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08.06.2018

Ende einer Ära – Danke, Barbara Steger!

Zu ihrem Abschied verrät Barbara Steger ihre Höhe- und Tiefpunkte beim EHC. Was sie vermissen wird und was nicht. Und welcher Spieler sie in all den Jahren am meisten beeindruckt hat. Felix Maier-Lenz hat sie in ihrer letzten Arbeitswoche getroffen.

Auf die Frage, was ihr am meisten fehlen wird, antwortet Barbara Steger ohne zu zögern: "Die Arbeit mit unseren Fans. Dieser persönliche Kontakt hat mir immer eine riesige Freude bereitet. Das werde ich vermissen." Sicher ist: Das wird den Freiburger Eishockey-Fans umgekehrt nicht anders gehen.

Wenn Barbara Steger am 8. Juni 2018 die Geschäftsstelle des EHC zum letzten Mal hinter sich abschließt, endet nicht nur für sie, sondern für eine ganze Generation von Eishockeyanern in Freiburg eine Ära. Das mag pathetisch klingen, entspricht aber – allein schon, wenn man die Zahlen betrachtet – den Tatsachen: Über 32 Jahre arbeitete Barbara Steger hauptamtlich beim EHC Freiburg, hat in dieser Zeit an die tausend Heimspiele hautnah miterlebt. Sie hat Hunderte Spieler kommen und gehen sehen, dazu etliche Trainer und Verantwortliche. Sie hat nicht nur erlebt, wie Eishockey-Helden geboren wurden, wie Siege und Aufstiege gefeiert, schmerzvolle Niederlagen und Abstiege verkraftet wurden. Sie hat an diesen Erfolgen selbst mitgewirkt und hat geholfen, Misserfolge zu verarbeiten. Und nicht zuletzt hat sie über all die Jahre Zehntausende von Fans Spieltag für Spieltag begrüßt und willkommen geheißen. Wenn das keine Ära ist, was dann?

Helfen statt meckern: Vom Fan zum Gesicht eines Vereins

Dazu kommt, dass Zahlen allein natürlich nie die ganze Geschichte erzählen. Was Stegers Zeit beim EHC unvergesslich macht, sind die Erinnerungen und Emotionen, die sie mit ihrer Arbeit hier verbindet. Seit dem 1. Januar 1986 ist die gebürtige Glottertälerin Mitarbeiterin der Geschäftsstelle, aber auch davor war sie dem Verein schon etliche Jahre verbunden. "Ich war schon als Fan beim ERC. Als ich dort einmal einen Gutschein einlösen wollte, ging das nicht mehr, weil der ERC plötzlich insolvent war. Meine Freunde und ich haben uns dann als Gruppe zusammengetan und beim neu gegründeten EHC gefragt, wie wir helfen können. Weil wir nicht immer nur meckern wollten. Wir haben uns erstmal in der Mitgliederwerbung nützlich gemacht und sind zusammen mit Leuten wie Werner Karlin und Dr. Kouba übers Land gezogen."

Aus diesem ehrenamtlichen Engagement wurde bald ein Full-Time-Job – wenn auch erst im zweiten Anlauf: "Dr. Kouba war zunächst gar nicht begeistert – weil er meinte, dass das für eine Frau ein zu schwerer Job wäre! Aber irgendwann hat er dann doch gesehen, dass ich das ganz gut mache und hat mich dann nochmal persönlich gefragt, ob ich dazu Lust hätte. Und so konnte ich mein Hobby zum Beruf machen."

Steger kündigte ihren Job beim Autohaus Breisgau, wo sie gelernt und über 18 Jahre gearbeitet hatte, und betrat die nicht immer rutschfeste Freiburger Eishockey-Bühne. Was ihren Job dort – abgesehen vom Kartenverkauf – alles ausmachte, bekamen die meisten Fans gar nicht mit: "Bis heute kümmere ich mich zum Beispiel um die Mitgliederverwaltung und die Buchhaltung. Seit einigen Jahren auch um den Publikumslauf. Und am Anfang gehörten sogar so Dinge dazu wie Wohnungen für die Spieler suchen und möblieren."

Oleg Znarok, Ausnahmekönner und Gentleman

Apropos Spieler. Natürlich kann ich mir nicht entgehen lassen, sie zu fragen, welcher Akteur denn vielleicht einen ganz besonderen Eindruck bei ihr hinterlassen hat. Die Antwort überrascht mich: "Die Nummer 11, Oleg Znarok. Ich habe wirklich selten einen so liebenswerten Kollegen kennengelernt. Immer freundlich, immer hilfsbereit, wirklich ein absoluter Gentleman." Aber natürlich gab es auch eine Reihe weiterer Spieler, Trainer und Verantwortliche, die wichtige Personen in Stegers Leben sind – oder waren. Immer wenn wir im Gespräch auf Dr. Kouba oder Thomas Dolak kommen, hält Steger kurz inne, um sich zu sammeln. Es ist offensichtlich: Mit deren Tod hat Barbara Steger nicht Kollegen verloren, sondern Familienmitglieder.

Außerhalb des vereinsinternen Mikrokosmos' aber war Barbara Steger in ihren mehr als 30 Jahren für unzählige Fans vor allem eines: das Gesicht des EHC Freiburg. Das stets freundliche und sympathische Gesicht, das einen vor jedem Heimspiel begrüßte und so – fast schon rituell – einen jeden gelungenen Eishockeyabend einläutete. Um mit einem guten Gefühl in die Halle zu gehen, nahmen nicht wenige Fans ganz bewusst die manchmal längere Wartezeit an der Geschäftsstelle in Kauf, damit sie ihr Ticket aus den Händen von Frau Steger bekamen.

Ein Namensgedächtnis wie von einem anderen Stern

Und wenn man mal eine längere Zeit nicht zu den Spielen kommen konnte, zeigte sie ein weiteres ihrer beinahe unzähligen Talente: ihr außergewöhnliches Gedächtnis. Als ich selbst Jahre nach dem letzten Kauf einer Dauerkarte und nach langer Abstinenz (wegen Wegzugs ins bayerische Ausland) das erste Mal wieder vor Frau Steger am Schalter stand, blickte sie mich an, dachte nur wenige Sekunden nach – und händigte mir schließlich mit persönlicher, namentlicher Begrüßung meine Karte aus. Spätestens ab diesem Moment war auch mir klar, dass hier jemand nicht einfach irgendeinen Job ausübt – sondern mit Leib und Seele nicht nur mit dem Verein, sondern ganz besonders auch mit dessen Fans verbunden ist. Auf dieses besondere Talent angesprochen sagt Steger selbst: "Ich denke, das war ein großer Vorteil für mich, dass ich tatsächlich ein sehr gutes Personen- und Zahlengedächtnis habe. Das war mir aber auch ein großes Anliegen. Es ist sowohl für die Fans als auch für mich ein gutes Gefühl, wenn ich sie mit Namen anreden kann. Es war mir immer wichtig, dass sich die Fans hier willkommen fühlen."

Wenn am heutigen Freitag im Juni 2018 Barbara Stegers berufliche Karriere beim EHC Freiburg endet, ist das natürlich nicht das Ende ihrer innigen Verbundenheit mit dem Verein und den Menschen, die sie in all diesen Jahren liebgewonnen haben. "Eishockey ist nach wie vor mein Sport – und der EHC mein Verein. Das wird sich natürlich nicht ändern." Und noch ein schöner Nebeneffekt für sie: Von nun an kann sie auch das erste Drittel live verfolgen, von dem sie in den letzten 32 Jahren in der Geschäftsstelle stets nur die Audio-Version aus der Halle mitbekommen hat.

Darauf angesprochen, worauf sie sich denn freue in ihrer Zeit nach dem EHC, gibt Steger lachend zu: "Endlich ausschlafen! Hier zu arbeiten hieß ja nicht nur, abends bei den Spielen da zu sein, sondern gerade in Bezug auf den Publikumslauf oft schon sehr früh am Morgen. Und das ist so gar nicht meine Zeit." Aber natürlich hat sie auch viele andere Pläne, die sie im Ruhestand endlich umsetzen kann: "Ich möchte meinen Freundeskreis wieder besser pflegen. Auch meiner Mutter möchte ich mich wieder mehr widmen. Und ich will auch mal öfters spontaner reisen. Bisher hatte ich immer nur einmal im Jahr im Juli Urlaub."

Melanie Lämmlin: "Es sind große Fußstapfen, in die ich trete"

Es mag eine Binsenweisheit sein, aber wahr ist sie doch: Jedes Ende ist auch der Beginn von etwas Neuem. In diesem Fall vielleicht der Beginn der Ära von Melanie Lämmlin, die Barbara Stegers Nachfolge antritt. "Es sind große Fußstapfen, in die ich trete", so Lämmlin, die vielen wegen ihres ehrenamtlichen Engagements im Nachwuchs bekannt sein dürfte. "Aber ich werde mein Bestes geben!" Dass dies ausreichen wird, davon ist Steger überzeugt: "Ich habe Melanie als unglaublich freundliche Person kennengelernt, die immer ein Lächeln auf den Lippen hat. Ich kann ihr nur raten, genau so zu bleiben, wie sie ist."

Dass Barbara Steger ihren eigenen Ratschlag auch selbst befolgen wird, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Als ich mich verabschieden will, möchte sie noch einen Satz hinzufügen: "Ich will einfach allen Fans 'Danke' sagen." Im Namen der Fans: Der Dank ist ganz auf unserer Seite.

Text: Felix Maier-Lenz

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Willkommen bei den Wölfen, Melanie Lämmlin! (Foto: Felix Maier-Lenz / Foto Barbara Steger: Arne Bicker)

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