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13.01.2015

Interview: Werner Karlin zur Stadion-Debatte

Die Diskussion um eine neue Fußball-Arena für Freiburg lenkt den Blick auch auf die andere Sportstätte, deren Neubau seit geraumer Zeit ein Thema ist: auf das Eisstadion. In einem Interview äußert sich EHC-Vorstand Werner Karlin zur Debatte um die beiden Stadien.

ehcf.de: Herr Karlin, Sie haben sich im Gespräch mit der Badischen Zeitung für ein neues SC-Stadion ausgesprochen. Warum?
 
Werner Karlin: Weil das die Überzeugung des EHC-Vorstandes ist. Wir würden es für unvorstellbar und unkollegial halten, wenn ein Sportverein das Projekt eines anderen Sportvereins torpediert. Der Sport in dieser Stadt muss zusammenarbeiten, nicht gegeneinander. Zudem leistet der SC Freiburg seit Jahren eine hervorragende Arbeit und verfolgt ein letztlich typisches "Freiburger" Konzept, dem unseres nicht unähnlich ist. Die beiden Vereine ticken gar nicht so unterschiedlich. Ein Unterschied ist allerdings, dass der SC Freiburg in der höchsten Liga spielt und selbst im Falle eines Abstieges ein Anwärter auf die Bundesliga bleibt. Die höchste Spielklasse im Fußball, das ist in Deutschland das sportliche Umfeld mit der bei weitem höchsten Aufmerksamkeit, höchsten Popularität und höchsten Professionalität. Das muss man auch als Eishockey-Liebhaber eingestehen. Deshalb benötigt ein Fußball-Bundesligist ein Umfeld, das diesen Ansprüchen gerecht wird.
 
ehcf.de: Aber der EHC Freiburg benötigt auch ein neues Eisstadion.
 
Werner Karlin: In erster Linie nicht einmal der EHC Freiburg, sondern der Eissport allgemein, von dem der EHC allerdings einen nicht unerheblichen Teil bündelt. Das ist ein Punkt, der durch die Debatte um das SC-Stadion nicht verdrängt werden darf. Nicht nur der EHC Freiburg mit all seinen Teams braucht eine neue Halle, sondern der gesamte Eissport in Freiburg: Vom Breitensport - Eislaufen für jedermann boomt in den Wintermonaten - bis zu den Kunstläuferinnen und Kunstläufern der ESG Freiburg, von den EHC-Bambinis über die Traditionsmannschaft "Old Boys" bis zu den zahlreichem Hobbyteams der Region, von den Eisstockschützen bis zu unserer Oberliga-Mannschaft.
 
ehcf.de: Trotzdem glauben Sie, dass in der zeitlichen Abfolge zunächst über das Fußballstadion entschieden wird?
 
Werner Karlin: Da muss man realistisch sein. Ein Fußballstadion ist allein durch seine immense Außenwirkung ein Prestigeprojekt für die Stadt Freiburg, das von der Kommunalpolitik mit Nachdruck unterstützt wird. Durch die mediale Aufmerksamkeit und durch den Bürgerentscheid am 1. Februar hat es eine ungeheure Präsenz. Es steht in Freiburg gerade sicherlich an erster Stelle. Aber ich bin überzeugt, dass das Eisstadion darüber nicht in Vergessenheit gerät.
 
ehcf.de: Warum sind Sie da so optimistisch?
 
Werner Karlin: Weil wir einen engen Kontakt zu den Verantwortlichen der Stadt Freiburg, zu Vertretern der Kommunalpolitik und auch zu den hiesigen Medien pflegen. Daher wissen wir, dass das Thema Eisstadion weiter mit hoher Aufmerksamkeit verfolgt wird.
 
ehcf.de: Viele Eishockeyfans unterstellen der Stadt Freiburg dagegen, dass sie auf Zeit spielt und eigentlich gar kein Interesse am Eishallen-Projekt hat.
 
Werner Karlin: Das kann ich nicht bestätigen. Das Thema mag sich vielleicht nicht so schnell entwickeln, wie viele Fans sich das wünschen würden - zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Dies bedeutet aber nicht, dass es hinter den Kulissen nicht doch forciert wird.
 
ehcf.de: Apropos schnell: Wenn man sich die aktuelle Oberliga-Tabelle ansieht, könnte unsere Mannschaft schon bald ein Wörtchen um den Aufstieg mitzureden haben. Wäre die DEL2 in der jetzigen Eishalle überhaupt machbar?
 
Werner Karlin: Selbstverständlich. Die Halle mag ihre Macken haben; zum Beispiel sind die Stützpfeiler und die bei Nässe oft von innen beschlagenen Plexiglasscheiben nicht gerade das, was im Jahr 2015 als zuschauerfreundlich gilt, von den sanitären Anlagen ganz zu schweigen. Das ist alles nicht schön und da würden wir unserer stetig wachsenden Fangemeinde sehr gerne schon bald bessere, zumindest zeitgemäße Bedingungen bieten. Aber trotzdem ist die Halle ohne Frage DEL2-tauglich. Als EHC Freiburg freuen wir uns über  Wachstum in allen Bereichen, von der Zuschauerzahl über den Umsatz bei Fanartikeln und VIP-Gästen bis hin zum Sponsorenaufkommen. Diesen Wachstumskurs könnten wir, unabhängig von der Halle, auch in der DEL2 fortsetzen. Allerdings muss man sich ja im Klaren darüber sein, dass es sportlich ein weiter Weg ist bis zum Aufstieg: So sehr wir uns darüber freuen würden, so wenig ist so ein Erfolg zu planen. Deshalb ist wichtig zu betonen, dass die Bedeutung einer neuen Eishalle nicht von der Liga abhängt, in der unsere erste Mannschaft spielt. Es geht vor allem, das kann man nicht oft genug betonen, um die Möglichkeiten für den Breiten- und Nachwuchssport in Freiburg und Südbaden. Das Interesse am Eissport in der Region ist so groß, dass das Eis der Franz-Siegel-Halle täglich von morgens bis abends belegt ist, zu deutlich weniger als 10 % übrigens von der ersten Mannschaft des EHC Freiburg. Die jetzt zur Verfügung stehenden Eiszeiten sind komplett ausgereizt. Damit können wir schon jetzt den Bedarf, den es nachweislich gibt, gar nicht abdecken. Deshalb hat auch eine zweite Eisfläche für uns so hohe Priorität. All das vermitteln wir den Entscheidungsträgern in zahlreichen Gesprächen, und wir wissen deshalb, dass diese Tatsachen bekannt sind und nicht unter den Tisch fallen werden.

Ausblick: In der Oberliga Süd bestreitet der EHC Freiburg als Tabellenführer am Freitag das Gastspiel beim EHC Klostersee und empfängt am Sonntag um 18 Uhr den EHC Bayreuth zum Schlagerspiel des Wochenendes, in dessen Zuge es zudem ein ganz besonderes Jubiläum zu feiern gibt. Weitere Informationen hierzu folgen am Mittwoch auf ehcf.de

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