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27.01.2019

Freiburg verliert in Bietigheim

Der EHC Freiburg hat sein Auswärtsspiel bei den Bietigheim Steelers mit 1-5 verloren.

Nach einem ordentlichen ersten Drittel – aber zu wenigen Schüssen auf das gegnerische Tor – kassiert der EHC Freiburg 14 Sekunden vor der ersten Pausensirene einen ärgerlichen Gegentreffer und sieht sich im zweiten Drittel einem veränderten Spielgeschehen gegenüber, das nach drei weiteren Toren für Bietigheim – und nur einem einzigen Freiburger Torschuss – die Vorentscheidung zu einer 1:5-Auswärtsniederlage liefert.

Vorgeschichte(n)

In den beiden bisherigen Begegnungen zwischen dem EHC und den Steelers gab es beide Male einen 4:2-Auswärtserfolg (einen pro Mannschaft). Das Spiel der beiden Mannschaften in Freiburg am Zweiten Weihnachtsfeiertag war dabei das Cheftrainer-Debüt von Jan Melichar.

In Spielen, die allesamt mit nur einem Tor Unterschied endeten, sind die Bietigheim Steelers in jüngster Vergangenheit drei der vier Top-Teams der Liga gegenübergestanden (Sieg n.V. gegen Frankfurt; Niederlagen gegen Weißwasser und Kaufbeuren). Am Freitag setzte es für den DEL2-Meister der vergangenen Saison und aktuell Tabellensechsten dann in Deggendorf eine 0:2-Niederlage, in der die Steelers allerdings die spielbestimmende Mannschaft waren. Dieser überraschende Spielausgang sorgte dafür, dass der EHC sich nun als Tabellenschlusslicht auf diese Auswärtsfahrt begab.

Aufgrund der mangelnden Ausbeute im Spiel gegen Deggendorf stellte Bietigheims Trainer Hugo Boisvert seine Reihen um – was sich zählerisch bemerkbar machte: Insbesondere Marcus Sommerfeld profitierte von seinem Wechsel weg aus der ersten Reihe: Nach zwei Toren fehlten ihm heute wenige Sekunden vor Schluss nur einige Zentimeter zum Hattrick.

Für den EHC sollte auch in diesem Spiel ein Hauptaugenmerk auf dem Kanadier Brad McGowan liegen, der heute in seiner zweiten und letzten Probe-Partie für den EHC auf dem Eis stand. Ähnlich wie am Freitag, als er das einzige Freiburger Tor – ein Überzahltreffer im ersten Drittel – erzielt hatte, setzte er im ersten Spielabschnitt Akzente, war dann aber im weiteren Spielverlauf nicht weiter entscheidend zu sehen.

Die Offensive beider Mannschaften

Die Anfangsmomente des Spiels boten einen Anblick, der den EHC-Zuschauern in dieser Saison in Aufeinandertreffen mit einem Top-Team der Liga nicht ungewohnt erscheinen sollte: Bietigheim setzte sich in Form von Passstafetten im Freiburger Drittel fest und fand immer wieder einen freien Mann als Resultat dynamischer Laufwege. Freiburg hingegen erspielte sich seine Züge zum Tor oftmals nur durch einen einzigen Pass. Was nun wie ein ungleiches Duell klingen mag, täuscht aber über die Tatsache hinweg, dass man mit diesem „Druck“, so Jan Melichar, dennoch „klargekommen“ sei und trotzdem gefährlich vors Tor der Bietigheimer kam: Ryon Moser zog in den Anfangsminuten einmal nach einem Anspiel von Nikolas Linsenmaier energisch zum Tor und etwas später (11. Minute) machte es ihm Tobi Kunz ähnlich. Ebenso kam der EHC durch einen Schlenzer von Marc Wittfoth nach einem Fehlpass im Bietigheimer Aufbauspiel (9.) zu einer guten Gelegenheit.

Spät im ersten Drittel wurde den Freiburgern dann eine Passungenauigkeit zum Verhängnis: Linsenmaier wird per Lobpass ins Angriffsdrittel geschickt, während der Rest der Mannschaft zu einem Wechsel vom Eis geht. Nachdem die Steelers aber direkt die Scheibe erobern können, sehen die 3566 Zuschauer plötzlich Alexander Preibisch völlig freistehend an der blauen Linie des EHC: Ein langer Pass in diesen von Jan Melichar später so benannten „Konzentrationsfehler" des EHC und Bietigheim geht mit 1:0 in Führung – und das 14 Sekunden vor Ende des Drittels!

Das verhängnisvolle zweite Drittel

Der mittlere Spielabschnitt erlebte drei Bietigheimer Tore – wobei zweien eine Parade von Leon Meder vorherging: Dem Freiburger Goalie gelangen zwei starke „Kicksafes" auf satte flache Schüsse, bei denen sich dann aber die Bietigheimer den Abpraller sichern und zum 2:0 (Marcus Sommerfeld, 25.) bzw. 3:0 (Tyler McNeely, 35., PP) erhöhen konnten. Das 4:0 (38.) entstand dann durch einen One-Timer, den Marcus Sommerfeld zu seinem zweiten Tor des Abends einnetzen konnte. Diesen drei Gegentreffern lag somit eine ganz bestimmte Thematik zugrunde: Es war die
Arbeit vor dem eigenen Tor, die dem EHC zum Verhängnis wurde.

Obendrein war die Freiburger Offensive nun nahezu nicht mehr vorhanden und brachte in diesem Drittel nur einen einzigen Schuss auf das Bietigheimer Tor. Auch das erste Powerplay – das erst in der 39. Minute kam – um die vier Stürmer umfassende Formation von Linsenmaier, Moser, McGowan (die auch heute wieder in einer Reihe spielten) und Neuert mit dem gefährlichen Blueliner Alexander Brückmann konnte in diesen letzen 1:13 min des zweiten Drittels den EHC zu keiner zwingenden Chance bringen.

Gute Torhüterleistung

Da Matthias Nemec krank und auch Jimmy Hertel leicht angeschlagen war, stand heute erstmals in dieser Saison Leon Meder im Kasten der Wölfe. Und Meder zeigte aber nicht nur in Form der oben genannten Paraden eine gute Leistung: Ferner hielt er einen weiteren gefährlichen Schlagschuss (27.) und einen Schlenzer aus unmittelbarer Tornähe (34.) zu Beginn des einzigen Bietigheimer Powerplays im zweiten Drittel, in dem etwas später das 3:0 fiel (s.o.). Neben vielen gefährlichen Flachschüssen der Bietigheimer musste er dann auch einmal mit der Schulter auf der Stockseite parieren (37.). Wie im Eishockey nicht unüblich wurde Meder dennoch zu Beginn des dritten Drittels von Jimmy Hertel ersetzt, der aber ebenso eine gute Leistung ablieferte (s.u.).

Ansätze eines Comebacks?

Auch wenn es nahezu vermessen scheint, in einem Spiel mit solch deutlichem Ausgang Ansätze eines Comebacks zu sehen, stellten die ersten Minuten des dritten Drittels dennoch eine interessante Spielphase dar: In der 43. Minute erzielte Christian Neuert nämlich durch einen verdeckten Rückhandschlenzer den 1:4-Anschlusstreffer – und nur eine Minute später traf unser Spieler des Monats Dezember, Sergej Stas, den Pfosten. Es bleibt der Spekulation offen, inwiefern ein Freiburger Doppelschlag zum 2:4 das Spiel verändert hätte – aber das seit dem 1:0, laut Jan Melichar durchgehend bestehende „Momentum" auf Bietigheimer Seite wäre ohne Zweifel ins Wanken geraten. Aber auch als dann – wieder eine Minute später – Jimmy Hertel einen Rückhand-One-Timer aus kurzer Distanz parierte, gaben die knapp 50 mitgereisten Freiburger Zuschauer die Hoffnung auf ein kleines Eishockey-Wunder nicht auf.

Nicht zuletzt wegen des 5:1 in der 50. Minute bleibt aber zu sagen, dass der Bietigheimer Sieg äußerst souverän war. So vermieden die Steelers auch jedes mögliche Aufkommen eines späten Freiburger Offensivdrangs mit einem relativ ungewohnten 1-3-1-Forechecking im neutralen Drittel. Und dass diese effiziente Spielweise irgendwann im letzten Drittel plötzlich nicht mehr zu sehen war, lag mitunter an zwei Bietigheimer Überzahlsituation, die für den EHC natürlich äußerst ungelegen kamen.

Kampfgeist dennoch vorhanden

Die spielerische Unterlegenheit des EHC soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Jungs dennoch Kampfgeist bewiesen haben: So blockte Philipp Rießle unter vollem Körpereinsatz einen Schuss (12.) und der erst vor kurzem wiedergenesene Marvin Neher hielt einmal im letzten Drittel wacker seine Position, nachdem während einer Bietigheimer Drangphase ein gegnerischer Stock an seinem Kopf gelandet war.

Jannik Herm wiederum lieferte in der 23. Minute ein gutes Beispiel für engagiertes Backchecking eines Stürmers: nach der vielleicht einzigen Freiburger Chance in jenem ominösen zweiten Drittel, schlägt er den Bietigheimer Konter im Laufduell und vereitelt mit seinem Stock einen gefährlichen Querpass vor dem Freiburger Tor.

So geht's weiter

Am Freitag beginnt für den EHC der letzte volle Monat der regulären DEL2-Saison mit dem Kampf um den direkten Klassenerhalt. In Frankfurt treffen die Wölfe um 19.30 Uhr auf die dortigen Löwen – ein weiteres Top-Team der Liga – die am heutigen Abend parallel zum EHC-Spiel die Eispiraten Crimmitschau mit 9:1 an die Wand spielten (kleine Fußnote: Dies war kurioserweise nicht das einzige Spiel, das heute 9:1 endete: Heilbronn schlug unseren Tabellennachbarn Deggendorf nämlich mit dem gleichen Ergebnis). Das nächste Heimspiel findet dann am Sonntag, 18.30 Uhr, gegen Kaufbeuren statt.

Tore:
1-0 (19:46) Alexander Preibisch (Benjamin Zientek, Marcus Sommerfeld)
2-0 (24:23) Marcus Sommerfeld ( René Schoofs, Willie Corrin)
3-0 (34:54) Tyler McNeely (Marcus Sommerfeld, Bastian Steingross - PP1)
4-0 (38:16) Marcus Sommerfeld (Max Lukes, Bastian Steingross)
4-1 (42:47) Christian Neuert (Sofiene Bräuner, Austin Cihak)
5-1 (49:47) Norman Hauner (Benjamin Hüfner, Willie Corrin)

Strafzeiten: Bietigheim 2, Freiburg 6
Schiedsrichter: Nicole Hertrich, Patrik Gogulla / Dominic Borger, Frederik van Himbeeck
Zuschauer: 3.566

Die Freiburger Aufstellung:
Meder (Hertel)
Havel, Kauppila / Wittfoth, Stas, Mikyska
Brückmann, Seeger / McGowan, Linsenmaier, Moser
Neher, Rießle / Neuert, Herm, Saccomani
Kunz, Bräuner, Cihak

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