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02.02.2018

EHC Freiburg und Arbeitsagentur beschreiten neue Wege

Der EHC Freiburg beschreitet neue Wege - und hat nicht nur die sportliche Laufbahn von Eishockeycracks im Blick. Das zeigt eine ungewöhnliche Kooperation mit der Arbeitsagentur.

Der EHC Freiburg und die Freiburger Agentur für Arbeit haben eine enge Zusammenarbeit vereinbart und am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist die bundesweit die erste Kooperation zwischen einem Eishockeyverein und der Agentur für Arbeit.

Profisport – und dann? Diese Frage stellt sich immer wieder, wenn sich die Karriere von erfolgreichen Athleten ihrem Ende zuneigt oder sie plötzlich vom Verletzungspech heimgesucht werden. Denn allzu oft setzen junge Talente voll und ganz auf die Karte Sport – was angesichts von Trainingsbelastung, Karrierechancen und Leidenschaft nicht ganz unverständlich ist. "Gerade junge Menschen starten oft ohne berufliche Ausbildung oder Studium in die Eishockey-Karriere. Wenn diese nach Jahren endet, haben sie als Ungelernte ein um vielfach höheres Risiko, arbeitslos zu werden und es zu bleiben. Das wollen wir mit der Kooperation vermeiden", betont Theresia Denzer-Urschel, Stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Freiburg und erläutert: "Unsere Expertise ist, dass wir speziell auf die Bedürfnisse, die sich aus dem Trainings- und Spielbetrieb unter Profibedingungen ergeben, zugeschnittene Angebote machen können. Das kann zum Beispiel eine Ausbildung in Teilzeit oder die Entwicklung eines Plans zum beruflichen Wiedereinstieg sein, der schon vor dem Ende der Spielerkarriere ansetzt."

Die Weichen möglichst frühzeitig zu stellen: Das ist eine weitere Bemühung, bei der Arbeitsagentur und Eishockeyclub künftig Hand in Hand gehen. Beim EHC Freiburg sollen schon Nachwuchsspieler und – ganz wichtig – ihre Eltern eine kompetente Beratung und Begleitung erfahren: Welche Ausbildung lässt sich gut mit dem sportlichen Hobby vereinbaren? Was tun, wenn sich die Türen zu einer Profikarriere öffnen könnten? Welche Ausbildungsbetriebe ermöglichen flexible Arbeitszeiten, die mit dem Training vereinbar sind? Das sind nur einige der Fragen, die für jugendliche Eishockeycracks interessant sein könnten. Bei speziellen Infoabenden werden sie künftig beantwortet.

Im DEL2-Kader stehen viele Spieler, die arbeiten oder studieren

Beim EHC Freiburg laufen die Experten der Arbeitsagentur offene Türen ein. "Soziale Verantwortung für unsere Spieler war uns schon immer wichtig. Mit der jetzt geschlossenen Kooperation machen wir den nächsten Schritt", sagt EHC-Vorsitzender Werner Karlin. Seit der Insolvenz der ehemaligen Wölfe-GmbH im Jahr 2011 hat sich der neu gewählte Vorstand einen "Freiburger Weg" auf die Fahnen geschrieben, dessen deutlichste Ausprägung ein aus einheimischen Akteuren bestehendes Fundament der Profimannschaft ist. Doch es steckt noch mehr hinter dem Konzept. So ist der EHC Freiburg der einzige Club in der DEL2, der neben hauptberuflichen Eishockeyspielern ganz bewusst auch auf Cracks setzt, die auch einer Tätigkeit abseits des Eises nachgehen. So arbeitet etwa Kapitän Philip Rießle in Vollzeit im Außen- und Innendienst des Glasspezialisten Saint-Gobain Glassolutions, Tobi Kunz hat in Freiburg studiert und ist jetzt bei der VAG im Marketing der Schauinslandbahn tätig, Dennis Meyer arbeitet bei der Volksbank, Marc Wittfoth, Lutz Kästle, Alexander Brückmann, Austin Cihak, Gabriel Federolf und Constantin Haas gehen allesamt einem Studium nach und Julian Airich hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert und arbeitet zurzeit in Teilzeit in einer Edeka-Filiale in Betzenhausen. Alle messen sie sich auf dem Eis mit Kontrahenten, die ausschließlich Eishockey spielen.

"Mir war es von Anfang an wichtig, die Sache parallel anzugehen und mir neben dem Sport ein zweites Standbein aufzubauen", skizziert Julian Airich seinen Weg, "die Jahre der Ausbildung waren eine schwere Zeit. Jetzt bin ich aber froh, einen Berufsabschluss und eine Teilzeitbeschäftigung in der Tasche zu haben. Mein Arbeitgeber unterstützt mich dabei, den Job und das Eishockey unter einen Hut zu bringen.“ Airich ist daher einer jener EHC-Spieler, die als "Ausbildungsbotschafter" bei Elternabenden oder auf Berufsorientierungs- und Ausbildungsmessen eingebunden werden. "EHC-Spieler sind hervorragende Ausbildungsbotschafter mit einer hohen Glaubwürdigkeit. Vieles vom Sport kann auf die Berufswelt übertragen werden. Als Vorbilder helfen sie uns, Jugendliche zu motivieren, sich frühzeitig mit der beruflichen Zukunft zu beschäftigen", so Theresia Denzer-Urschel von der Arbeitsagentur bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages am Donnerstag vor der Presse im Freiburger VIP-Raum.


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