03.01.2012

Eiscocktail - das Original

In der vergangenen Saison stand Robert Vozar (39) als Manager der Wölfe noch an vorderster Front. Inwieweit ist der selbständige Versicherungsfachmann heute noch mit dem Eishockey verbunden? "Ich bin natürlich noch stark damit verbunden, weil mein Bruder Patrick noch spielt und ich zusammen mit Peter Salmik eine Spieleragentur gegründet habe", berichtet Vozar. Die Agentur läuft übrigens durchaus zufriedenstellend. Rund 60 Spieler haben Vozar und Salmik zusammen mit Partnern unter Vertrag, und alle sind untergebracht. Wie sieht's denn aus, würde er sich noch einmal im Eishockey engagieren? "Man soll niemals nie sagen", antwortet er, "in der vergangenen Saison war es aber so, dass mich das alles sehr viel Energie, Mühe und Nerven gekostet hat. Auch finanziell hat es mir wehgetan. Ich muss jetzt erst einmal meine eigenen Kartoffeln in den Keller bringen." Sehr schnell hatte er gesehen, dass sich der Job mit der vereinbarten Stundenzahl nicht bewerkstelligen lässt. Als es finanziell dann immer enger wurde, hat er auf die Zahlung der Aufwandsentschädigung verzichtet und zeitlich immer mehr investiert. "Meine Kunden wurden natürlich nach wie vor betreut, aber ich habe keine neuen akquiriert. Wenn man sechs, sieben, acht Monate nicht mehr aktiv ist, macht sich das finanziell bemerkbar", erzählt er. Seit der Wölfe-Insolvenz ist einige Zeit vergangen, wie stellt sich der Kollaps für ihn heute dar? Damit keiner etwas in den falschen Hals kriegt, macht er als Erstes klar: "Wir sind dankbar für jeden Fan, der gekommen ist." Dann fährt er fort: "Die Sponsorengelder sind nicht so geflossen wie erwartet. Im ersten Spiel gegen Schwenningen war die Halle mit 4000 Zuschauern ausverkauft, was großes Interesse möglicher Sponsoren geweckt hat. Aber schon zum nächsten Spiel kamen nur noch 1600 Fans, obwohl es gegen Ravensburg wieder ein Derby war und wir auswärts zuvor gewonnen hatten. Dann ging es immer mehr runter. Darauf konnten wir uns keinen Reim machen, denn sportlich waren wir zu dieser Zeit noch sehr erfolgreich. Allerdings ist durch diesen Rückgang auch das Interesse der Sponsoren weggebrochen. Einige Verträge waren zwar noch nicht unterschriftsreif, aber bereits formuliert." Als die Mannschaft dann auch noch sportlich eingebrochen ist und die Fans aus der Halle trieb, war's endgültig passiert. Was längerfristiger sportlicher Erfolg selbst in der Viertklassigkeit bewirken kann, sieht man in dieser Saison, und gern erinnern wir uns an die Aussage des Ersten Vorsitzenden Werner Karlin, der schon im Oktober wegen des sehr guten Besuchs an dieser Stelle von "gewissen finanziellen Rücklagen" für den möglichen Aufstieg sprach. Die Partie gegen Schwenningen hat nun alle Erwartungen übertroffen - und die (hoffentlich) zuschauerträchtigen Playoffs kommen ja erst noch.



Dass die Nachwuchsarbeit des EHC sehr gut ist, ist nichts Neues. In der Breite allerdings hapert es. So kann es schon vorkommen, dass die Jugend oder die Junioren mit nur zehn Feldspielern antreten müssen. Dem einen oder anderen talentierten Crack kommt das zwar meist gar nicht ungelegen, weil er dadurch viel Eiszeit erhält und besser sein Potenzial abrufen kann als nur mit ein paar Wechseln pro Drittel. Fachleute wissen, dass gerade beim Nachwuchs manch schweres Spiel mit nur zwei Blöcken, in denen die (guten) Kräfte gebündelt sind, sogar eher zu gewinnen ist als mit vier Reihen und einem Leistungsgefälle. Aber generell gesehen dürften es ein paar Mann mehr natürlich schon sein. Dazu dient auf lange Sicht eine Aktion des EHC, der über das Regierungspräsidium und das Oberschulamt Schulen angeschrieben hat und einzelnen Klassen (mit Lehrern) einen Publikumslauf zu vergünstigten Konditionen anbietet. Das allein macht die Sache, die sehr gut ankommt, noch nicht rund. Das wird sie erst, wenn der Name Petr Mares ins Spiel kommt. Rücken die Schulklassen an, ist Nachwuchstrainer Mares als Beobachter nämlich immer dabei. Sieht er einen schlittschuhläuferisch talentierten Jungen, wird dieser gefragt, ob er nicht Lust hätte, in die Laufschule reinzuschnuppern. Wer weiß: Vielleicht wird auf diese Art und Weise sogar einmal ein "Großer" entdeckt.


Der Eiscocktail ist die wöchentliche Online-Kolumne von Hans-Joachim Kästle, dem langjährigen Eishockey-Redakteur der Badischen Zeitung und heutigen Mitarbeiter der EishockeyNEWS.

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