2022.03.27 u17 BL aufstieg in bayreuth
27.03.2022

BUN-DES-LI-GA!

8:7 nach Penalties: Die U17 des EHC Freiburg macht den Aufstieg in Bayreuth perfekt.

Geschafft: mit einer großartigen kämpferischen Leistung hat die U17 des EHC Freiburg den Aufstieg in die Jugend-Bundesliga perfekt gemacht. Vor Wochenfrist hatte das Team von Peter Salmik die Bayreuth Tigers in der Echte-Helden-Arena mit 4:1 besiegt. Heute (26.3.), im Rückspiel, gab es nach regulärer Spielzeit plus Verlängerung eine 3:6-Niederlage. Also musste die Entscheidung im Penaltyschießen fallen. Und hier setzte EHC-Stürmer Julian Brehm den wichtigsten Schuss seiner bisherigen Eiskarriere ins Tor, während EHC-Torwart Keanu Salmik den anschließenden Bayreuther Penalty parierte.

Nicht nur wegen des Happy-Ends: Dieses Spiel wird in den Legendenschatz des EHC-Nachwuchses eingehen. Unsere U17 hatte ein größeres Publikum denn je zuvor; unter den 450 Zuschauern waren auch viele mitgereiste Freiburger, die sich lautstark bemerkbar machten. Die Rahmenbedingungen waren prima, die Schiris (übrigens in beiden Partien) fehlerfrei, das Geschehen blieb jederzeit fair. Und mehr Krimi-Gefühl muss man auf Netflix lange suchen.

Dabei sah es lange so aus, als ob die 18+2 Freiburger die Sache im Griff hätten. Nach souveränem, aber torlosem ersten Drittel gingen sie in der 21. Minute in Führung. Paul Bechtold hatte die Scheibe erkämpft, Nils Nagreli besorgte den Rest. Im Hochgefühl des So-kann´s-weitergehen ließ der EHC dann aber die Bayreuther ihr Ding machen – und dieses Ding führte nur 24 Sekunden später zum 1:1. In der 25. Minute war die EHC-Welt wieder in Ordnung: Milan Schiffermüller und Paul Bechtold vollendeten einen wunderbaren Tikitaka-Konter mit dem Treffer zum 1:2. Danach gab es viele EHC-Aufenthalte rund ums Bayreuther Tor, aber keine gefährlichen Abschlüsse. Der nächste Abschluss gelang erst wieder dem Tigers-Talent Jan Hessler (4 Tore in dieser Serie); er schnappte sich die Scheibe an der Mittellinie, mit vier Freiburgern plus Torwart vor sich, fuhr aber alles in Grund und Boden und fand sogar noch die Lücke zum 2:2 (29.).

Auch das war noch zu verschmerzen. Allerdings machte sich der EHC nun das Leben selber schwer. Zum Beispiel in der 31. Minute: Drei Mal hatten die Gäste die Scheibe im eigenen Drittel unbedrängt unter Kontrolle, drei Mal gaben sie sie unnötig wieder her, im dritten Anlauf ließ Bayreuth sich nicht länger bitten und netzte zum 3:2 ein. Dies fühlte sich nun wie ein Knackpunkt an: Erstmals führten die Hausherren, erstmals krochen „Was wäre wenn“-Gedanken unter die Helme der Gäste. Bayreuth fuhr einen Konter, dann noch einen, und Keanu Salmik im EHC-Tor hatte alle Hände voll zu tun. Aus einer Befreiungsaktion machte dann Niclas Hempel das Bestmögliche – einen Treffer. Energisch ging er aus ein, zwei, drei Zweikämpfen als Sieger hervor, und weil inzwischen kein Speed mehr übrig war, blieb ihm keine andere Wahl als ein Schuss aufs Tor. Zwischen jeder Menge Bayreuther fand dieser Schuss tatsächlich den Weg ins Netz (36.). 3:3 – das sah schon wieder gut aus.

Aber dann, kurz nach dem 3:3: Bully vor dem Bayreuther Tor, Freiburg gewinnt das Bully, kontrolliert die Scheibe, kontrolliert sie immer noch, bis sie plötzlich weg ist und nach etlichem Herumgestocher plötzlich im EHC-Tor liegt.

20 Sekunden später: wieder Bully vor dem Bayreuther Tor, wieder kontrolliert Freiburg die Scheibe, bis sie plötzlich weg ist undsoweiter. Auf einmal steht es 5:3 (37.), und keiner weiß warum. Nur eines weiß jeder: Noch ein Bayreuther Treffer, und die schöne Ausgangslage ist futsch. Oder mit den Worten des Hallensprechers im Bayreuther Kunsteisstadion: „Jungs, es fehlt noch ein Tor. Das schaffen wir!“

Das Schlussdrittel wird nun zur Zitterpartie. Die Bayreuther Chancen werden nicht zwingender, aber zahlreicher. Und immer wieder verhindern unsaubere Aufbaupässe den einen klaren Konter für Freiburg, der alles klarmachen würde. So bleibt eine optische Überlegenheit der Gäste – und ein verdammt knapper Spielstand. Bis die vorletzte Minute ein ärgerliches Deja-vu bringt. Wieder hat die EHC-Defensive den Puck unbedrängt auf der Kelle. Vertändelt ihn hinter dem eigenen Tor. Kriegt ihn zufällig wieder, vertändelt ihn aber nochmals, und dann torkelt er tatsächlich irgendwie über die Torlinie. 6:3 (59.), es ist zum Haareraufen.

Die Verlängerung bringt viele Torschüsse auf beiden Seiten, aber keine Treffer, dank mehrerer Paraden von Keanu Salmik. Also Penaltyschießen. Das haben sich die Gäste mit ihren diversen Aussetzern selbst eingebrockt. Beide Mannschaften hätten den Aufstieg verdient, nur eine wird ihn aber schaffen. Nach zehn Penalties ist noch keine Entscheidung gefallen, außer der Entscheidung, dass Julian Brehm als Nächster anläuft. Und wie! Er läuft fast in gerader Linie auf den Bayreuther Goalie zu. Nicht zu schnell, wir haben ja Zeit. Er zockt die Scheibe in bewährter Juli-Manier acht Mal von links auf rechts und zurück. Er würde den Vorgang noch 88 Mal wiederholen, aber irgendwann hat das Bayreuther Eis ein Ende. Also zockt Brehm ein letztes Schnellrechts, dem der Goalie endlich folgt. Dann ein Schnelllinks, weil dort das Tor sperrangelweit frei ist. Es ist ein lässiger Move, und Julian Brehm hat ihn ungezählte Male exerziert, seit er an einem niesligen Wintertag anno 2009 erstmals die Freiburger Eishalle betreten durfte. Und es ist ein Move, der das Spiel entscheidet, weil Keanu Salmik den letzten Penalty der Gegner abwehrt.

Es ist der elfte Penalty an diesem Abend in Bayreuth, der zwei Corona-Jahre hartes Training und unermüdliches Streben von 20 EHC-Spielern, Trainer und Betreuern krönt. Nach 130 Minuten voller Fairness, Einsatz und Hoffnung stehen links die Bayreuth Tigers mit leeren Händen da. Zehn Meter weiter rechts, auf und vor der Bank des EHC Freiburg, beginnen dagegen lautstarke Feierlichkeiten. Bundesliga – wir kommen!

Für den EHC Freiburg spielten (Tore/Vorlagen): Keanu Salmik (Tor); Samuel Flamm, Maxim Skrylov, Silas Flamm, Nils Nagreli 1/-, Julian Brehm 1/-, Maik Kraus, Daniel Andreev, Leonard Glatz, Pascal Musacchio, Cedric Ringenbach, Niclas Hempel 1/-, Ruben Bühler, Nico Barth, Marlo Glaser, Erick Bensel -/1, Paul Bechtold -/2, Milan Schiffermüller 1/-, Luis Bockstahler

Text: Toni Klein

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