01.10.2012

Punktgewinn: EHC holt 0:4-Rückstand auf

Das war Eishockey pur! In einem verrückten Match hat der EHC Freiburg im letzten Drittel noch einen 0:4-Rückstand aufgeholt! Am Ende siegten die Erding Gladiators zwar im Penaltyschießen, doch die 1240 Zuschauer in der Franz-Siegel-Halle feierten ihre südbadischen Eishockeycracks für eine Wahnsinnsmoral.

Es braucht im Sport oftmals eine Initialzündung. So wie in der 44. Minute, als der EHC Freiburg den Puck erstmals im gegnerischen Netz unterbringen konnte. Bis dahin war es für die Südbadener ein sehr zäher Heimauftakt, kein Vergleich zum Gastspiel am Freitag in Füssen. Der EHC fand lange nicht zu seinem Spiel, schon im Aufbau haperte es und läuferisch waren die Gladiators besser unterwegs. Zudem machte Erding es den Hausherren mit einer guten defensiven Ordnung schwer, zu nennenswerten Offensivaktionen zu kommen. Chancen waren im ersten Drittel Mangelware, wobei die Bayern ihre leichten Vorteile auch in die Führung durch Daniel Krzizok ummünzen konnten. Der Mittelabschnitt brachte da schon mehr Schwung in die Partie, in den ersten Minuten hatten beide Teams hochkarätige Chancen. So parierte Christoph Mathis überragend bei einem Alleingang, während Benjamin Stehle auf der Gegenseite zweimal das Gehäuse verfehlte. Und dann machte sich ein wesentlicher Unterschied bemerkbar: Erding agierte in den entscheidenden Situationen clever, während die Freiburger zu forsch und naiv den Erfolg erzwingen wollten. Die Folge: Die Gäste konterten in perfekter Manier - nach 28 Minuten stand es bereits 0:3. Als der Kanadier Ryan Martens durch die EHC-Abwehr gar zum 0:4 tanzte, übergab Schlussmann Mathis seine undankbare Aufgabe an Fabian Hönkhaus.

Gerne hätten die Südbadener etwas von der Erdinger Effizienz gehabt, zumal sich im zweiten Drittel inzwischen genügend Möglichkeiten für den erlösenden ersten Treffer geboten hatten. Dann brach jene 44. Minute an und der EHC kämpfte die Scheibe über die Linie. Nikolas Linsenmaier hatte zum 1:4 getroffen - kein Treffer für die Galerie, aber vielmehr fürs Selbstvertrauen. Die Fesseln waren gelöst und der Funke sprang vom Eis auch auf die Ränge über. Mit den Fans im Rücken rollte der EHC-Express nun druckvoll gen Erdinger Kasten, spielerisch und läuferisch war Freiburg im Vorteil. Selbst eine Unterzahl konnte die Hausherren nun nicht mehr stoppen. Philip Rießle hatte einen Schuss geblockt und startete einen Weltklasse-Konter. Seinen Gegenspieler ließ er im Angriffsdrittel sehenswert stehen und hob die Scheibe zur Körnung auch noch unter die Latte - die Halle tobte! Ein traumhafter Shorthander zum 2:4, die Fans machten die Franz-Siegel-Halle endgültig zur stimmungsvollen Festung und der EHC legte gleich nach. Kaum wieder vollzählig, brachte Patrick Vozar die Scheibe im Nachsetzen über die Linie.

Erding konnte dem EHC in dieser Phase nicht mehr viel entgegensetzen, die Hausherren drängten vehement auf den Ausgleich. In der 52. Minute stand die altehrwürdige Eishalle schließlich Kopf: Nach tollem Einsatz von Anton Bauer hatte Jeffrey Szwez eiskalt zum 4:4 eingenetzt! Die Freiburger Eishockeycracks hatten tatsächlich einen 0:4-Rückstand aufgeholt - was für eine Moral! Erst allmählich kamen die Gäste wieder zu guten Angriffen, doch fanden sie in Hönkhaus ihren Meister. Ein packendes Match mit einem ärgerlichen Vorfall in der Schlussphase: Jeffrey Szwez wegen Reklamierens nicht nur eine Disziplinarstrafe, sondern dazu sogar noch eine Spieldauerdisziplinarstrafe erhalten. Der Hintergrund: Szwez war mit einem Check gegen den Kopf attackiert worden, der jedoch ungeahndet blieb. Nach dem Spiel entschuldigte sich der Deutsch-Kanadier für seine Strafe: "Nach dem Check gegen meinen Kopf war mir schwindelig und ich habe mich einfach sehr darüber aufgeregt." Am Dienstag in Regensburg ist Szwez nun leider gesperrt.

Der Torschütze des Ausgleichs verfolgte hinter der Bande eine Verlängerung, die beiden Teams den Siegtreffer hätte bringen können, wobei der EHC etwas offensiver auftrat und mehr für die baldige Entscheidung tat. Doch auch nach 65 Minuten blieb es beim Remis, so dass es zum Penaltyschießen kam: Rudi Lorenz und Martin Jenacek vergaben die ersten Penalties, ehe Ryan Martens und Patrick Vozar trafen. Nachdem auch Erdings Ales Jirik erfolgreich war, musste Niko Linsenmaier verwandeln - doch das Glück war ihm nach einem guten Move nicht hold und er scheiterte knapp. Die Gladiators nahmen zwei Zähler mit, während sich der EHC einen Punkt redlich verdient hatte. Nach dem 0:4-Rückstand bewiesen die Gastgeber eine bemerkenswerte Moral und erabeiteten sich mit einer kämpferischen Energieleistung noch den Ausgleich. Zudem herrschte im letzten Abschnitt eine fantastische Stimmung - unterm Strich ein gelungenes Auftaktwochenende für den EHC Freiburg, dessen junge Truppe als Aufsteiger mit vier Punkten in die Saison gestartet ist. Bereits am Dienstag wartet die nächste Aufgabe: Um 20 Uhr treten die Südbadener beim EV Regensburg an.


Aufstellung EHC Freiburg

Tor: Fabian Hönkhaus, Christoph Mathis
Abwehr: Alexander Brückmann, Michael Frank, Lutz Kästle, Toni Klante, Dennis Meyer, Jan Nemecek
Sturm: Anton Bauer, Jonas Falb, Martin Jenacek, Tobias Kunz, Timo Linsenmaier, Nikolas Linsenmaier, Philip Rießle, Michal Schön, Benjamin Stehle, Norman Stehle, Jeffrey Szwez, Patrick Vozar

Es fehlten: Robert Peleikis, Enrico Saccomani, Mike Soccio


Statistik

EHC Freiburg - Erding Gladiators 4:5 n.P. (0:1, 0:3, 4:0, 0:0)

0:1 (15:10) Krzizok (Kindl)
0:2 (24:40) Zimmermann
0:3 (27:41) Lachner (Krzizok, Schmelcher)
0:4 (33:19) Martens (Jirik)
1:4 (43:15) N. Linsenmaier (Szwez, Nemecek)
2:4 (48:27) Rießle 4-5
3:4 (49:30) Vozar (Kunz, N. Linsenmaier)
4:4 (51:50) Szwez (Bauer) 6-5
4:5 (PEN) Jirek

Strafen: Freiburg 6 + 10 (Szwez) + 20 (Szwez) - Erding 6
Schiedsrichter: Sascha Westrich (Zweibrücken)
Zuschauer: 1240

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