TVEP8203
11.01.2019

Knappe Niederlage in Crimmitschau

Der EHC Freiburg hat sein Auswärtsspiel bei den Eispiraten Crimmitschau mit 4-5 verloren.

Der EHC lieferte am Freitagabend beim Tabellennachbarn Crimmitschau ab dem zweiten Drittel eine beherzte Offensivleistung ab, verspielte jedoch eine 2:1- und eine 3:2-Führung und verliert schließlich mit 4:5 sein Auswärtsspiel in Sachsen.

Die entscheidenden Momente
Innerhalb von zwei Minuten (53./54.) verwandelte sich die Freiburger 3:2-Führung im letzten Drittel in ein 4:3 für Crimmitschau. Dabei hatte sich diese mittlere Phase des Schlussabschnitts aus Freiburger Sicht zunächst so vielversprechend angefühlt: Seit Beginn des zweiten Drittels spielte der EHC beherzt nach vorne und fiel auch trotz der Führung nicht von seinem Spiel ab – kontrollierte Offensive statt „hinten mauern“, so hätte man das Spiel gerne über die Zeit gebracht. Doch dann kam es zu der vielleicht ärgerlichsten Strafe, die sich eine Eishockeymannschaft einheimsen kann: Zu viele Spieler auf dem Eis! Und bei seiner dritten Chance in diesem Spiel schlug das eigentlich ansonsten ziemlich ineffiziente und in diesem Spiel bis dahin statisch wirkende Powerplay der Eispiraten (drittschlechteste Ausbeute der Liga mit 13,5%) zu. Dabei hatte Freiburg zunächst noch einmal Glück gehabt: Nach einem zu frühen Pfiff des Schiedsrichters nach einem Crimmitschauer Schuss, den Jimmy Hertel jedoch nicht sicher in Gewahrsam hatte, landete die Scheibe im Tor – der Treffer zählte jedoch folgerichtig nicht. Doch das südbadische Aufatmen wehrte nicht lange: Kurz darauf glich nämlich Patrick Klöpper mit einem trockenen Schuss dann doch zum 3:3 aus.

Kurioserweise ereignete sich diese Situation in ähnlicher Weise kurz darauf erneut. Zwar landete diesmal die Scheibe nach einem weiteren frühzeitigen Pfiff nicht im Tor, Crimmitschau traf aber kurz danach erneut. Gerade einmal 86 Sekunden hatte es gedauert, bis aus dem 3:2 für Freiburg ein 4:3 für Crimmitschau wurde.

Eine Vorentscheidung ...
gab es jedoch nicht. Denn selbst nachdem Freiburg 1:40 min vor Schluss ein Empty-Net-Tor zum 5:3 für Crimmischau kassiert hatte, kämpfte Blau-Weiß-Rot bis zur Schlusssirene weiter (bzw. in einem bestimmten Fall sogar etwas länger – siehe weiter unten): Marc Wittfoth brachte Freiburg erneut auf einen Treffer an den Gastgeber heran und Nikolas Linsenmaier sorgte mit einem satten Schuss von der blauen Linie dafür, dass selbst wenige Sekunden vor Schluss das 5:5 noch in der Luft lag.

Die Leistung seiner Mannschaft sei ganz in Ordnung gewesen, so Jan Melichar nach dem Spiel, jedoch eben „nicht gut genug“.

Der Wolf des Abends: Sergej Stas
Während Marc Wittfoth zwei Treffer für den EHC erzielte, soll an dieser Stelle Sergej Stas hervorgehoben werden – schließlich war er an beiden Treffern von Wittfoth beteiligt und erzielte selbst ein Tor. Besonders ist hier jedoch seine physische Präsenz im Freiburger Offensivspiel hervorzuheben: Sein Assist zum 1:1 von Wittfoth war alles andere als der klassische Pass zum freien Mitspieler, der dann zum Tor verwandelt – statt dessen „wurstelte“ sich Stas jenseits der Torlinie vor das Crimmitschauer Gehäuse, kollidierte dabei mit dem Torhüter und sorgte auf diese – per Videobeweis so attestierte – dennoch regelkonforme Weise für die Vorarbeit zum Treffer seines Mitspielers. Ebenso lag es an seiner Positionierung vor dem Tor der Eispiraten, dass Wittfoths Schuss zum 4:5-Anschlusstreffer an Goalie Sebastian Albrecht vorbeisegeln konnte. (Bei Stas' Schlenzer zum 3:2 hatte es ihm Jannik Herm gleichgemacht und war mit viel Biss zum Tor gezogen, was letztlich Stas' Schussmöglichkeit kreierte.)

Ach ja, und dann waren da noch seine „Überstunden“: Mit der Schlusssirene begab er sich nämlich mit Carl Hudson in einen Faustkampf – ein passendes Ende für ein Spiel, dem Stas insbesondere mit seiner Körperarbeit den Stempel aufgedrückt hatte.

Duell um den wichtigen 10. Tabellenplatz
Das heutige Spiel ging schon allein aufgrund der Tabellenkonstellation mit großer Brisanz in das erste Bully: Es gibt wohl keine aufeinanderfolgenden Tabellenränge, die mehr voneinander trennt, als der zehnte und der elfte Platz. Während Crimmitschau - vor dem Spiel betrachtet - aktuell den direkten Klassenerhalt in der Tasche hätte und in den Pre-Playoffs antreten würde (10. Platz; 44 Punkte; nach dem Spiel 47), müsste der EHC in die Playdowns (11. Platz; 39 Punkte; nach dem Spiel Vorletzter). Die 1550 Zuschauer im Crimmitschauer Sahnpark sahen also ein „Sechs-Punkte-Spiel“: So gelang es Crimmitschau, seinen Vorspung von fünf Punkten gegenüber dem EHC auf acht zu erhöhen.

Außerdem hat der EHC mit der heutigen Niederlage nun neun seiner letzten elf Partien gegen Crimmitschau verloren. Außerdem liegt der letzte Sieg der Wölfe im Crimmitschauer Sahnpark nun knapp drei Jahre zurück.

Die Teams
Freiburgs Interims-Trainergespann um Jan Melichar und Rawil Khaidarow konnte heute erstmals seit Mitte November auf Marvin Neher, der sich im Auswärtsspiel in Frankfurt verletzt hatte, zurückgreifen. Er verteidigte an der Seite von Philipp Rießle.

Außerdem sah das heutige Spiel das EHC-Debut des finnischen Verteidigers Antti Kauppila, der zuletzt in Österreich und Norwegen aktiv gewesen war, und nach heute in den nächsten drei Partien weiterhin getestet werden wird.

Mit einer Verletzungsmisere im Abwehrbereich haben auch die Crimmitschauer zu kämpfen: So konnte Trainer Kim Collins in jüngster Vergangenheit nur fünf Abwehrspieler auf das Eis schicken. Folglich verpflichteten die Westsachsen (die mit nur einem errungenen Punkt aus dem vergangenen Wochenende in die Partie gegangen waren) in der vergangenen Woche mit Yannick Mund einen weiteren Verteidiger.

Der Reihe nach
Das Spiel begann mit einer sich über etwa zehn Minuten erstreckenden Abtastphase, in der keine der beiden Mannschaften gefährliche Schüsse auf das gegnerische Tor abliefern konnte – der „Zug zum Tor“ habe einfach gefehlt, so Nikolas Linsenmaier in der ersten Drittelpause, was sich bis zu jenem Zeitpunkt über beide Mannschaften sagen ließ.

Im weiteren Verlauf zeigte sich jedoch immer wieder, dass die Wölfe ihrem Gegner im Freiburger Drittel etwas zu viel Platz ließen – und hieraus resultierten ein Pfostenschuss der Gastgeber (11.) und auch das einzige Tor des ersten Spielabschnittes (14.): Nach einem gefährlichen Querpass unmittelbar vor Jimmy Hertel parierte der Wölfe-Keeper spektakulär – der Rebound konnte jedoch von Crimmitschau ergattert und vors Tor gespielt werden, von wo aus Patrick Klöpper per Direktabnahme zum 1:0 verwandelte.

Die einzige weitere nennenswerte Torchance des ersten Drittels war ein Crimmitschauer Konter im zweiten der beiden Freiburger Powerplays, bei der ein Eispirat jedoch „eins-auf-null“ am Tor vorbeischoss.

Nach der ersten Pause sahen die 1550 Zuschauer im Sahnpark ein offensiver geführtes zweites Drittel, was sich nicht zuletzt in der Schussstatistik zeigte: Hatten beide Teams im ersten Drittel lediglich jeweils sieben Mal auf das gegnerische Tor geschossen, konnten sie nun jeweils 18 Schüsse verbuchen!

Anzeichen dafür, dass es ein Drittel werden sollte, das für die Zuschauer äußerst attraktiv sein würde – so konstatierte es Jan Melichar – gab es früh: Auf einen gefährlichen Schlenzer von Linsenmaier folgte ein spektakulärer Butterfly-Safe von Hertel auf eine Crimmitschauer Direktabnahme.

Passend zu der Spielweise beider Mannschaften in diesem Drittel fielen dann drei Tore in genau zwei Minuten: In einer Phase, in der die Eispiraten am Drücker waren, konnte Freiburg durch einen Wittfoth-Kunz-Doppelschlag (28./29.) aus dem 0:1 ein 2:1 aus Freiburger Sicht machen. Wiederum nur eine Minute später glich Crimmitschau jedoch zum 2:2 aus: Ein Schlenzer, bei dem Jimmy Hertel gleich durch zwei Gegner die Sicht verdeckt wurde, wurde obendrein noch von wohlgemerkt beiden dieser Spieler abgefälscht und fand so seinen Weg ins Freiburger Tor.

Das oben schon näher beschriebene dritte Drittel erlebte dann die Phase, in der Crimmitschau mit drei Toren die Freiburger Ein-Tore-Führung in ein 5:3 drehte (das dann noch auf 5:4 verkürzt wurde).

So geht’s weiter
Am Sonntag steht für den EHC ein weiteres „Sechs-Punkte-Spiel“ an: Um 18.30 treffen die Wölfe dann in der heimischen Franz-Siegel-Halle auf die Bayreuth Tigers. Diese siegten am heutigen Freitagabend mit 4:1 zuhause gegen Kassel und nehmen somit mit 42 Punkten nun den 11. Platz ein, den zuvor der EHC innehatte (Freiburg trennen nun, wie oben beschrieben, acht Punkte von einem Pre-Playoff-Platz) … Die heiße Phase der Saison hat nun also endgültig begonnen!

Tore:
1-0 (13:15) Patrick Klöpper (Rob Flick, Christoph Körner)
1-1 (27:44) Marc Wittfoth (Sergej Stas)
1-2 (28:46) Tobias Kunz (Nikolas Linsenmaier, Ryon Moser)
2-2 (29:49) Christian Hilbrich (Christoph Kabitzky, Patrick McNally)
2-3 (36:05) Sergej Stas (Josef Mikyska, Radek Havel)
3-3 (52:16) Patrick Klöpper (Rob Flick, Patrick McNally - PP1)
4-3 (53:42) Ole Olleff (Vincent Schlenker, Patrick Pohl)
5-3 (58:20) Patrick McNally (Julian Talbot, Patrick Pohl - EN)
5-4 (58:45) Marc Wittfoth

Strafzeiten: Crimmitschau 18, Freiburg 18
Schiedsrichter: Florian Feistl, Christian Oswald / Christian Höck, Lubos Thür
Zuschauer: 1.550

Die Freiburger Aufstellung:
Hertel (Meder)
Brückmann, Mancari / Kunz, Linsenmaier, Moser
Kauppila, Havel / Mikyska, Stas, Wittfoth
Rießle, Neher / Saccomani, Herm, Neuert
Bednar / Cihak, Seeger, Bräuner

Zurück