U15: Warum wir Eishockey so lieben
EHC Freiburg – Heilbronner EC 4:2 (2:1, 1:1, 1:0).
Leute, die noch nie ein Eishockeyspiel gesehen haben, fragen manchmal, was denn an diesem Sport so toll sein soll. Man könnte diesen Leuten eine ellenlange Rede halten – oder man setzt sie einfach zu einem Heimspiel unserer U15 in die Echte-Helden-Arena und sagt: Da! Schau selbst!
Aus keiner anderen Mannschaftssportart sind Fälle bekannt, in denen ein Team eine Schussbilanz von (gefühlt) 50:5 schafft, kurz vor Schluss aber noch um den Sieg bangen muss. Das Schüler-Team des EHC kriegt diesen Unterhaltungswert mit Nägelkau-Garantie aber mühelos hin. Wenn nötig, sogar zwei Mal am Wochenende. Einen Tag nach dem schweren Spiel gegen die Jungadler (2:3 n.P.) folgte am Sonntag (24.09.) schon das nächste Kräftemessen, diesmal gegen den Heilbronner EC. Es wurde zur 60-minütigen Einbahnstraße – und trotzdem dauerte es bis zur 58. Minute, bis der EHC-Erfolg in trockenen Trikots war.
Jetzt aber – rein ins Spiel. EHC-Trainer Lukas Smolka hatte sein Team neu justiert und die Köpfe nach der Fast-Sensation vom Vortag frei gepustet. Prompt fiel schon nach 16 Sekunden das 1:0, wiederum traf Jan Bühler, Rückkehrer vom EHC Basel. Beflügelt durch die frühe Führung griffen die Freiburger ein ums andere mal das Tor der Heilbronner an. Aber es dauerte acht Minuten, bis der zweite Treffer gelang, diesmal durch Fabian Bräuner. Auch nach dem 2:0 lief die Scheibe immer und immer und immer wieder in dieselbe Richtung. Die Gäste kamen kaum einmal aus ihrem Drittel heraus. In der 19. Minute wollten sie sich ein bisschen Luft verschaffen, setzten mal zu einem Konter an – und schafften aus heiterem Himmel den Anschlusstreffer. Leicht geschockt gingen die Freiburger in die Kabine …
… und kehrten mit noch mehr Offense-Power aufs Eis zurück. Freiburg stürmte pausenlos auf das Tor, schoss aber keines. Mittlerweile hatten beide Teams die Torhüter gewechselt (32.). Für den kaum getesteten EHC-Goalie Collin Lieberwirth kam Lenny Wassmann zum Einsatz, bei den Gästen rückte Kyryl Skorokhodov zwischen die Pfosten. Beim nächsten EHC-Angriff, einer Kombination über Dominik Bauer und Samuel Wilhelm mit Abschluss durch Luca Tichelkamp, musste der Heilbronner noch hinter sich greifen – 3:1 (34.). Danach wuchs der Gäste-Goalie aber über sich hinaus. Hielt zum Teil Schüsse im Zehn-Sekunden-Takt. Und konnte staunend zusehen, wie seine Vorderleute einen ihrer seltenen Vorstöße sogar zum 3:2 nutzten (39.).
Das Schlussdrittel bot nochmals Dutzende Variationen zum bekannten Thema: Freiburg am Drücker, Puck will nicht über die Linie. Dabei war den EHC-Stürmern nicht einmal ein Vorwurf zu machen. Sie kombinierten sehenswert, sahen meist den freien Mitspieler, schossen aus allen Lagen – aber Skorokhodov hielt. Beim einzigen HEC-Konter im Schlussdrittel kam es fast zu einem „Der-wird-doch-nicht-etwa“-Moment. Doch der Schuss ging vorbei, und wenig später glückte Jan Bühler endlich doch der entscheidende Treffer: 4:2 nach 57 Minuten. Das ganze Stadion machte „Puuuh!“, alle auf der Freiburger Bank und die meisten auf der gut gefüllten Haupttribüne wischten sich die Schweißperlen von der Stirn. Und einige blinzelten nach der Schlusssirene in die wärmende Septembersonne mit einem sehr deutlichen Gefühl: Wegen solcher Spiele muss man Eishockey einfach lieben!
Im Einsatz beim EHC: Tor: Collin Lieberwirth (bis 32.), Lenny Waassmann. Defense: Samuel Wilhelm (-/1), Dominik Bauer (-/1), Christian Gvianovski (-/1), Ben Vögele, Noel Madach, Maurice Rehbein. Offense: Luca Tichelkamp (1/1), Jan Bühler (2/-), Jesper Salzmann, Lennart Keßler, Jakob May (-/2), Fynn Hörmann, Fabian Bräuner (1/-), Ben Horstschäfer, Tim Becker, Emilio Dinges (-/1)
Text: Christian Lieberwirth/Toni Klein, Foto: Jasmyn Groeschke