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19.11.2018

Keine Punkte am Main - EHC unterliegt in Frankfurt mit 0:5

Keine Überaschung in Frankfurt: Mit 5:0 setzen sich die heimischen Löwen gegen den EHC Freiburg durch. Die Spielanalyse mit Taktiktafel.

Auf den Punkt gebracht
Ein offensiv kaum entscheidende Akzente setzender EHC Freiburg verliert deutlich mit 0:5 bei den Löwen Frankfurt, die durch sehr gutes Passpiel bis zur Vorentscheidung in der Mitte des zweiten Drittels konstant Druck auf das Freiburger Tor ausüben.

Ein schweres Wochenende für den EHC
Eine Mannschaft, die jeden besiegen könne - mit Leos Sulak und Alex Brückmann schlugen in der vergangenen Woche gleich zwei EHC-Vertreter unabhängig voneinander (der eine in der Badischen Zeitung, der andere im Interview mit ehc::live) den Ton an, mit dem der EHC am Freitag dann auch mit einem Punktgewinn in das schwere Wochenende gegen den Zweit- und Drittplatzierten der DEL2 startete. Prompt punkteten die Blau-Weiß-Roten am Freitag gegen Kaufbeuren. Gegen den Playoff-Bezwinger der Wölfe und späteren Meister 2017, der vor der Deutschland-Cup-Pause fünf von sechs Spielen gewonnen hatte, konnte der EHC aber leider nicht zu dieser Charakterisierung aufspielen. Das erste Aufeinandertreffen der beiden heutigen Kontrahenten in dieser Saison am 28. September, in dem der EHC zuhause das Spitzenteam aus Frankfurt mit 3:1 geschlagen hatte, wirkte unerreichbar - denn dieses Mal setzte sich der haushohe Favorit souverän durch. 

Die Taktiktafel: Wie sich Frankfurt immer wieder ins Freiburger Dritte spielte
Gleich zu Beginn spielten die Wölfe ein viel aggressiveres Forechecking als man es von ihnen gewohnt ist. Der vorderste Stürmer griff den Gegner beinahe schon hinter dem Frankfurter Tor an und die beiden anderen Stürmer empfingen die Löwen bereits an der gegnerischen blauen Linie. Hierauf fand Frankfurt jedoch eine spielerische Antwort, indem die Löwen dennoch permanent Anspielstationen im neutralen Drittel fanden und somit den Puck immer wieder ins Freiburger Drittel bringen konnten.
Waren die Frankfurter erst einmal im Freiburger Drittel, setzte ihr gezieltes Passpiel ein, bei dem es dem EHC immer wieder schwer fiel, den dritten Frankfurter Angreifer, der nicht von den beiden Verteidigern gedeckt werden konnte, am Erhalten der Scheibe zu stoppen. So entstanden immer wieder Situationen, in denen ein Frankfurter Stürmer in gefährlicher Position frontal zum Freiburger Tor den Puck erhielt.
Gepaart mit einigen Frankfurter Bullygewinnen im Freiburger Drittel schien das Tor per Direktabnahme im Freiburger Slot durch Maximilian Faber zum 1:0 in der 15. Minute nur eine Frage der Zeit zu sein - einzig einige Paraden von Jimmy Hertel hatten den Führungstreffer der Hessen noch etwas hinausgezögert.

Die Freiburger Angriffsbemühungen
Frankfurt gelang es immer wieder zunächst vielversprechend erscheinende Freiburger Angriffsversuche im Keim ersticken zu lassen. Entscheidend hierfür war die starke Defensivarbeit der Löwen-Stürmer: Stets war einer von ihnen als "dritter Verteidiger" innerhalb eines Freiburger Konters zur Stelle und unterbrach diesen.
Symptomatisch hierfür gilt diese Szene aus den frühen Minuten des Spiels: Radek Havel leitet nach einem Puckgewinn im eigenen Drittel einen Konter ein, der bis  zum Zeitpunkt seines Passes auf Mason Baptista nach einer 2-auf-1-Situation zu Gunsten der Wölfe aussieht - sich dann aber durch das starke Backchecking eines Frankfurter Stürmers urplötzlich in ein 2-auf-3 verwandelt.
Auch in seinen drei Powerplays blieb Freiburg ohne nennenswerte Chance. Und kam man doch einmal zu einem Torschuss (von denen es in den ersten beiden Dritteln ohnehin nur zehn gab), wie durch Alex Brückmann in der 32. Minute, so stand der Frankfurter Keeper Bastian Kucis sicher und ließ kaum Abpraller zu.

Die Schlüsselmomente
Auch wenn eine Zwei-Tore-Führung im Eishockey alles andere als eine Vorentscheidung darstellt, so kam in der 27. Minute auf Freiburger Seite ein mulmiges Gefühl auf, als Maximilian Eisenmenger und Eduard Lewandowski mit einem Doppelpass das Freiburger Defensivdrittel überbrückten und mit einem Tic-Tic-Toe das 2:0 erzielten.
Die dünn gesäte Angriffsgefährlichkeit der Freiburger ließ diese Führung wie eine unbezwingbare Herausforderung erscheinen. Außerdem wirkte sie wie ein riesiger Dämpfer auf den etwas besseren Freiburger Start ins zweite Drittel - "nach dem ersten Drittel war es noch möglich", das Spiel zu drehen, so Leos Sulak. Er habe dann in der Kabine "etwas zu dem Spiel gesagt", was die Mannschaft besser aufspielen ließ. - Doch dieses 2:0 ließ alles in allem die Hoffnung ersticken, dass Freiburg heute doch noch vielleicht punkten würde.

Die (Vor-) Entscheidung
In der 34. Minute zogen sich nach einem Gerangel vor dem Freiburger Tor die Schiedsrichter zurück, um sich in Hinblick auf mögliche Strafen zu beraten. Das Ergebnis dieser mehrminütigen Unterbrechung war eine Fünf-Minuten-plus-Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Jimmy Hertel wegen übertriebener Härte. Der Freiburger Keeper hatte in dem Tumelt wohl mit seinem Stock gegen einen Frankfurter nachgeschlagen.
Das Freiburger Unterzahlspiel mit Matthias Nemec im Kasten kassierte daraufhin zwei Tore. Binnen weniger Minuten und innerhalb einer Spielsequenz - nämlich einer "großen Strafe", in der auch nach einem Überzahltor kein fünfter Feldspieler aufs Eis zurückkehren darf - wandelte sich also das 2:0 in ein 4:0 für Frankfurt.

Fazit und Ausblick
Leider konnte der EHC am Sonntagabend erstmals seit dem Spiel in Heilbronn nicht auf seine starke Defensivleistung zurückgreifen: Auch insbesondere dank ihres überragenden Torhüter-Duos hatten die Wölfe nämlich seit dem Torfestival gegen Heilbronn - in dem der EHC sieben Gegentreffer kassiert hatte - über sechs Punktspiele hinweg im Schnitt lediglich 1,8 Gegentore zugelassen.
Diese Leistung gilt es, am nächsten Wochenende wiederzufinden: Am Freitag, 23.11. um 19.30 Uhr trifft der EHC in der heimischen Franz-Siegel-Halle auf die Kassel Huskies, die parallel zum Wölfe-Spiel in Frankfurt in Deggendorf (wo der EHC am Sonntag, 25.11. antreten wird) mit 2:4 unterlagen. Die eigentlich als stark einzuschätzenden Hessen befinden sich überraschenderweise auf einem Playdown-Platz und brauchen dringend Punkte - ein weiterer spannungsgeladener Eishockeyabend in Freiburg scheint also bevorzustehen.

 

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