedsrichter: Seedo Jansen, Tim Heffner / Vincent Brüggemann, Claus Clemens Behrendt
Zuschauer: 6229
Aufstellung:
Cerveny (Hegmann)
Elo-Linsenmaier-Schwamberger / Kühnhauser-Ventelä
O‘Donnell-Ewanyk-Ilestedt / De Los Rios-Schlenker
Majher-Kretschman-Mühlbauer / Schindler-Heider
Airich-Trinkberger
Foto: Birgit Haefner























