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12.10.2018

EHC zeigt Reaktion - Heimsieg gegen Bayreuth

Nicht zuletzt dank einiger Reihenumstellungen liefert der EHC ein gutes und engagiertes Spiel gegen Bayreuth und siegt – nachdem zwischenzeitlich eine 2:0-Führung verspielt wurde – durch zwei Treffer von Marc Wittfoth im letzten Drittel mit 5:3.
 
Der Gegner
Die Bayreuth Tigers, Aufsteiger von 2017, befinden sich derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz. Am vergangenen Wochenende bestritten sie gleich zwei Kellerduelle: Während man am Freitag beim späteren Wölfe-Bezwinger Deggendorf mit 5:7 unterlegen war, siegte man nach zwei späten Toren ins leere Tor am Sonntag mit 4:1 gegen Dresden – und konnte somit im achten Saisonspiel erstmals die vollen drei Punkte einfahren.
Den Goldhelm trägt für die heutigen Gäste ein in Freiburg bekanntes Gesicht: Bayreuths Topscorer Mark Heatley, der der jüngere Bruder von NHL-Veteran Dany Heatley ist, wurde in Freiburg geboren und trug 2010/11 für eine Saison das Trikot der Wölfe.
 
Die Wölfe
Die letzten beiden Wochenenden wiesen beim EHC Parallelen zueinander auf: einem starken Auftritt gegen eine Top-Mannschaft der Liga stand jeweils eine bittere Niederlage gegenüber. Das 1:3 auf heimischem Eis gegen Deggendorf trieb Leos Sulak sogar dazu an, im Interview „Wiedergutmachung“ anzukündigen. Außerdem wolle man eine „neue Rolle“ für Ryon Moser finden.
Diese fand Sulak in einer Neuformierung seiner Sturmreihen: Moser befand sich heute in der zweiten Reihe mit Niko Linsenmaier und Tobias Kunz – und tauschte somit die Plätze mit Christian Neuert, der nun in der vierten Reihe mit Sofiene Bräuner und Austin Cihak stürmte (die erste Sturmreihe blieb unberührt – jedoch nur für zwei Drittel; s. u.).
 
Die Taktiktafel
Freiburg spielte von Beginn an ein aggressives Forechecking und signalisierte somit vom Eröffnungsbully an die Umsetzung von Sulaks Ankündigung, „Wiedergutmachung“ leisten zu wollen. Die Wölfe wirkten äußerst engagiert – eine Haltung, die zwischenzeitlich durch den 2:2-Ausgleich der Bayreuther etwas eingedämmt wurde, aber kurz danach wiederkehrte.
Im letzten Drittel erfolgte dann eine weitere taktische Änderung von Sulak: erneut stellte er nämlich die Reihen um. Statt Jannik Herm stürmte nun Christian Neuert mit Mason Baptista und Marc Wittfoth. Und diese Formation war es auch, die mit dem 4:2 für die Vorentscheidung sorgte (s. u.).
„Schwung“ habe Leos Sulak mit dieser Umstellung „reinbringen“ wollen – so der EHC-Coach nach dem Spiel. Es komme einfach manchmal vor, dass „Sturmreihen unglücklich spielen“ (in diesem Fall Wittfoth-Baptista-Herm). Über die Reihe um Kunz-Linsenmaier-Moser ließ sich Derartiges nicht sagen – sie blieb im Laufe des Spiels von taktischen Änderungen unberührt.
 
Die Schlüsselszene
Trotz aller Reihenumstellungen fanden sich in einer Unterzahlsituation des EHC im letzten Drittel zwei alte Bekannte wieder: Jannik Herm spielt tief aus dem eigenen Drittel einen befreienden Pass auf Marc Wittfoth, der in der 47. Minute das 4:2 für Freiburg erzielt.
Während die Powerplayquote der Gäste vor diesem Spiel mit nur sechs Toren aus 42 Überzahlspielen lediglich bei 14% lag, befand sich der EHC natürlich dennoch in einer prekären Situation und sah sich spät im Spiel einem möglichen Ausgleichstreffer gegenüber. Umso bedeutender war also dieser Treffer, den auch Leos Sulak nach dem Spiel für das „entscheidende Tor“ hielt.
 
Die Vorentscheidung
In der 50. Minute legt Christian Neuert, der vor dem gegnerischen Gehäuse von einem Verteidiger gestört wird, auf Marc Wittfoth ab – und dieser verwandelt zum 5:2. Wittfoth, der somit die beiden letzten Freiburger Tore erzielte, zementierte damit den Sieg für den EHC. Ohne diesen Vorsprung wäre dieser dank einer 5-gegen-3-Überzahl der Bayreuther drei Minuten vor Schluss und dem sich hieraus ergebenden Anschlusstreffer der Gäste zum 3:5 äußerst gefährdet gewesen.
 
Der Wolf des Abends
Während von offizieller Seite Ryon Moser mit dieser Auszeichnung geehrt wurde, soll an dieser Stelle der Arbeiter des Spiels hervorgehoben werden: Denn niemand verkörperte Sulaks Versuche, neuen Schwung ins Freiburger Spiel zu bringen so wie Christian Neuert: Durch die Umstellungen vor und während des Spiels hat Neuert nun in seinen letzten vier Dritteln Eishockey somit mit sechs verschiedenen Mitspielern in einer Sturmreihe gespielt – ohne diese Anpassungsfähigkeit des gebürtigen Bayern wäre das Freiburger Spiel mit Sicherheit ins Wanken geraten.
Außerdem sorgte er in diesem Spiel für namhafte Chancen: Im zweiten Drittel wird er einmal gefährlich von Sofiene Bräuner vor dem Tor angespielt und kreiert seinerseits eine Chance für Austin Cihak; und zehn Minuten vor Schluss füttert er Marc Wittfoth für dessen vorentscheidenden Treffer zum 5:2.
 
Der Reihe nach
Erste Angriffe der Bayreuther früh im Spiel wurden durch den zum Spieler des Monats gekührten Matthias Nemec souverän pariert. Darüber hinaus war es der Abwehrarbeit von Philip Rießle zu verdanken, dass Freiburg seinen Kasten sauber hielt – einmal klärte er vor dem Tor und einmal drängte er einen Bayreuther Stürmer gekonnt auf dem Weg zum Tor ab.
Die Treffer zur Freiburger Zwei-Tore-Führung erfolgten jeweils auf Aktionen, die sich nicht in der Spielstatistik wiederfinden:
Unmittelbar vor dem Führungstreffer in der 8. Minute gewinnt Ryan Moser im eigenen Drittel an der Bande die Scheibe und leitet einen Angriff ein, in dem Niko Linsenmaier vor dem gegnerischen Tor Tobias Kunz anspielt und dieser zum 1:0 einnetzen kann.
In der 14. Minute  kam die gleiche Reihe direkt nach einem Wechsel zum Torerfolg: Tobias Kunz führt die Scheibe hinter das Bayreuther Tor und spielt Niko Linsenmaier an der blauen Linie an, von wo aus dieser mit einer Direktabnahme das 2:0 erzielt. Linsenmaier profitierte dabei von einem späten Wechsel von Mason Baptista, der erst einige Momente nach seinen Reihenkollegen das Eis verlassen hatte. Dadurch schlich sich Linsenmaier erst spät ins Bayreuther Drittel und stand somit unbewacht kurz hinter der blauen Linie, von wo aus er mit einem satten One-Timer traf.
Während die Linsenmaier-Moser-Kunz-Reihe die Tore erzielte, hatte Jannik Herm zwei weitere gute Chancen nach Anspielen von Baptista und Verteidiger Radek Havel.
Das Gegentor zum 2:1 erfolgte in einer Phase, in der die Freiburger sich über etwa eine Minute hinweg nicht aus ihrem Drittel befreien konnten. Dabei begann die Situation äußerst ungefährlich: Radek Havel will eigentlich ein Freiburger Offensivspiel aufbauen – sein Querpass im eigenen Drittel geht aber hinters Freiburger Tor und zwei der drei Stürmer in der Bayreuther Top-Reihe kommen in den folgenden Momenten zu Torchancen aus kurzer Distanz. Eine davon schließt der litauische Nationalspieler Arnoldas Bosas direkt vor Matthias Nemec positioniert zum Anschlusstreffer ab (18. Minute). – Die gleiche Formation war es auch, die in der 25. Minute für das 2:2 sorgte.
Das zweite Drittel sah einige Chancen der Freiburger, bei denen man – laut Gästetrainer Petri Kujala – zunächst „denken könnte, dass nichts brennt“ – dennoch fiel in dieses Aufbegehren in der 32. Minute eine souverän gespielte Aktion von Jannik Herm, der sich im Angriff den Puck auf die Rückhand legt, als ein Bayreuther Verteidiger in einer Zwei-auf-Eins-Situation einen möglichen Querpass zumacht, und zum 3:2 einnetzt.
Wie oben beschrieben gelangen den Wölfen im letzten Drittel dann – in Unterzahl und mit Hilfe der Reihenumstellungen – die Tore zum 4:2 und 5:2, bevor Bayreuth in doppelter Überzahl noch einmal gut zwei Minuten vor Schluss auf 5:3 verkürzen konnte.
 
Sulak sagt’s
„Die Jungs wollten zeigen, dass Deggendorf ein Ausrutscher war.“
Es kommt im Sport nicht oft vor, dass ein Trainer eine gesamte Trainingswoche und die darauf folgenden Spieltage einem übergreifenden Thema unterordnet – Sulak hat dies aber mit seiner „Wiedergutmachungs-Ansage“ getan und die Mannschaft auf sichtbare Weise eingestimmt. In einer Liga, in der – so Sulak weiter – „alle Mannschaften auf Augenhöhe spielen“, bleibt zu hoffen, dass der EHC mit Sulaks taktischem Geschick und dem heute neu gefundenen Arbeitsethos in Zukunft konstant um Punkte mitspielen kann.
 
Ausblick
Am Sonntag tritt der EHC um 17.00 Uhr in Crimmitschau an (Sprade.TV überträgt). Die Eispiraten, die sich in der Tabelle momentan im Mittelfeld befinden, unterlagen am heutigen Freitagabend in Kaufbeuren mit 2:6.
Es gilt zu hoffen, dass sich der Trend der letzten Wochen nicht fortsetzt und der EHC auch im zweiten Spiel dieses Wochenendes eine überzeugende Leistung zeigen und Punkte einfahren kann.
Das nächste Heimspiel steht am Freitag, 19. Oktober um 19.30 Uhr gegen Dresden an.

Tore:
1-0 (07:06) Tobias Kunz (Nikolas Linsenmaier, Ryon Moser)
2-0 (13:40) Nikolas Linsenmaier (Tobias Kunz)
2-1 (17:33) Arnoldas Bosas (Ville Järveläinen, Simon Mayr)
2-2 (24:14) Arnoldas Bosas (Ivan Kolozvary, Simon Mayr)
3-2 (31:36) Jannik Herm (Daniel Malý, Radek Havel)
4-2 (46:34) Marc Wittfoth (Jannik Herm - 4:5)
5-2 (49:44) Marc Wittfoth (Christian Neuert)
5-3 (57:41) Michal Bartosch (Juuso Rajala, Ville Järveläinen - 5:3)

Strafzeiten: Freiburg 10, Bayreuth 12
Schiedsrichter: Alexander Singer, Bastian Haupt / Christian Höck, Rupert Stenzel
Zuschauer: 1.711

Die Freiburger Aufstellung:
Nemec (Meder)
Miner Barron, Havel / Wittfoth, Baptista, Herm
Brückmann,  Meyer / Kunz, Linsenmaier, Moser
Maly, Rießle / Seeger, Saccomani, Stas
Cihak, Bräuner, Neuert

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