17.11.2007

Doppelinterview: Petr Bares und Tomas Kucharcik

Zusammen standen sie gerade noch beim Überzahl-Training in einem Block auf dem Eis. Wenige Minuten später nahmen sich Wölfe-Verteidiger Petr Bares und Neuzugang Tomas Kucharcik Zeit, um mit EHC-Online über die aktuelle Situation zu sprechen. Was Petr Bares, der dankenswerterweise auch als Übersetzer einsprang (um sämtlichen Sprachbarrieren aus dem Weg zu gehen), über die Zielsetzung und Erwartungshaltung gesagt hat und wieso Tomas Kucharcik in den letzten Jahren auf Europa-Tour war, verrieten sie im folgenden Interview!

EHC-Online: "Hallo zusammen. Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Kommen wir gleich zur ersten Frage. Tomas, wie kam es zu deiner schnellen Vertragsverlängerung? Anfangs wurde verkündet, du erhälst einen Probevertrag und man will dich die ersten Spiele beobachten. Bereits nach einer Partie wurde der Vertrag dann schon verlängert."

Tomas Kucharcik: "Nach einem Spiel haben sie gleich mit mir verlängert, ich habe sie wohl überzeugt und gut gespielt. Es hat alles gepasst. Dann habe ich unterschrieben und werde nun bis zum Saisonende hier bleiben."

EHC-Online: "Kannst du dir vorstellen, auch darüber hinaus in Freiburg zu bleiben?"

Kucharcik: "Ja, schon."

EHC-Online: "In den letzten drei Jahren hast du für acht Vereine gespielt. Wie kam es zu den häufigen Wechseln?"­

Kucharcik: "Während des NHL-Lockouts 2004/05 kamen viele NHL-Spieler nach Tschechien, weshalb ich dann nach Schweden gegangen bin. Im darauf folgenden Jahr habe ich in der Schweiz gespielt, doch mein Klub, Forward Morges, ging während der Spielzeit pleite. Da auch der nächste Verein finanzielle Schwierigkeiten hatte, habe ich meinen Manager kontaktiert und bin wieder nach Finnland gegangen. So kamen eben die vielen Vereinswechsel zustande."

EHC-Online: "Wie habt ihr euch bisher in Freiburg eingelebt und wo seid ihr untergebracht?"

Petr Bares: "Ich wohne im Eisstadion und mir gefällt es hier, es ist alles in Ordnung. Tomas wohnt noch im Hotel, wird aber in Kürze in eine eigene Wohnung umziehen. Und am Montag kommt seine Familie aus Tschechien nach Freiburg und wird auch bis Saisonende bleiben."

EHC-Online: "Deine Familie wohnt in Ingolstadt, oder?"

Bares: "Ja, meine Familie lebt in Ingolstadt, mein Sohn geht dort zur Schule. Ich fahre jede Woche nach Hause, je nachdem wann wir unseren freien Tag haben. Normalerweise also montags, wenn wir jedoch am Dienstag spielen, ist der Mittwoch frei."

EHC-Online: "Kannst du dir vorstellen länger in Freiburg zu bleiben, auch wenn die Distanz nach Ingolstadt relativ groß ist?"

Bares: "Momentan denke ich noch nicht an eine Vertragsverlängerung. Wir haben uns für diese Saison ein Ziel gesteckt und das gilt es zu erreichen. Erst das Eine, dann das Andere."

EHC-Online: "Du sprichst gerade die Zielsetzung an. Die GmbH hat durch das Ziel "Aufstieg" bei den Fans hohe Erwartungen geweckt. Wusstet ihr, was von euch erwartet wird und auf euch zukommt?"

Bares: "Ich weiß nicht, ob sie genau gesagt haben, dass sie aufsteigen wollen. Auf jeden Fall hieß es, dass man oben mitspielen und in die Playoffs einziehen will. Darauf müssen wir jetzt hinarbeiten. In den Playoffs kann alles passieren. Zwar kann jeder sagen, dass er in die Playoffs will, aber dann sind auf einmal zwei oder drei Spieler verletzt, auf die man die Mannschaft aufbauen will. Dann hat man ein großes Problem. Ich weiß, dass die Verantwortlichen gesagt haben, dass man in die Playoffs will. Am Anfang war auch eine Kontingentstelle frei, weil man schauen wollte, wo man sich verstärken und welchen Ausländer man holen muss. Jetzt hinken wir durch eigenes Verschulden hinter unseren Erwartungen her. Aber ich finde, dass wir uns mit unserem Spiel auf einem guten Weg befinden, zuletzt aber auch Pech hatten. Das Glück muss nun wiederkommen."

EHC-Online: "Ist es momentan bei vielen auch einfach nur eine Kopfsache?"

Bares: "Ja. Wir haben viele Chancen, schießen aber keine Tore. Klar, dass das dann auch eine Kopfsache ist."

EHC-Online: "Die Fans sind derzeit aufgrund der hohen Erwartungshaltung mit der Situation unzufrieden. Könnt ihr den Unmut nachvollziehen und was würdet ihr euch von den Fans wünschen?"

Bares: "Sicherlich können wir das verstehen. Das ist bei jedem Verein gleich. Die Fans kommen ins Stadion, oft seit 20 Jahren, und gehen fast zu jedem Spiel. Sie zahlen und wollen dafür gutes Eishockey sehen, das ist klar. Ich glaube, dass alle Mannschaften ihre Tiefen in einer Saison haben, doch dann kommt auch mal wieder ein Aufschwung. Ich glaube, unsere Fans müssen ein wenig Geduld haben. Sie stehen hinter uns und dem Verein und ich glaube wir schaffen das. Leider geht es nicht von heute auf morgen, die Dinge zu ändern, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir spielen jetzt ein anderes System, in das wir uns erst einarbeiten müssen und wir haben auch mit Tomas einen neuen Spieler, der integriert werden muss. Das geht nicht so schnell.

EHC-Online: "Tomas, du hast in deiner Karriere in mehreren Ländern gespielt, wo hat es dir am besten gefallen?"

Kucharcik: "Eigentlich fast überall, aber am besten haben mir Tschechien und Finnland gefallen, das war sehr schön. Die beste Zeit hatte ich mit meiner Familie in Hämeenlinna."

EHC-Online: "Du hattest auch ein kurzes Gastspiel in Nordamerika. Warum bist du damals nicht länger geblieben."

Kucharcik: "In Nordamerika war es einfach ein anderes Eishockey, auch wegen der kleinen Eisfläche. Das hat mir nicht gefallen und deshalb bin ich wieder nach Europa zurückgegangen."

EHC-Online: "Wie kam der Kontakt zwischen dir und Freiburg zustande?"

Kucharcik: "Mein Agent hat mich angerufen und darüber informiert, dass Freiburg an mir interessiert ist."

EHC-Online: "Petr, der neue Cheftrainer Peter Salmik lässt ein defensiveres System als zuvor spielen. Wie wirkt sich das auf die Arbeit als Verteidiger aus?"

Bares: "Am Anfang der Saison gab es hinsichtlich der Defensivarbeit der Stürmer ein paar Probleme. Alle waren immer in der Nähe der neutralen Zone und haben gewartet, dass die Verteidiger die Scheibe nach vorne spielen. Das war irgendwie nicht möglich, im heutigen Eishockey muss jeder laufen. Die Stürmer müssen im defensiven System auch mit nach hinten arbeiten. Das hilft jedem Verteidiger und auch dem Torwart. Wir kassieren nun nicht mehr so viele Tore. Aber es ist auch klar, dass wir unsere Chancen konsequent nutzen müssen."

EHC-Online: "Tomas, Peter Salmik hat dich auch wegen deines Alters, deiner Erfahrung und Routine verpflichtet, dass du Impulse ins Angriffsspiel bringen kannst. Gegen Passau konnte man es im Ansatz schon sehen, in Kaufbeuren war es eher weniger der Fall. Hing dies mit der allgemein defensiveren Ausrichtung der Partie zusammen?"

Kucharcik: "In Kaufbeuren war es schon ein anderes Spiel. Wir haben auswärts gespielt und unsere Prämisse war es, zunächst einmal keinen Gegentreffer zu kassieren, bevor wir selbst ans Tore schießen denken. Wir sind auswärts defensiver ausgerichtet, da wir dort nicht zwingend das Spiel machen müssen, was zuhause erwartet wird."

EHC-Online: "Du hast mit Tschechiens Nationalmannschaft 1999 WM-Gold geholt. Danach hast du allerdings nicht mehr für dein Heimatland gespielt, obwohl du sehr erfolgreich in Finnland aktiv warst. Woran lag das?"

Kucharcik: "An der WM habe ich vier Spiele gemacht, darunter auch das Halbfinale. Als ich nach Finnland gegangen bin, hatte ich eine gute Saison und wurde auch zur Nationalmannschaft eingeladen. Allerdings hat meine Frau zu dieser Zeit unseren ersten Sohn zur Welt gebracht. Ich war müde und wollte nicht mehr lange mit der Nationalmannschaft unterwegs sein, sondern die Zeit mit meiner Familie verbringen. Ich bin dann sozusagen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten."

EHC-Online: "Und wie viele Nationalspiele hast du in deiner Karriere absolviert?"

Kucharcik: "Ungefähr 60 Länderspiele."

EHC-Online: "Eine letzte Frage: Was heißt auf tschechisch "danke"?"

Bares: "Diky. Einfach diky."

EHC-Online: "Dann sagen wir euch beiden einfach mal "diky"!"


­Das Interview führten Chris Guckenhan und Matthias Konzok.­

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