19.11.2012

Auswärts-Wahnsinn: EHC dreht Partie in letzter Minute zum 6:4

Der ganz normale Wahnsinn! Eine fast schon verloren geglaubte Partie hat der EHC Freiburg am Sonntag bei den Erding Gladiators in der letzten Minute noch gedreht - binnen 22 Sekunden schoss der Aufsteiger drei Tore! Dank dieses neuen Vereinsrekordes verließ der Aufsteiger das Eis schließlich mit 6:4 als Sieger und sorgte für einen denkwürdigen Auswärtserfolg.

Ohne Abwehrroutinier Dennis Meyer (Leistenverletzung) waren die Südbadener erstmals seit über elf Jahren nach Erding gereist, um sich zum zweiten Mal in dieser Saison mit den Gladiators zu messen. Nach einem ausgeglichenen Beginn erspielten sich die Gäste leichte Vorteile, wirkten offensiv zielstrebiger und folglich auch gefährlicher. Das Chancenplus münzte der EHC in der 10. Minute zur Führung um: Einen überragenden Pass von Jeffrey Szwez brachte Nikolas Linsenmaier im Erdinger Kasten unter. Und wenig später kam es für den Aufsteiger noch besser: Tobias Kunz lancierte einen schnellen Gegenstoß, legte auf den linken Flügel zu Martin Jenacek ab und der Tscheche erhöhte per Direktabnahme zum 2:0.

Kamen die Hausherren derweil gefährlich vor das Freiburger Gehäuse, war Christoph Mathis zur Stelle. Ein rundum gutes erstes Drittel, wenn es in der 19. Minute nicht ein Bully in der eigenen Zone gegeben hätte. Erding gewann das Anspiel und Sebastian Gumplinger brachte die Scheibe vor das EHC-Tor. Patrice Duglos war dort sträflichst allein gelassen worden und lenkte unhaltbar für Mathis zum Anschlusstreffer ab. Freiburg benötigte allerdings nicht allzu lange, um den alten Vorsprung wieder herzustellen. Zu Beginn des zweiten Abschnitts agierten die Gäste in doppelter Überzahl und Michael Frank zimmerte die Scheibe zum 3:1 in die Maschen. Soweit ein guter Auftritt in der Fremde, zumal der EHC im Anschluss nur knapp das 4:1 verfehlte.

Erding erhöhte in der Folge jedoch die physische Intensität, das Spiel wurde zunehmend ruppiger und nicklig. Allmählich kauften die Hausherren den Südbadenern den Schneid ab und erhöhten den Druck auf die Defensive der Gäste. Mathis präsentierte sich aber einmal mehr in überragender Form und bewahrte seine Mannschaft vor einem weiteren Gegentor. In der 32. Minute war aber auch er machtlos gewesen, als Ryan Martens zum 3:2 traf. Der Anschlusstreffer der Gladiators hatte sich inzwischen angedeutet, Erding bestimmte nun die Partie und kam immer wieder mit Schwung in die Angriffszone. Die zweite Pause nahte, als es der Freiburger Defensive in der neutralen Zone an der notwendigen Ordnung fehlte: Ein Pass in die Tiefe und schon war Ryan Martens allein vor Mathis aufgetaucht - Ausgleich.

Eine bittere Pille für den EHC, der zu Beginn des letzten Drittels dank einer weiteren, starken Parade von Mathis aber das Remis halten konnte. Weiteres Ungemach drohte ab der 46. Minute. Vier Minuten Unterzahl am Stück, davon am Ende auch noch 92 Sekunden mit zwei Mann weniger - eine heikle Phase für die Freiburger Equipe. Doch der EHC packte an diesem Abend seine Stärke im Penalty Killing aus und arbeitete derart hart wie perfekt, dass man das Erdinger Powerplay ausschalten konnte. Die Partie blieb weiterhin offen und auf beiden Seiten gab es durchaus Chancen für den Führungstreffer. Das Drittelsende nahte, ehe ein kapitaler Fehler im Freiburger Aufbauspiel die Gladiators in Front brachte. Daniel Krzizok nutzte die Gelegenheit und stellte seine Torjägerqualitäten mit dem 4:3 einmal mehr unter Beweis.

Zwei Minuten waren auf der Spieluhr noch verblieben, ein schweres Unterfangen für den Aufsteiger. Doch schon oft bewies die Mannschaft große Moral und ließ auch in Oberbayern nichts unversucht. Der EHC drängte ins gegnerische Drittel und ersetzte Mathis 51 Sekunden vor dem Ende durch einen sechsten Feldspieler. Freiburg machte das Unmögliche möglich: 24 Sekunden vor der Schlusssirene brachte Patrick Vozar die Scheibe im Erdinger Netz unter! Ekstase auf Seiten der Südbadener, die das folgende Bully gleich nutzten und die Hausherren überrumpelten. Steven Billich zog davon, passte auf Jeffrey Szwez und der Deutsch-Kanadier markierte das 5:4! Der ganz normale Wahnsinn - acht Sekunden später, noch 16 Sekunden waren auf der Uhr.

Ob auf der Spielerbank oder im Auswärtsblock unter den 15 EHC-Fans - das südbadische Lager tobte. Die Gladiators nahmen noch ihre Auszeit, doch die Gäste erzielten zwei Sekunden vor der Schlusssirene noch das 6:4. Kapitän Vozar hatte ins leere Tor eingeschoben. In unglaublichen 22 Sekunden hatte Freiburg drei Tore markiert und aus einem 3:4-Rückstand noch einen 6:4-Sieg gemacht. Erding war natürlich niedergeschlagen, während der EHC das Glück erzwungen hatte und sich mit drei Zählern auf den Heimweg machen durfte. In der Oberliga Süd rangiert der Aufsteiger damit weiterhin auf dem dritten Tabellenplatz. Das nächste Heimspiel findet am kommenden Freitag um 20 Uhr gegen den Tabellenzweiten Selb statt.


Am Rande der Bande
Drei Tore binnen 22 Sekunden? Das ist neuer Vereinsrekord! Einst hatte der EHC einmal binnen 33 Sekunden seinem Gegner drei Tore eingeschenkt. Eine Aufholjagd war es damals allerdings nicht, vielmehr erhöhte Freiburg das Ergebnis gegen Kaufbeuren auf 7:1. Zweimal Jacek Plachta und einmal Richard Zemlicka hatten am 13. Oktober 1992 - ebenfalls in der Schlussminute - einen Torrausch für die Südbadener fabriziert.


Aufstellung EHC Freiburg

Tor: Fabian Hönkhaus, Christoph Mathis
Abwehr: Alexander Brückmann, Michael Frank, Lutz Kästle, Toni Klante, Timo Linsenmaier, Jan Nemecek
Sturm: Anton Bauer, Steven Billich, Jonas Falb, Martin Jenacek, Jan Kouba, Tobias Kunz, Nikolas Linsenmaier, Philip Rießle, Mike Soccio, Benjamin Stehle, Jeffrey Szwez, Patrick Vozar

Es fehlten: Dennis Meyer, Robert Peleikis, Enrico Saccomani


Statistik

Erding Gladiators - EHC Freiburg 4:6 (1:2, 2:1, 1:3)

0:1 (09:07) N. Linsenmaier (Szwez, Billich)
0:2 (11:41) Jenacek (Kunz)
1:2 (18:13) Duglos (Gumplinger, Engel)
1:3 (22:25) Falb (Jenacek, Vozar) 5-3
2:3 (31:10) Martens (Krzizok, Peipe)
3:3 (39:31) Martens (Kindl, Borrmann)
4:3 (58:01) Krzizok
4:4 (59:36) Vozar (Szwez, Kunz) 6-5
4:5 (59:44) Szwez (Billich, N. Linsenmaier)
4:6 (59:58) Vozar (Kunz) 5-6

Strafen: Erding 20 - Freiburg 22
Schiedsrichter: Michael Fischer (Hohenfurch)
Zuschauer: 589

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