Vozar Turnier
24.04.2019

Bellinzona gewinnt Ferenc-Vozar-Turnier 2019 / EHC Freiburg stark wie nie

Fäscht in Schweizer Hand

Bellinzona gewinnt Ferenc-Vozar-Turnier 2019 / EHC Freiburg stark wie nie

Mit einem dreifachen Schweizer Sieg endete am Sonntag (7.4.) das 16. Ferenc-Vozar-Turnier des EHC-Nachwuchses. Zwei Tage lang gingen acht U13-Mannschaften aus der Schweiz, dem Elsass, Bayern und Baden auf Puckjagd – und am Ende hatten GDT Bellinzona, der EHC Winterthur und die GCK/ZSC Lions Zürich die Kellen vorne. Im nervenkitzligen Finale konnte Bellinzona das Winti-Team mit 3:2 nach Penaltyschießen besiegen. Der EHC Freiburg schaffte es mit seiner besten Saisonleistung immerhin ins Halbfinale; dort war dann Winterthur Endstation (2:4).

Auch wenn die Knaben (im Schweizer Eishockey-Sprech: „Moskitos“) des EHC während der nun abgelaufenen Saison nur gelegentlich am Top-Level kratzen konnten – die Entscheidung, gleich vier Moskito-Top-Teams aus der Schweiz zum Vozar-Turnier einzuladen, erwies sich als richtig. Sportlich war dieses Turnier hochwertig wie lange nicht mehr. Jedes der eidgenössischen Teams zeigte einen Grad an Spielorganisation und Disziplin, den man in der EBW-Runde selten sieht. Auch die Fairness wurde großgeschrieben, wozu die vorzüglichen Schiedsrichter beitrugen: Während der 21 Spiele gab es keine einzige hässliche Aktion.

Außerdem hatte das Orga-Team um Katrin Barth lobenswerte Neuheiten ersonnen (Yummie-Burger!) und die bewährten Abläufe in unserer Mono-Funktions-Arena nochmals verbessert. Der Wolfsbau, seit einem halben Jahr fest in Nachwuchs-Hand, war das Epizentrum des dreitägigen Turniergeschehens. Und solange noch ein Gramm Tageslicht auf die Hüpfburg (danke, Kai Veser!) vor dem Wolfsbau fiel, wurde gehüpft, gehüpft, gehüpft.

Um dem Turnier einen würdigen Rahmen zu verpassen, folgte diesmal auf die Eröffnungsfeier am Freitag eine Skills Competition besonderer Art. EHC-Coach Peter Salmik hatte Übungen im NHL-Stil ersonnen, plus Wettrennen und Penaltyschießen. Schon die Ergebnisse der Competition ließen eine gewisse Vormachtstellung der Schweizer Teams erahnen.

Das bestätigte sich dann am Samstag. Mit von der Vozar-Partie waren auch unsere Freunde von Scorpions Mulhouse und das „Team Mannheim“, eine Kombi aus MERC- und EKU-Spielern. Beide sahen in Vorrundengruppe B gegen die Schweizer Vertreter Winterthur und Argovia Stars kein Land. Sie konnten sich aber in der Vor- und nochmals in der Platzierungsrunde miteinander messen – mit wechselndem Ergebnis.

Der Freiburger Vorrundengruppe A gehörte neben Bellinzona und Zürich auch der ERC Sonthofen an. Wie üblich hatte der bayerische Vertreter den stimmungsvollsten Tross mitgebracht. Die Elternschar aus Sonthofen bejubelte jede gelungene Aktion ihrer Sprösslinge, auch wenn dem jüngsten und weiblichsten Team des Turniers auf dem Eis nicht viel Glück beschieden war.

Dem EHC Freiburg wies der Spielplan dagegen nacheinander alle vier Schweizer Teams als Gegner zu. Und die Mannschaft von Peter Salmik wuchs mit jeder neuen, hohen Aufgabe noch mehr über sich hinaus! Großen Anteil daran hatten die Goalies Jan Plöger und Marko Uhrig, die phasenweise glänzend hielten.

Schon das Auftaktspiel gegen Bellinzona, das mit 0:3 endete, war aller Ehren wert. Die 14 Tessiner Jungs, von Statur nicht übermächtig, erwiesen sich als veritable Wadenbeißer. Sobald ein Freiburger die Scheibe hatte, hefteten sie sich an seine Fersen und blieben so lange dran, bis einer ihrer Mitspieler hinzukam und dem Freiburger die Scheibe abnahm oder zumindest den EHC-Pass störte. Obwohl ihr diese Art der Gegenwehr nicht behagte, hielt Salmiks Auswahl energisch dagegen und lag bis zur Schlussminute nur 0:2 hinten. Dann nahm Salmik seinen Goalie vom Eis, um vielleicht noch den Anschluss zu schaffen – und Bellinzona erzielte den Empty-Netter zum 0:3.

Ganz anders war die Situation vor dem EHC-Spiel gegen Sonthofen. Um beim Heim-Turnier etwas zu reißen, musste hier ein klarer Freiburger Sieg her. Entsprechend verkrampft begann die Hatz. Erst drei Breakaway-Konter von Milan Klein, jeweils eingeleitet von Julian Brehm, zum 3:1 nach zehn Minuten beruhigten die Gemüter. Danach schraubten die Torschützen Adrian Ernst, Luis Bockstahler (2), erneut Milan Klein, Nils Nagreli, Janne Salonen und Niclas Hempel das Resultat auf 10:1.

Nun musste die Partie gegen Zürich über Gruppenplatz 2 entscheiden, der im Viertelfinale den leichteren Gegner versprach. Ausgerechnet hier spielte Freiburg sein einziges schlafmütziges Drittel des gesamten Turniers. Schnell lag man 0:2 (4. Minute), nach einem Wechselfehler sogar 0:3 (14.) hinten. Doch der neunfache Schweizer Meister hatte nicht das komplette Moskito-Top-Team in den Breisgau delegiert, und so wich der Freiburger Respekt vor dem „Zätt“ zunehmend. Die unermüdlichen Antreiber Milan Klein und Luis Bockstahler, der endgültig zum Leistungsträger aufgestiegen ist, schossen den EHC auf 2:3 heran. Mehrfach lag nun der Ausgleich in der Luft. Doch als Peter Salmik erneut die Goalie-Option zog, fiel das letzte Tor erneut per Empty Net, zum Endstand von 2:4.

Damit war klar, dass der EHC am Sonntagmorgen auf den dritten Schweizer Club treffen würde – die Argovia Stars, die in der Vorrunde fast fehlerfrei aufgespielt und nur drei Gegentore zugelassen hatten. Auf das frühe 1:0 (1. Minute) der Freiburger durch Milan Klein antworteten die Aargauer mit Dauerdruck und reichlich Torschüssen, die Marko Uhrig bis auf einen (4.) alle abwehren konnte. Die ruhige Siegesgewissheit der Gäste erhielt einen Knacks, als Milan Klein wiederum zwei Mal energisch ihre Defensive umkurvte und ins lange Eck einnetzte (14., 18.). Zwar erzielte Aarau noch zwei Treffer, doch der EHC hatte spektakuläre Antworten parat: Luis Bockstahler per One-Timer und Luis Loyal mit einem Kunst-Lupfer aus schwieriger Lage schraubten das Resultat auf 5:3. Diesmal war es nun der EHC in Person von Leonard Glatz, der per Empty-Net-Goal den Deckel draufmachte. 6:3 gegen solch einen bärenstarken Gegner – dieses Erlebnis wurde auf dem Eis und in der Elternschar deutlich über Zimmerlautstärke gefeiert.

Im Halbfinale gegen Winterthur bot sich das gewohnte Bild. Der Gegner hatte mehr Spielanteile, auch bessere Torchancen. Aber die EHC-Defensive um Silas Flamm, Maxim Skrylov, Ben-Luca Müller, Milana Smorka und Cedric Ringenbach warf sich mit Mut und Leidenschaft ins Gefecht. Zudem zeigte ihr Schlussmann Jan Plöger eine Parade nach der anderen. Am schön herausgespielten 0:1 (8.) der Winterthurer war Plöger schuldlos. Vollends zum Tollhaus wurde die Haupttribüne dann, als Milan Klein einen Konter (11.) und Maxim Skrylov einen Schlagschuss (19.) zur 2:1-Führung für Freiburg verwandelten. Rückte da etwa das Finale in Reichweite? Nein, drei Angriffe später dämpfte ein Winterthurer Blue-Liner in die EHC-Maschen die Feierlaune. Und gegen nun erkennbar müde Gastgeber setzten die Gäste kurz vor Schluss die zwei entscheidenden Treffer zum 2:4.

Damit hatten die EHC-Cracks zwar ihren allerersten Endspiel-Einzug verpasst. Für ihre famose Mannschaftsleistung besonders am zweiten Turniertag erhielten sie aber Lob von allen Seiten. Wo sonst Motz und Missgunst nah waren, standen in diesem Team auf einmal alle füreinander ein, gemeinsam wurde gefightet und nach Toren gefeiert, und ganz kurz huschte ein Gedanke ums Rothaus-Stüble: Wie wäre es, wenn mal solch ein Teamgefühl schon am Anfang der Saison da wäre, und nicht erst an ihrem Ende?

Toni Klein

16. Ferenc-Vozar-Turnier, Ergebnisse

Gruppe A
Freiburg – Bellinzona 0:3
Sonthofen – Zürich 0:7
Freiburg – Sonthofen 10:1
Bellinzona – Zürich 5:1
Freiburg – Zürich 2:4
Bellinzona – Sonthofen 18:0
Tabelle: 1. Bellinzona 26:1 Tore/9 Punkte. 2. Zürich 12:7/6. 3. Freiburg 12:8/3. 4. Sonthofen 1:35/0

Gruppe B
Winterthur – Mulhouse 3:2
Argovia Stars – Mannheim 6:1
Winterthur – Argovia Stars 2:1
Mulhouse – Mannheim 1:0
Winterthur – Mannheim 5:0
Mulhouse – Argovia Stars 0:5
Tabelle: 1. Winterthur 10:3/9. 2. Aarau 12:3/6. 3. Mulhouse 3:8/3. 4. Mannheim 1:12/0.

Viertelfinale
Bellinzona – Mannheim 9:1
Zürich – Mulhouse 5:0
Freiburg – Aarau 6:3
Sonthofen – Winterthur 0:12

Halbfinale
Bellinzona – Zürich 3:1
Freiburg – Winterthur 2:4

Finale
Bellinzona – Winterthur 3:2 nach Penaltyschießen

Torschützenliste des Turniers
12 Punkte: Milan Klein (Freiburg/9+3) und Samuele Devittari (Bellinzona/7+5)
10 Punkte: Nicolo Bono (Bellinzona/8+2) und Andri Künzli (Aarau/3+7)
9 Punkte: Niklas Blessing (Aarau/6+3), Joy Bernasconi (Bellinzona/5+4) und Filippo Bernadasci (Bellinzona/3+6)

Skills Competition am Freitag
1. Zürich 27 Punkte, 2. Winterthur 26, 3. Bellinzona 25, 4. Freiburg 24, 5. Aarau 23, 6. Mannheim 13, 7. Sonthofen 11. (Mulhouse nicht anwesend)

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