liberec
12.10.2014

So lief die Eishockeykultur-Reise 2014

Vier Eishockeyspiele in vier Tagen: Am vergangenen Wochenende machten sich zwei Busse aus Freiburg auf, um tschechische Eishockeykultur zu atmen und nach dem EHC-Heimspiel gegen Deggendorf auch noch das Auswärtsspiel in Füssen mitzunehmen. Ein Rückblick.

So ein wenig fühlte es sich wie ein Jetlag an. Nur wenige Stunden nach dem Heimspiel gegen Deggendorf brachen am vergangenen Wochenende 72 EHC-Fans mitten in der Nacht zur Eishockey- und Kulturreise nach Prag auf. Das bedeutete - je nach Wohnort - zwischen 2 und 3.30 Uhr Uhr nachts aufstehen, die letzten Sachen einpacken, pünktlich um 4.30 Uhr zur Abfahrt an der Freiburger Eishalle sein. Bis auf ein Augenpaar hinter dem Lenkrad machten in den beiden Reisebussen erstmal alle wieder die Augen zu. Beim ersten Stopp in Hohenlohe blinzelte man dann verschlafenen Mitreisenden entgegen, die man bislang nur schemenhaft wahr genommen hatte. Es dauerte aber nicht lange, bis im ersten Bus die Stimmung stieg und auch die Unterhaltungen in Bus #2 in Gang kamen.

Auf wundersame Weise waren die Reiseteilnehmer so auf die beiden Busse aufgeteilt, dass in Party-Bus #1 die Bässe wummerten, mehrere Kästen Bier verschwanden und man von draußen immer wieder Menschen im Bus hüpfen & klatschen sah. Bus #2 hatte sich eher der Kulturreise verschrieben - auf der gesamten Fahrt wurden hier nur ganze 10 Flaschen Bier verkauft. Aber jedem seins: Auch diese Teilnehmer hatten einen Riesenspaß :-)

Angekommen in Prag waren alle Teilnehmer dank oder trotz des rätselhaften Registrierungsformulars binnen Minuten im Hotel eingecheckt. Zeit für eine kurze Erkundung der näheren Umgebung, dann hieß es wieder aufsatteln - auf zum ersten Eishockeymatch der Reise, Bili Tigri Liberec gegen den HC CSOB Pojistovna Pardubice. Seltsame Vereinsnamen, dahinter verbirgt sich jedoch Extraliga-Eishockey in einer immer noch recht neuen Eishalle mit reichlich Sitzplätzen. Die Teilnehmer der Reisegruppe staunten, auch weil man vielen deutschen Eishockeyfans aus dem nahegelegenen Sachsen begegnete. Etwa 300-400 Fans aus Deutschland kommen regelmäßig zu den Heimspielen der "weißen Tiger" aus Liberec, weil es zum einen nicht viel kostet und zum anderen richtig guter Sport ist. Allerdings tat sich Liberec lange Zeit schwer gegen starke Gäste - bis sich Petr Vampola die Scheibe schnappte, sämtliche Gegenspieler aus Pardubice umkreiselte und 10 Minuten vor Schluss auf 1-2 verkürzte. 12 Sekunden vor dem Ende fiel der Ausgleich zum 2-2, anschließend gab es eine spektakuläre Verlängerung, fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, dann das Penaltyschießen, das Liberec gewann - als EHC-Fan fühlte man sich da glatt wie zuhause.

tipsport

Nach der Rückkehr ins Prager Hotel ließen es sich natürlich viele Reiseteilnehmer nicht nehmen, den ersten Tag in der Innenstadt ausklingen zu lassen. Die Angaben zur Uhrzeit, wann wer ins Hotel zurück gekehrt war schwankten von 3 Uhr, 4 Uhr, "ich weiß nicht" bis "welches Hotel?". Reiseleiter Karl Heidegger war sichtlich erleichtert, als nach leichten Irritationen am Samstag Nachmittag tatsächlich alle Mitreisenden im Bus zu Spiel Nummer 2 der Reise saßen: 2. tschechische Liga, HC Rebel Havlickuv Brod gegen den HC Kladno. Erinnerungen an frühere Klassenfahrten kamen auf, als wir auf der Fahrt unsere korrigierten Registrierungsformulare vom Hotel zurück bekamen, es fehlte nur noch die Schulnote darunter. Die fehler- oder lückenhafte Formulare mussten wir natürlich verbessern.

Die Fahrt in die böhmisch-mährische Provinz war so etwas wie ein Ausflug in alte Eishockeyzeiten. Einlaufmusik oder Werbung? Fehlanzeige, die Bande hinter dem Tor ging irgendwann auf, und der Goalie von Havlickuv Brod machte zwei, drei Schritte in seinen Kasten. Fertig. Extraliga-Absteiger Kladno ging als großer Favorit in die Partie, doch zumindest im ersten Drittel konnten die Hausherren einigermaßen dagegen halten. Vieles blieb aber brotlose Kunst, die Gäste gewannen am Ende deutlich mit 6-1. Havlickuv Brod galt in der Vergangenheit als große Talentschmiede - unter anderem hat hier Milan Chalupa die ersten Schritte auf dem Eis absolviert - beim Match gegen Kladno lagen die Augen der Scouts jedoch auf Kladnos 17-jährigem Goalie David Vladar. Drei Beobachter waren wegen ihm zum Match gekommen, einer davon wurde von der EHC-Reisegruppe schnell erkannt: Peter Ihnacak (Foto unten), der aktuell für die Toronto Maple Leafs in Europa nach Talenten Ausschau hält. Der frühere EHC-Stürmer mit der Nummer 18 wurde mit großem Hallo begrüßt, musste einige Autogramme geben, Andenken-Fotos wurden gemacht und über die alten Zeiten geplaudert.

ihnacak

Nach dem Spiel gab es in der örtlichen Brauerei ein gemeinsames Abendessen für die Reisegruppe, tschechisches Gulasch, anschließend ein Nachtisch und natürlich Bier aus Havlickuv Brod. Das wurde übrigens auch im Stadion gleich stapelweise getrunken. Auf der Rückfahrt nach Prag wummerten in Bus #1 wieder die Bässe, es wurde gehüpft und gesungen - aber auch die EHC-Fans aus Bus Nummer 2 stürzten sich nun noch ins Prager Nachtleben. Und wenn es nur für ein paar Cocktails in der Bar nebenan war.

Den Abschluss der Reise bildete am Sonntag das EHC-Match in Füssen. Mit einem weiteren Fanbus aus Freiburg wurde es quasi zu einem Heimspiel für den EHC. Schätzungsweise 150 EHC-Fans unterstützen ihr Team im Allgäu und gaben in der Eishalle des BLZ eindeutig den Ton an. Der Tabellenletzte aus Füssen bemühte sich nach der hohen Auswärtsniederlage in Regensburg am Freitag um Wiedergutmachung - Freiburg tat sich mit der Chancenverwertung schwer, entführte nach hektischen Schlusssekunden aber verdient drei Punkte vom Kobelhang. Bus #1 feierte den Sieg anschließend ausgiebig und drehte den Bass noch etwas auf. In Bus #2 wurde ebenfalls auf den Auswärtserfolg angestoßen, mit leckerem Schnaps aus dem Schwarzwald. Um 1 Uhr nachts war die Reisegruppe zurück in Freiburg, etwas müde, aber voll von den vielen Eindrücken aus drei Tagen Eishockey, tschechischer Kultur, Braukunst und leckerem Essen. Großen Dank an dieser Stelle an Reiseleiter Karl Heidegger - die dritte Auflage der EHC-Prag-Reise hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht und wer weiß, was der Spielplan in der kommenden Saison hergibt. Eine Neuauflage wird definitiv nicht ausgeschlossen ;-)

(Text: Frank Weiß, Fotos: Sebastian Kreis)

havl


 

 

 

 

 

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