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10.03.2020

Mit Würde und Anstand

U15: EHC Freiburg – EHC Bayreuth 2:5 (0:4, 0:0, 2:1) ; 

U15: EHC Freiburg – EHC Nürnberg 2:3 n.P. (1:0, 1:1, 0:1, 0:1)  //...

Hoch erhobenen Hauptes beendet der EHC Freiburg seine erste Saison in der Schüler-Bundesliga (Bayern-Meisterrunde). Unsere U15 hat ihren Verein mit Würde und Anstand in der höchsten deutschen Spielklasse dieser Altersstufe vertreten. Alle 18 Spiele mit Freiburger Beteiligung liefen fair und zivilisiert ab, mit Schlussrang 7 hat man mehr erreicht als vorher zu erhoffen war – und mit 12 Gramm mehr Glück und 3 Pfund weniger Respekt zu Rundenbeginn wären sogar deutlich mehr Siege möglich gewesen.

Zum Beispiel am vergangenen Wochenende. Da gab es zum Abschluss der Meisterrunde für das Team von Trainer Rawil Khaydarov zwar zwei knappe Niederlagen. Jede für sich hätte aber auch als EHC-Sieg enden können. Aus unterschiedlichen Gründen wurde es dann doch kein Sieg.

Am Samstag (7.3.), gegen Tabellennachbar Bayreuth, ließ Khaydarov nochmals durchgängig mit vier Blöcken spielen. So bekamen auch Spieler, die zuletzt bei knappem Spielstand eher draußen blieben, ausführlich Eiszeit. Trotzdem legte der EHC eine stürmische Anfangsphase hin, mit einem Korb schönster Torchancen, bloß ohne Tor. Dann ermöglichte ein haarsträubender Defensivfehler den bis dahin harmlosen Gästen das 0:1 (13.). Wenig später drängte der EHC sie durch zwei dämliche Strafzeiten sogar zum 0:2 (17.). Ab diesem Zeitpunkt spielten die Freiburger 23 Minuten lang hinten Harakiri und vorne Tohuwabohu. Alleine Torhüter Marko Uhrig, der für den verletzten Keanu Salmik eingesprungen war, gab sein Bestes und avancierte in seinem allerersten U15-Einsatz gleich zum auffälligsten EHC-Spieler; in der 20. Minute musste er aber zwei weitere Gegentore hinnehmen.

Im Schlussabschnitt riss sich das Freiburger Team dann endlich am Riemen. Mit Tempo, Spielwitz und Kampfkraft hatte man schon große Siege eingefahren in der Bayernrunde. Mit Tempo kam man nun zum 1:4-Anschluss durch Milan Schiffermüller (44.; Vorlage Artjom Khaydarov), mit Spielwitz verkürzte Milan Klein bald zum 2:4 (50.; Artjom Khaydarov/Paul Bechthold), mit Macht drängte der EHC nun auf weitere Tore. Doch mit einem Konter, der zum 2:5 (55.) führte, machte Bayreuth den Deckel drauf.

Wegen eines 23-minütigen Aussetzers hatte der EHC also den erhofften Heimsieg am Samstag verschenkt. Einige Freiburger Spieler, so war anderntags in Elternkreisen zu hören, konnten danach kaum einschlafen vor Frust. In Schwenningen gewinnen und dann ein halb so schweres Heimspiel so vergeigen? Das konnte wohl nicht wahr sein! Also traf sich am Sonntag (8.3.) ein unausgeschlafenes EHC-Grüppchen im Eisstadion zu Freiburg, um das elfte Gesetz der Sportrelativität zu erfinden: M x F = E3. Motivation mal Frustration gleich Energie hoch drei.

Zwar hatte sich mit dem EHC 80 Nürnberg ein Spitzenteam der Liga angekündigt, das zum Beispiel Bayreuth mit 16:2 und 5:1 abgefertigt hatte. Aber diese Nürnberger hatten soeben in Schwenningen 4:3 gewonnen und damit den Jungs vom Bauchenberg, mit denen unsere U15 stabile Freundschaften pflegt, den Weg zur Deutschen Meisterschaft blockiert. Nur ein EHC-Sieg konnte dem SERC-Team noch die theoretische Chance aufs Finale erhalten. Die Motivation war also da, der Frust noch nicht verflogen – und so gingen die Freiburger mit einem Urknall ins Spiel. Minutenlang wurden die großen stabilen Gästespieler in ihrem Drittel eingeschnürt. Auch der zweite und dritte EHC-Block (Trainer Khaydarov beließ es diesmal bei drei Reihen) setzte die Gäste unter Dauerdruck. Die konnten kaum einmal ihre gefürchtete Offensiv-Power zeigen. Und wenn doch, so war Torwart Marko Uhrig souverän zur Stelle. Einziger Schönheitsfehler der EHC-Dominanz: Es wollte nur ein Tor gelingen, durch Milan Klein im Slot, nach klugem Überraschungs-Pass von Paul Bechthold (1:0/14.). Es war Kleins 15. Saisontor im 18. Bundesliga-Spiel.

Dass Nürnberg in der 24. Minute zum Ausgleich kam, setzte beim EHC noch mehr Energie frei. Dies war das letzte Spiel der Saison – jede gute Idee musste raus, jetzt und hier! Also rollten die Freiburger Attacken weiter im Minutentakt nach vorn. In der 29. Minute tankte sich Milan Klein an der blauen Linie durch ein Nürnberger Spielerknäuel, zögerte den Pass heraus und zögerte und zögerte solange, bis Cedric Ringenbach, der Langstrecken-Sprinter im EHC-Trikot, vor dem Tor in Position war: Pass, Schuss, 2:1.

Nun zeigte sich, dass in dieser Bayernrunde fast alle Freiburger Spieler einen großen Sprung nach vorne gemacht haben. Ob Samuel Flamm, Luis Bockstahler oder Daniel Andreev, ob Pascal Musacchio, Julian „Professor“ Brehm oder Maxim „Hier-ist-Endstation“ Skrylow: jeder gab nochmals sein Bestes und genoss die letzten Minuten seiner ersten Schüler-Bundesliga-Saison. Ein Artjom Khaydarov, Vorlagenkönig im EHC und Nationalspieler im DEB, unternahm nochmals einige seiner Coast-to-Coast-Exkursionen, auf denen er den Puck so geschickt abschirmt, dass die Gegner nur staunend eskortieren können. Auch das Laufpensum von Paul Bechthold war wieder mal unfassbar; er ist vermutlich der einzige Spieler der Liga, der die Erfindung der Bande bedauert – sonst würde er mühelos bis zur Sick-Arena weiterlaufen, um dem Gegner die Scheibe abzuluchsen.

Erst ein kurioser Bandenabpraller in der Schlussphase, der zufällig vor und gleich darauf in dem EHC-Tor landete, verdarb die Freiburger Siegesfeier. Nach diesem 2:2 hatten die Hausherren noch drei 99-prozentige Torchancen, aber keine traute sich über die Torlinie. Im Penaltyschießen trafen dann nacheinander alle Schützen – bis auf einen. Weil der aus Freiburg kam, ging der Bonuspunkt nach Nürnberg. Der Freiburger Frust war da aber längst verflogen. Auf diese Energie-hoch-drei-Leistung konnte die U15 stolz sein.

Text: Toni Klein / Fotos: Frank Nieberle

Schüler-Bundesliga

1. EV Landshut 18 Spiele/100:33 Tore/48 Punkte
2. ESV Kaufbeuren 18/132:61/45
3. EHC 80 Nürnberg 17/102:57/34
4. ERC Schwenningen 18/86:54/34
5. EV Füssen 17/84:74/29
6. Starbulls Rosenheim  17/60:75/16
7. EHC Freiburg 18/45:68/16
8. EHC Bayreuth 18/47:98/16
9. EC Peiting 16/73:133/13
10. EHC Straubing 17/36:112/10

 

 

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