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22.01.2014

David Danner: "Zweiter Platz – das sagt doch alles"

Rückkehrer David Danner im EHCLive-Interview

Aktuell ist David Danner zum Zuschauen verurteilt – der Verteidiger, erst im Dezember von den Heilbronner Falken zu seinem Heimatverein zurückgekehrt, wurde im Heimspiel gegen Deggendorf beim Blocken eines Schusses unglücklich vom Puck im Gesicht getroffen. Die Diagnose: Kieferbruch, mindestens sechs Wochen Zwangspause. Fürs Stadionmagazin EHClive stand der Defender dennoch Rede & Antwort:

EHC-Live: Passt der Wolfspelz nach den ersten paar Wochen schon?
Danner (grinst): Den hatte ich ja von klein auf an. Nach ein paar Zwischenstationen in der DEL und der Zweiten Liga bin ich gerne wieder hier zu Hause.

EHC-Live: Aber deine Rolle in der Mannschaft hat sich doch im Vergleich zu deiner Zeit als junger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs stark verändert?
Danner: Ja sicher. Jetzt versuche ich natürlich den jungen Spielern zu helfen, ihnen aufgrund meiner Erfahrung Tipps zu geben. Ich finde es wichtig, den Jungs ein gutes Gefühl zu vermitteln.

EHC-Live: Viele Spieler aus dem Nachwuchs müssen hier bereits Verantwortung übernehmen. Welchen Eindruck haben sie bei dir hinterlassen?
Danner: Die machen einen super Job. Zweiter Platz mit so einer jungen Mannschaft – das sagt doch schon alles. Die arbeiten im Training wirklich hart. Wenn man sich anschaut, wie die Scheibe läuft, merkt man, dass sie bereits in der Jugend gemeinsam gespielt haben.

EHC-Live: Dein Wechsel hat hier – es mag ein paar ganz wenige Ausnahmen geben – alle überrascht.
Danner: Das ging mir eigentlich genauso. Am Montag hat sich alles entschieden und am Dienstagabend stand ich beim Training auf dem Eis. Ich hatte den Trainer in Heilbronn bereits vorher informiert, dass es meinem Vater nicht gut geht. Aber das Gespräch mit dem Management, von dem ich die Freigabe bekam, fand erst an dem Montag statt.

EHC-Live: Der ernste Hintergrund deines Wechsels – inwieweit belastet dich das?
Danner: Seit ich hier bin ist die Situation weit weniger belastend für mich. In Heilbronn war es viel schwieriger, weil ich meinem Vater 250 Kilometer entfernt keine Hilfe sein konnte. Jetzt bin ich jeden Tag im Geschäft und unterstütze ihn so gut es geht.

EHC-Live: Das heißt, du hast jetzt einen Fulltimejob im Supermarkt deines Vaters und spielst nebenher Eishockey?
Danner: Ich kann zwar nach einem Auswärtsspiel morgens mal einen Stunde später kommen, aber ansonsten habe ich die ganz normalen Arbeitszeiten und abends schließt sich dann das Training an.

EHC-Live: Bis du bereits in einer geschäftsführenden Position?
Danner: Nein, nein, das noch nicht. Das ist das Ziel. Mein Vater bringt mir gerade die ganzen organisatorischen Arbeiten bei. Regale auffüllen, die Abrechnung erledigen – damit kann ich ihn schon heute entlasten, damit er ein, zwei Stunden früher Feierabend machen kann. Aber von heute auf morgen kann ich nicht das ganze Geschäft übernehmen. Meine Ausbildung habe ich ja mit 16 gemacht und danach nur noch Eishockey gespielt.

EHC-Live: Das aber recht erfolgreich. Im Gegensatz zu den Wölfen bis du nach dem Schnupperjahr in der DEL 2003/2004 auch dort geblieben.
Danner: Ja, richtig. Ich habe zunächst zwei Jahre lang in Augsburg DEL gespielt. Eine tolle Stadt, das erste Mal weg von zu Haus und auch sportlich lief es super: Gleich in der ersten Saison waren wir mit dem Erreichen der Playoffs die erfolgreichste Mannschaft der Vereinsgeschichte. Wir sind dann gleich in der ersten Runde an Berlin gescheitert. Aber die hatten einige NHL-Stars, wie zum Beispiel Olaf Kölzig im Tor, in ihren Reihen. Das war das Lock-out-Jahr…

EHC-Live: Die nordamerikanische Profiliga hatte sich mit ihren Spielern nicht über die Gehälter einigen können und sie nach ihrem Streik ausgeschlossen. Viele ausländische NHL-Spieler konnten dann in ihren Heimatländern ihre Clubs unterstützen. Aber wie ist es für dich in Augsburg weitergegangen?
Danner: Das zweite Jahr war nicht mehr so erfolgreich. Ich hatte damals ja auch einige Spiele mit einer Förderlizenz hier in Freiburg absolviert. Nach der Saison kam dann der Wechsel nach Wolfsburg in die Zweite Liga, die unbedingt in die DEL aufsteigen wollten, was auch auf Anhieb geklappt hat. Die zwei Jahre danach in der DEL mit dem Sieg im Pokal waren eigentlich die erfolgreichsten in meiner Karriere. Ganz anders war es dann in Kassel…

EHC-Live: Was ist da passiert?
Danner: Das Mannschaftsgefüge war sehr wacklig, dann kam die Insolvenz, keiner hat uns gesagt, wie es weitergeht – ein einziges Theater.

EHC-Live: Und dann ging’s wieder hierher zu den Wölfen…
Danner: …wo es sportlich auch nicht so toll lief…

EHC-Live: … es folgte für dich die zweite Insolvenz…
Danner: Willst du jetzt sagen, dass ich Schuld bin? (lacht)

EHC-Live: Nein, wie käme ich dazu. Ich stell hier ja nur die Fragen.
Danner: Nach den zwei „Insolvenz-Jahren“ hatte ich dann eine wirklich schöne Zeit in Heilbronn. Sportlich hat das absolut gepasst.

EHC-Live: Für Nachwuchsspieler ist der Sprung in den Profibereich der Zweiten Liga oder gar der DEL häufig sehr schwierig. Viele klagen, dass sie nur auf der Bank gesessen sind und kommen dann zurück. Bei dir scheint das ganz reibungslos funktioniert zu haben?
Danner: In meinem ersten Zweitligajahr hier bei den Wölfen, bin ich mit 16 Jahren auch nur auf der Bank gesessen. Das gehört dazu, das ist ein normaler Prozess. Auch auf der Bank kann man Erfahrungen sammeln. Man sieht ja nicht nur die eigenen erfahrenen Spieler, sondern auch die der gegnerischen Mannschaft, von denen man sich einiges abschauen kann. Man muss immer weiter an sich arbeiten, sich im Training anbieten, dem Trainer zeigen, dass man will und es kann. Wenn sich dann die Chance bietet, muss man sie packen. Natürlich braucht es auch das Vertrauen des Trainers. Denn als junger Spieler macht man Fehler. Auch das ist vollkommen normal.

EHC-Live: Ihr seid ja insgesamt eine sehr erfolgreiche Eishockey-Familie. Auch dein Bruder Simon spielt in der DEL bei Wolfsburg und hat sogar schon einige Male das Trikot der Nationalmannschaft übergestreift.
Danner: Das wäre sicherlich das ein oder andere Spiel hinzugekommen, wenn er nicht so von Verletzung geplagt worden wäre. Nach einer schweren Gehirnerschütterung ist er ja fast die komplette vergangene Spielzeit ausgefallen.

EHC-Live: Wird er jetzt noch mal angreifen?
Danner: Auf jeden Fall. Sein Ziel ist die Nationalmannschaft. Herb ist natürlich, dass das deutsche Team die Olympiaqualifikation nicht geschafft hat. Aber Olympia wie auch die nächste Weltmeisterschaft kommen für ihn sowieso noch zu früh, er hat ja erst einige Spiele wieder bestritten. Wenn er eine gute Saison spielt, hat er sicherlich Chancen wieder in den Kader zu rutschen.

EHC-Live: Wer, wie du, viele Stationen in seiner Karriere aufzählen kann, hat auch viele Trainer kennengelernt…
Danner: …allein in dieser Saison vier. Zu Beginn wurde in Heilbronn der Trainer gefeuert, dann gab es zunächst für zwei Monate ein Interimslösung bevor dann Igor Pavlov kam.

EHC-Live: Und die Nummer vier ist jetzt Leos Sulak. Was macht ihn aus?
Danner: Er ist ein sehr sachlicher und ruhiger Trainer, der immer bemüht ist, seine Entscheidungen auch zu erklären. Vor allem hinterfragt er sich auch selber. Sehr gut gefällt mir, wie er mit jungen Spielern umgeht, wie er sie fördert. Das ist genau das, was wir hier brauchen.

EHC-Live: Was ist mit diesem Trainer und dieser Mannschaft möglich?
Danner: Möglich ist immer alles. Die Playoffs sollten ja mittlerweile auf jeden Fall drin sein. Mit ein bisschen Glück und dem Heimvorteil als einer der ersten vier Mannschaften, dann können wir jeden schlagen. Mit der Stimmung in der Halle wie in den letzten Heimspielen wird es für jeden Gegner schwer gegen uns.

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