09.04.2012

Deutschland besiegt Russland vor ausverkauftem Haus

Die Eishockeysaison hat in Südbaden einen traumhaften Abschluss erhalten: Vor mit 4005 Zuschauern ausverkauftem Haus besiegte die deutsche Nationalmannschaft die russische "Sbornaja" in einem spannenden Duell mit 4:3 und bleibt damit in der Franz-Siegel-Halle weiterhin ungeschlagen! Ein Ereignis, das begeistert hat - und allen Beteiligten in Erinnerung bleiben wird.

Schon seit einiger Zeit war das Länderspiel in Freiburg ausverkauft gewesen - erst zum fünften Mal trat die DEB-Auswahl an der Ensisheimerstraße an. Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach dem letzten internationalen Auftritt in der Franz-Siegel-Halle wurde dem südbadischen Eishockeystandort nun eine besondere Ehre zuteil: Im Rahmen der "Euro Hockey Challenge" trat Deutschland gegen Russland, seines Zeichens der Rekordweltmeister, an. Und eine Woche nach dem Meistertriumph des EHC Freiburg in der Regionalliga Südwest feierten die Eishockeyfans das nächste Highlight.

Der russische Nationaltrainer Zinetula Bilyaletdinov setzte - wie sein DEB-Kollege Jakob Kölliker - auf eine Mischung aus jungen Akteuren, die ihre Chance im Nationaldress erhalten, sowie international erfahrenen Spielern. Schon vor dem Spiel herrschte eine vorfreudige Stimmung auf den Rängen, zumal auch die "Sbornaja" zahlreich von ihren Anhängern unterstützt wurde. Obgleich die ganz großen Stars - bedingt durch laufende Meisterschaftsspiele und die Saison in Nordamerika - noch fehlten, so minderte dies nicht das Spielniveau zum Auftakt der WM-Vorbereitung.

Russland wurde seiner Favoritenrolle zunächst gerecht und bestimmte die Anfangsphase der Partie. Technisch wie läuferisch boten sie den Zuschauern das, wonach es gerade den Freunden des Pucksports in Freiburg seit jeher lüstet: Eishockeykunst. Und Nationalcoach Bilyaletdinov sah in der vierten Minute ein perfekt gespieltes Powerplay seiner Mannen, die vornehmlich in Blockbildung aus ihren KHL-Teams zusammenspielen durften. Mit einer schnellen wie sehenswerten Passstaffette zockte die Sbornaja das deutsche Penalty Killing aus und Maxim Chudinov markierte die verdiente Führung der russischen Auswahl.

Der frühe Rückstand schockte Deutschland jedoch nicht etwa, vielmehr fanden die Gastgeber immer besser ins Spiel. Es entwickelte sich ein schnelles und intensives Duell auf hohem Niveau. Die Sbornaja überzeugte mit technisch versiertem Eishockey, während das DEB-Team eine starke kämpferische Leistung ablieferte und ebenfalls spielerische Offensivakzente setzen konnte. In der 16. Minute drang aus der Franz-Siegel-Halle schließlich erstmals großer Jubel nach draußen: Auf Vorlage des Ex-Freiburgers Tim Schüle sowie Jerome Flaake netzte Daniel Pietta zum Ausgleich ein. Russland demonstriete jedoch postwendend seine Klasse: Nur 63 Sekunden später hatte Sergei Shirokov seine Nationalfarben wieder in Front geschossen.

1:2 nach dem ersten Drittel - ein enges Match zwischen Deutschland und Russland. Das sollte auch im zweiten Abschnitt so bleiben. Das DEB-Team erarbeitete sich immer mehr Spielanteile und agierte inzwischen auf Augenhöhe mit der Sbornaja. Und auch die Deutschen stellten unter Beweis, dass sie eine Überzahl zu nutzen wissen. In der 27. Minute bugsierte John Tripp einen Rebound über die Linie. Allerdings währte auch diesmal die Freude über den Ausgleich nicht allzu lange. In der 30. Minute benötigte Russland nur 11 Sekunden, um ein Powerplay zum 2:3 zu verwerten. Maxim Pestushko hatte einen Schlagschuss unhaltbar für DEB-Goalie Dimitrij Kotschnew abgefälscht.

Aber die deutsche Auswahl bewies große Moral und kämpfte sich auch nach dem dritten Rückstand wieder heran. Schon im Mitteldrittel schnupperte man am erneuten Ausgleich - fallen sollte dieser schließlich im dritten Abschnitt. Deutschland zeigte sich im Powerplay sehr effizient und erneut war es John Tripp, der die Franz-Siegel-Halle zum Jubeln gebracht hatte. Mit seinem abgefälschten Distanzschuss bescherte "Hans" seiner Mannschaft das 3:3. Und in der 52. Minute war der robuste Angreifer abermals beteiligt, als das Stadion endgültig Kopf stand. Kai Hospelt traf zum 4:3 - Deutschland lag vorne! Was für ein packendes Spiel, in welchem die deutsche Auswahl tatkisch diszipliniert auftrat, physisch den Russen den Schneid abkaufen und dank toller Moral sogar in Führung gehen konnte.

Unter Dach und Fach war der Triumph über den Favoriten jedoch noch nicht - die Sbornaja erhöhte seine Offensivbemühungen, allerdings hielt das DEB-Team weiter stark dagegen und ließ die Uhr immer weiter runterlaufen. In der Schlussphase drohte aber noch einmal Ungemach für die Jungs von Jakob Kölliker. Eine Strafe bescherte Russland ein letztes Powerplay. Mit den lautstarken Fans im Rücken warf das deutsche Penalty Killing aber alles entgegen, was es zu bieten hatte. Einzig das Pech verhinderte zunächst ein Empty-Net-Goal, dann wurde es auf der Gegenseite wieder brenzlig: Mit einer letzten Chance schrammte Russland am Ausgleich vorbei. Deutschland hatte mit beherztem Einsatz den Sieg über die Zeit gebracht!

Es war erst der siebte Sieg für Deutschland im 98. Vergleich mit Russland - und seit dem legendären ersten WM-Sieg über die Sbornaja im vergangenen Frühjahr der vierte Erfolg in Serie gegen den Rekordweltmeister. Entsprechend zelebriert wurde dies auf den Zuschauerrängen. Schon während der Partie steigerte sich die Stimmung immer mehr und die Eishockeyfans unterstützten die Spieler lautstark, mehrfach zog die La Ola-Welle durch die altehrwürdige Franz-Siegel-Halle. Eine wunderbare Feierstimmung - passend zum mitreißenden Länderspiel. Ein großer Dank gilt dem Deutschen Eishockey-Bund sowie allen Verantwortlichen und Helfern, die dieses großartige Ereignis in der Franz-Siegel-Halle möglich gemacht haben!


Statistik

Deutschland - Russland 4:3 (1:2, 1:1, 2:0)

0:1 (03:07) Chudinov (Shipachev, Skachkov) 5-4
1:1 (15:37) Pietta (Flaake, Schüle)
1:2 (16:42) Shirokov (Pestushko, Zubov)
2:2 (26:08) Tripp (Hospelt, Furchner) 5-4
2:3 (29:38) Pestuhsko (Zubov, Ryilov) 5-4
3:3 (44:32) Tripp (Fischer, Hospelt) 5-4
4:3 (51:52) Hospelt (Fischer, Tripp) 5-4

Schiedsrichter: Bastian Haupt (Kempten) / Ulpi Sicorschi (Waldkraiburg)
Linienrichter: Markku Büse (Vilshofen) / Stefan Velkoski (Bad Aibling)
Strafen: Deutschland 14 - Russland 8
Zuschauer: 4005 (ausverkauft)

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