U20: Doppelsieg fürs Geschichtsbuch
HC Landsberg – EHC Freiburg U20 4:5 (0:1, 2:3, 2:1) HC Landsberg – EHC Freiburg U20 1:2 (0:2, 0:0, 1:0)
Für eine Sportart wie Eishockey sind 25 Jahre eine sehr sehr lange Zeit. Wenn sich etwas 25 Jahre lange hält im Eishockey, kann es nicht ganz schlecht sein. Damit kommen wir zur Deutschen Nachwuchs-Liga, der DNL. Denn auch wenn jede Saison im deutschen Nachwuchs-Eishockey neue Ideen bringt und einen geänderten Spielmodus – eines bleibt bestehen: die DNL. Im Jahre 2000 wurde sie gegründet, anfangs hatte sie zehn, später zwölf Mannschaften. 2017 kam eine zweite Division hinzu, 2018 sogar eine dritte, aber der Qualität des Produktes tat das keinen Abbruch. Die DNL lief und lief und lief.
Und tief im Südwesten der Republik schaute ein kleiner Verein mit großer Sehnsucht zu. Und schaute zu. Und schaute zu. Nie durfte er mitmachen, weil es nie zum Aufstieg reichte. Weil die Umstände dagegen waren, oder die eigenen Trainer, ein zu starker Playoff-Gegner oder Corona. Kenner der Szene werden schon einen Verdacht hegen: es geht um den EHC Freiburg. Endlich, in diesem März, gelang der U20 des EHC der Aufstieg in die dritte Division (DNL-3). Und jetzt steht Freiburg zum allerersten Mal auf der Landkarte der Deutschen Nachwuchs-Liga. Pünktlich zur 25. Saison der großartigen Liga, passend zum 40. Geburtstag des sympathischen Vereins.
Allein das wäre schon ein Stößchen wert: Glückwunsch, EHC!
Es kommt aber noch besser. Soeben hat die U20 des EHC die allerersten Spiele in der DNL absolviert. Und was soll man sagen? Sie hat Historisches vollbracht und die allerersten Siege eingefahren!
Beim HC Landsberg gewannen die 15+2 Spieler von EHC-Trainer Martin Sekera am Samstagabend (28.09.) mit 5:4, am Sonntagmorgen (29.09.) mit 2:1. Phasenweise war das richtig gut anzuschauen, was der Streamingdienst RED+ da aus der Eissporthalle beim Lech übertrug. Mit zupackender Defensive und einem souveränen Goalie Christian Goss hielt der EHC am Samstag 27 Minuten lang die Null. Und vorne kam man nach schnellen Pass-Stafetten zu guten Torchancen. Eine davon verwandelte Michael Miller (13.), nachdem Lio Leichsenring einem HCL-Verteidiger vor dessen Tor die Scheibe stibitzt hatte. Eine andere verwandelte Luis Bockstahler (27.) in Unterzahl, nachdem Niclas Hempel einen HCL-Pass abgefangen, mustergültig außen bis zur Grundlinie gezogen und dort punktgenau auf den Trailer vor dem Tor gepasst hatte.
Nach diesem 2:0 für die Freiburger entwickelte sich ein Katz-und-Maus-Spiel: Allmählich verloren die EHC-Hinterleute an Konzentration und Einsatz, so kam Landsberg nach und nach zu Toren. Doch kaum hatten die Hausherren den Anschluss geschafft, zogen die Freiburger schon wieder davon. Bockstahler zum 3:1 (28.), per Abstauber von rechts, und Miller zum 4:1 (29.), aus einem Gewühl heraus, rückten mit den jeweils zweiten Treffern ihrer noch jungen DNL-Karriere den Spielstand wieder zurecht.
Dass es nicht deutlicher wurde, brockten sich die Freiburger mit einem lausigen Powerplay selber ein. Insgesamt neun Mal spielten sie in Überzahl, dabei gelangen ihnen exakt 0 (in Worten: null) Treffer. Kaum war der Gegner mal für längere Zeit vollzählig, pirschte er sich auf 4:3 heran, auch eingeladen durch fulminante Freiburger Fehlpässe. Während einer Strafzeit für Niclas Hempel lag sogar der Ausgleich in der Luft. Doch diesmal hielt das EHC-Bollwerk. Und bald nach seiner Rückkehr aufs Eis sorgte Hempel mit einer humorlosen Direktabnahme nach gewonnenem Bully für das 5:3 (57.). Es war die Entscheidung, denn der vierte HCL-Treffer fiel erst elf Sekunden vor Schluss. Zu spät, um den ersten EHC-Sieg in der DNL-Geschichte zu verhindern.
Der zweite Freiburger Erfolg, an gleicher Stelle, aber 14 Stunden später, ist schnell erzählt. Diesmal waren die Gäste über weite Strecken dominant, und bei den Treffern hatten sie das Glück der Tüchtigen. Erst fälschte ein HCL-Verteidiger eine Hereingabe von Luis Bockstahler zentimetergenau ins eigene Tor ab (5.). Dann lenkte der Landsberger Goalie einen Flachschuss von EHC-Center Edoardo Pellegrini an den Innenpfosten – 2:0 (20.), wenige Augenblicke bevor es zum ersten Pausentee ging.
Von diesem Schrecken erholten sich die Hausherren nur schwer. Der EHC spielte seinen Stiefel runter, vergab erneut Überzahl um Überzahl (diesmal 0 von 6) und baute den Gegner noch selber auf: Beim fünften Freiburger Powerplay tropfte ein Verlegenheitspass gegen einen Landsberger Schlittschuh. Von da rutschte er vor die Strafbank, just als dort ein Landsberger seine Strafe abgesessen hatte. Der nahm das Geschenk zum Eins-auf-null dankend an und markierte das 2:1 (51.). Dabei blieb es, weil die Gäste sich danach keine gravierenden Fehler mehr leisteten.
Für den EHC im Einsatz (Tore/Vorlagen): Christian Goss, Max Schneider (n.e.) (Tor); Samuel Flamm, Rafael Brug (-/1), Niclas Hempel (1/1), Lio Leichsenring (-/3), Leonard Glatz, Adam Kasanda, Silas Flamm, Luca Mair, Cedric Ringenbach, Edoardo Pellegrini (1/-), Nils Nagreli, Michael Miller (2/-), Robin Eggert, Milan Schiffermüller (-/2), Luis Bockstahler (3/1)
Text: Toni Klein/Foto: Andreas Eggert