23.06.2003

Pressespiegel: Wölfe suchen Hundehütte (Der Sonntag)

Warum EHC-Trainer Thomas Dolak sein Team für die DEL ordentlich umbauen will / Slivchenko kommt

Von Markus Hofmann

Nach dem Gewinn der Meisterschaft in der 2.Eishockey-Bundesliga hat der EHC Freiburg die wirtschaftlichen Hürden für den Aufstieg in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) mit Bravour genommen. Die Wölfe sind als GmbH gut aufgestellt, der Stammverein hat in den vergangenen zwei Jahren den Schuldenberg erheblich abgetragen. Nun tritt der Sport wieder in den Vordergrund, vor allem die Personalpolitik: Mit welchem Team werden die Wölfe ihre erste Spielzeit in der DEL bestreiten?

Für Thomas Dolak eine verzwickte Tüftelei, denn die Verhandlungen mit den Agenten ziehen sich in die Länge. "Wir schicken den Spielern fertige Verträge zu, doch dann kommen immer neue Forderungen", sagt der Wölfe-Trainer. Nachdem der Kanadier Dionne (Hannover Scorpions) dem EHC einen Korb gegeben hatte und die Verpflichtung des russischen Zauberstürmers Cherbayew (Kassel) wohl nicht zu finanzieren ist, stand der EHC zuletzt mit vier weiteren Stürmern in intensivem Kontakt. Einer davon gab am Freitag sein Ja-Wort: Vadim Slivchenko, ukrainischer Flügelstürmer aus Schwenningen. Ein anderer Crack aus der nordamerikanischen Liga AHL scheint sich dagegen verzockt zu haben. Dolak: "Bei ihm ist die Schmerzgrenze erreicht."

Und dann ist da die Sache mit den Hunden: Die Verhandlungen mit Slivchenko zogen sich deshalb in die Länge, weil der Ukrainer, der in Florida lebt, seinen Vierbeiner nach Deutschland mitbringen wollte. Das Problem: In den Wohnungen, die die Wölfe den Spielern stellen, ist Tierhaltung verboten. Mit Engelszungen konnten die Freiburger Slivchenko davon überzeugen, seinen Hund in Florida zu lassen. Doch damit nicht genug: Ein anderer kanadischer Stürmerkandidat, der vergangene Saison in Europa aktiv war, ließ plötzlich durchklingen, dass er gleich zwei Hunde in Freiburg zu beherbergen gedenke. "Die sind wohl wie Babys für ihn", sagt Pressesprecher Karlin.

Dolaks Planung besteht deshalb aus lauter Wenn-Dann-Szenarien. Wenn sich die Wölfe zum Beispiel nicht mit Verteidiger Frosch über eine Vertragsverlängerung einigen können, dann würde Dolak nicht nur - wie ursprünglich vorgesehen - einen, sondern zwei zusätzliche Kontingentverteidiger verpflichten. Die Position von Frosch könnte auch Jungverteidiger Steingroß einnehmen, der sich eigentlich schon zum Zweitligaabsteiger Bremerhaven verabschiedet hatte, nun aber wieder mit den Wölfen verhandelt. Ein anderes Wenn-Dann-Szenario: Die gebürtigen Tschechen Mares, Vasicek und Faith (Slowake) haben die Einbürgerung beantragt. Weil nicht abzusehen ist, wann die Behörden alle Formalien geklärt haben, hat Dolak alle drei Akteure vorerst als Kontingentspieler eingeplant. Jeder DEL-Club darf aber maximal 12 Lizenzen für Ausländer vergeben. Nur wenn die Einbürgerung zügig voran geht, steigen die Chancen des Italo-Kanadiers Dion Del Monte auf eine Vertragsverlängerung. "Er hängt leider in der Warteschleife", sagt Dolak.

So dürfte der Fall eintreten, dass das EHC-Team mit einem völlig neuen Gesicht in die DEL-Saison starten wird. Für Nostalgiker, die gerne die Spieler aus dem Aufstiegsteam im Freiburger DEL-Kader gesehen hätten, ist das ein Problem. Für Dolak ist der radikale Schnitt eine Notwendigkeit: "Wir können in dieser Liga nicht mehr Hurra-Eishockey spielen. Da geht viel über Zweikämpfe. Wir brauchen ein Team, das taktisch diszipliniert ist, mit Härte umgehen und austeilen kann." Vorerst braucht der EHC aber etwas ganz anderes: hundefreundliche Vermieter...

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