Milan Sch2.
16.12.2019

Zwischen Königsschloss und Gardinenpredigt

U15: EV Füssen – EHC Freiburg 5:3 (1:1, 2:1, 2:1) // ESV Kaufbeuren – EHC Freiburg 8:2 (3:1, 3:0, 2:1)

Mit vielen intensiven Erfahrungen, aber leider ohne Punkte kehrte unser Schülerteam vom ersten Auswärts-Wochenende in der Bayern-Meisterrunde zurück. Am Samstag (14.12.) in Füssen lag ein EHC-Erfolg 57 Minuten lang zumindest in Reichweite. 

Am Sonntag (15.12.) in Kaufbeuren traf man dann auf den Spitzenreiter, der in punkto Tempo, Spielübersicht, Teamorganisation, Geduld und Handfertigkeit so beeindruckte wie zuvor noch kein EHC-Gegner. Und das Interessante an diesem Wochenende: In Kaufbeuren agierten die 18+1 Spieler, die Trainer Ravil Khaidarov mitgebracht hatte, auf deutlich höherem Niveau als am Vortag.

Das Allgäu ist viel zu schön, um nur seine Eishallen anzuschauen, wenn man schon mal dort ist. Deshalb schaute der EHC-Tross, hervorragend chauffiert von Juri vom Freiburger Reisedienst, zuerst bei den Königsschlössern hinter Füssen vorbei. Neuschwanstein als Silhouette, Hohenschwangau in Adventsbeleuchtung – und zu seinen Füßen begab sich das EHC-Team zum Beineausschütteln auf dem Rundweg um den Alpsee in Rutschgefahr.

Derart frischluft-gestärkt, starteten die Gäste dann ergebnis-technisch okay in die Partie: Nach 22 Minuten führten sie mit 2:1. Milan Klein hatte eine Mini-Lücke in der EVF-Deckung zum trockenen Handgelenksschuss ins Tor genutzt (16. Minute), Artjom Khaidarov hatte einen Breakaway-Konter mit einem Rückhandschuss in den Torwinkel über der Fanghand vollendet (22. Minute). Doch schon in dieser Phase fiel das EHC-Spiel durch eine gewisse Behäbigkeit auf. Zu wenig Zusammenspiel, oft unpräzise Pässe, teils selbst auf kurze Distanz; selbst die Führung brachte keine Sicherheit in die Freiburger Reihen.

So kam es, wie es kommen musste: Mehrfach wurde die EHC-Defensive überlaufen, zwei dieser Szenen landeten im EHC-Tor (30., 35.). Mit der 3:2-Führung im Rücken gelang Füssen nun immer mehr, zum Beispiel eine Direktabnahme nach Bullygewinn, die zur Überraschung von EHC-Goalie Keanu Salmik im Tor landete (51.). Selbst nach diesem 4:2 hätten die Freiburger noch genug Zeit und Gelegenheit gehalbt, um das Spiel zu drehen. Doch mehrere Allein-vor-dem-Torwart-Konter wollten einfach nicht über die Füssener Torlinie. Und etliche weitere Angriffe vermasselte der EHC, weil der finale Pass nicht flach auf die Kelle kam, sondern irgendwo in den Luftraum gechippt wurde. So fiel die Entscheidung durch das 5:2 der Gastgeber in der 58. Minute. In der Schlussminute konnte Paul Bechtold auf Zucker-Pass von Milan Schiffermüller immerhin noch den dritten EHC-Treffer erzielen. Die anschließende Teamkritik von Ravil Khaidarov in der Kabine erreichte dann eine Lautstärke, die Füssens Betreuer am anderen Hallenende um die Statik ihrer Eishalle fürchten ließ. Es war das schwächste Saisonspiel unseres Schülerteams gewesen – und der Trainer machte keinen Hehl daraus, dass ihm das nicht entgangen war.

Nächster Tag, nächstes Spiel – nach einer kurzen Übernachtung in Kaufbeuren wartete auf unsere Jungs der unangefochtene Tabellenführer. In der Altersklasse U15 ist der ESVK nicht mehr ein Mittelstadts-Klub, sondern eine erweiterte Allgäu-Auswahl plus Talent-Delegation aus Ravensburg. Und so tritt man auch auf dem Eis auf: In der Vorrunde hatte man nach neun Spielen ein Torverhältnis von 133:11, in der Meisterrunde endeten Spiele mit ESV-Beteiligung im Schnitt bisher mit 7:2.

Doch da schau her – Ravil Khaidarovs nordschwedische Gardinenpredigt vom Vortag hatte bei seinen Spielern gewirkt. Obwohl vom Tempo und den Pass-Stafetten der Kaufbeurer phasenweise überfordert, kämpften die Freiburger so aufopferungsvoll, dass dem ESV nur ganze drei Tore im Spiel 5-gegen-5 gelangen. Da wurde in der EHC-Defensive gerannt, gefightet, gegenseitig geholfen – und wenn sonst nichts mehr half, zeigte Keanu Salmik zig Zauber-Reaktionen.

So kam es, dass Kaufbeuren seine Dominanz erst im Powerplay in Tore ummünzen konnte. Weil die Freiburger oft einen Tick zu spät kamen, hagelte es Strafzeiten. Und nach 40 Minuten hatte Kaufbeuren fünf dieser Strafzeiten zu Treffern genutzt. Im Schlussdrittel stemmte sich das EHC-Team leidenschaftlich dagegen, hier zweistellig unterzugehen. Tatsächlich boten sich jetzt – nach dem überraschenden Shorthander von Paul Bechtold zum 2:1 (19. Minute) – noch mehrere Chancen, das Resultat freundlicher zu gestalten. Eine davon nutzte Samuel Flamm per Schlagschuss zum Schlusspunkt: 8:2 in der 50. Minute.

Wenn Khaidarovs Spieler ihre jeweils eigenen Erfahrungen aus dem ersten Bayern-Wochenende richtig verarbeiten; wenn sie bereit sind, an ihren Schwächen zu arbeiten, die besonders im Füssen-Spiel zu erkennen waren – dann kann sich dieses schöne Wochenende eines Tages doch noch als erfolgreicher Ausflug herausstellen. Die nächste Gelegenheit, es besser zu machen, bietet sich schon am kommenden Wochenende. Da emfängt der EHC den EC Peiting am Samstag, 21. Dezember, um 17 Uhr in der Echte-Helden-Arena.

Text: Toni Klein/Foto: Frank Nieberle

Bayern-Meisterrunde: Bayreuth – Peiting 4:5, Rosenheim – Nürnberg 2:3 n.P., Straubing – Landshut 1:8, Füssen – Freiburg 5:3, Kaufbeuren – Freiburg 8:2.

Tabelle (Stand 15.12.):
1. ESV Kaufbeuren 4 Spiele/29:7 Tore/12 Punkte
2. EV Landshut 6/35:18/12 Punkte
3. ERC Schwenningen 5/24:16/9 Punkte
4. EV Füssen 5/22:27/9 Punkte
5. EHC 80 Nürnberg 4/17:13/8 Punkte
6. Starbulls Rosenheim 6/15:24/4 Punkte
7. EHC Bayreuth 2/7:6/3 Punkte
8. EC Peiting 2/11:23/3 Punkte
9. EHC Freiburg 5/12:22/3 Punkte
10. EHC Straubing 5/9:25/3 Punkte

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