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24.01.2018

So gehen wir mit der aktuellen Situation um

Elf Punkte Rückstand auf den zehnten Platz, acht Niederlagen in den letzten neun Spielen: Der EHC Freiburg macht in der DEL2 gerade eine schwierige Phase durch. Nach außen hin herrscht Ruhe, doch intern wird hart gearbeitet.

Wie ist die aktuelle Situation?
Keine Frage – die Situation ist ernst, dem EHC Freiburg droht der Gang in die Playdown-Runde. Das primäre Saisonziel, der Klassenerhalt, ist zwar weiterhin greifbar. Aber natürlich würden wir es lieber etwas eleganter erreichen und der Abstiegsrunde aus dem Weg gehen. Denn wir wissen: Die Playdowns wären kein Spaziergang. Eine von vier – allesamt durchaus respektablen – Mannschaften muss in die Oberliga, für alle vier ist der Ligenverbleib ist in Gefahr. Diese Gefahr wird in Freiburg weder unterschätzt noch panikartig überbewertet.
 
Wie gehen wir in die nächste Saisonphase?
Kämpferisch! Das primäre Ziel ist, dass unsere Mannschaft sich wieder fängt und Wege findet, auch schwierige Situationen zu überstehen. Wichtig auch: Rein rechnerisch ist der zehnte Rang nicht außer Reichweite; aufgegeben haben wir noch lange nicht! Und wenn es doch auf die Playdowns herauslaufen sollte, müsste das Ziel sein, von einer möglichst guten Ausgangssituation und in einer guten – spielerischen und mentalen – Verfassung in die entscheidende Saisonphase zu gehen.
 
Wird die Situation ausreichend analysiert?
Selbstverständlich. Die Aufarbeitung der Ergebnisse verläuft so, wie es beim EHC Freiburg Tradition hat: seriös, aufrichtig, diskret und hinter verschlossenen Türen! Dadurch dringt nicht so viel nach außen wie etwa bei einem krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten: Der EHC Freiburg ist kein Verein, bei dem interne Gesprächsinhalte an die Medien "durchgesteckt" werden. Also wird nicht viel darüber berichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass nichts passiert. Im Gegenteil: Videoanalysen mit dem Team, Taktik-Besprechungen, Einzelgespräche, ein enger Austausch zwischen Coach und Vorstand, ergebnisoffene Debatten über Handlungsoptionen: All das gehört zum Alltag beim EHC Freiburg. Dass es nicht an die Öffentlichkeit dringt, ist ein Zeichen von Professionalität!
 
Steht ein Trainerwechsel zur Disposition?
Nein. Der EHC Freiburg ist kein Verein, der in einer schwierigen Situation die Nerven verliert. Ruhe und Besonnenheit charakterisieren unsere Arbeitsweise. Der Vorstand ist überzeugt von der Arbeit von Leos Sulak, der in seiner Zeit als EHC-Coach wertvolle Aufbauarbeit geleistet hat und von Erfolg zu Erfolg geeilt ist (2013/14: Erreichen der Aufstiegsrunde, 2014/15: deutscher Oberligameister, 2015/16: Klassenerhalt in der DEL2 als Aufsteiger, 2016/17: Erreichen des Playoffs-Viertelfinals). Die jetzige Saison bringt erstmals (!) seit dem Neubeginn unter einem neuen Vorstand und Beirat im Jahr 2011 einen Rückschritt mit sich. Eine Überraschung? Nein! Für einen Verein wie den EHC Freiburg kann es in dieser starken Liga nicht kontinuierlich aufwärts gehen – manchmal geht es auch darum, Rückschläge zu verkraften!
Daher ist der Vorstand davon überzeugt, dass Leos Sulak die Mannschaft weiterhin erreicht, gut trainiert und taktisch richtig aufstellt, er ist überzeugt, dass Leos Sulak die aktuelle Krise meistern kann und einen Rückschlag abfedern kann. In Freiburg hat es eine gute Tradition, auch in schwierigen Zeiten zum Trainer zu stehen. Sportartübergreifend zeigt sich immer wieder, wie richtig dieser Weg ist – beim EHC Freiburg in der Vergangenheit mit Thomas Dolak ebenso wie beim SC Freiburg mit Volker Finke und aktuell mit Christian Streich. Die derzeitige Situation liefert keinen Grund, die Politik der Ruhe und Besonnenheit über den Haufen zu werfen. Wir müssen in Ruhe arbeiten und gemeinsam kämpfen.

Stehen wir da, wo wir hingehören?
Ja und Nein. Zunächst einmal: Wir gehören in die zweithöchste Liga Deutschlands. Verein, Mannschaft und Fans haben es verdient, Teil der DEL2 zu sein – und wollen es auch bleiben. Darauf richtet sich unser Hauptaugenmerk.
Für einige Aufregung hat indes ein Zeitungsinterview mit Leos Sulak gesorgt, in dem der Trainer zitiert wird mit den Worten: "Wir stehen in der Tabelle da, wo wir hingehören – gemeinsam mit Bad Tölz, Weißwasser und Bayreuth." Die Aussage wird zum Teil falsch ausgelegt. Sie bedeutet selbstverständlich nicht, dass sich Trainer, Team und Vorstand mit einem Platz in den Playdowns zufrieden geben. Was unser Trainer vielmehr zum Ausdruck bringen wollte: Die Tabelle der DEL2 spiegelt Jahr für Jahr wider, welche finanziellen Mitteln den einzelnen Clubs zur Verfügung stehen – die Vereine mit großem Etat stehen ganz oben, jene mit mittlerem Etat in der Tabellenmitte und jene mit kleinem Etat weit unten. Und in der Tat zählt das Budget, mit dem sich der EHC in der DEL2 durchsetzen muss, zu den geringsten der Liga.
Gleichzeitig wissen wir aber auch: In jedem Jahr gibt es Ausreißer nach oben und unten. Die einen Vereine bleiben unter ihren Möglichkeiten, die anderen spielen eine Überraschungssaison und schlagen Favoriten ein Schnippchen. So ein herausragendes Jahr war für den EHC Freiburg die Saison 2016/17. Da haben wir den siebten Platz ergattert und in den Pre-Playoffs sogar die etatmäßige Spitzenmannschaft aus Ravensburg geschlagen. Das war sensationell. Es war aber auch klar: So einfach zu wiederholen ist ein solcher Coup nicht.
 
Gehen die Kritiker fair mit Leos Sulak um?
Nicht alle. Sachliche Kritik ist – das betonen wir immer wieder – sowohl in der digitalen Welt als auch im "echten Leben" erlaubt und sogar willkommen: Sie kommt ja zumeist von leidenschaftlichen Fans, die sich Sorgen um den EHC Freiburg machen und bei jeder Niederlage mit dem Verein mitleiden. Sie haben das Recht, Kritik zu üben.
Keine Berechtigung gibt es aber für Versuche, einen Menschen zu diskreditieren. Von manchen Hetzern wird alles, was Leos Sulak sagt und tut, in polemischer Weise angegangen. So wurde unser Coach auf Facebook etwa für seine Sitzposition (!) beim Fantalk attackiert, so haben angebliche "Fans" ihn öffentlich als "feige Sau" oder "Vollpfosten" bezeichnet. Auf ein solches Niveau darf kein EHC-Anhänger sinken. Beleidigungen und Hetze sind KEINE Kritik.

Was brauchen wir jetzt?
Zusammenhalt. Das leben wir intern vor. Team, Trainer, Betreuer, Vorstand, Mitarbeiter, Helfer, Umfeld – wir halten zusammen. Ausgrenzung ist ein Killer, Geschlossenheit rockt. Deshalb stellen wir uns vor unsere Spieler und auch vor den Trainer. Fehler und Probleme werden intern angesprochen, nicht in der Öffentlichkeit. Wir brauchen jeden einzelnen, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen: Alle Spieler, den Trainerstab, Betreuer und Physios, ehrenamtliche Mitstreiter, das ganze Team hinter dem Team, wir alle stehen zusammen und treten füreinander ein. Wir wissen, dass uns auch die große Mehrheit der Fans den Rücken stärkt und zu uns steht, auch wenn die Resultate zuletzt nicht gestimmt haben.

Und eine Bitte hätten wir noch...
Der EHC Freiburg darf nicht der einzige Eishockeyverein der Welt sein, bei dem die Fans einen Trainer dafür kritisieren, dass er bei einem Rückstand den Torhüter herausnimmt und durch einen sechsten Feldspieler ersetzt. Dieser Schachzug ist in jeder Eishockeyliga der Welt gang und gäbe; es ist sogar die Pflicht eines Coaches, sich gegen eine Niederlage zu stemmen! Zwar endet der Versuch – überall, bei jedem Verein, bei jedem Trainer – allzu oft mit einem Empty-Net-Goal des Gegners. Aber manchmal wird der Mut auch belohnt und es folgt der Ausgleich. Das ist dem EHC Freiburg schon oft gelungen, auch in dieser Saison. In so einer Situation murren, schimpfen oder pfeifen – das tun nur Laien, die diesen Sport nicht verstehen. Der EHC Freiburg hat zum Glück ein fachkundiges Publikum. Bitte erklärt es also auch euren Nebenleuten in der altehrwürdigen Franz-Siegel-Halle – die übrigens schon viel wüstere Stürme überstanden hat als unsere aktuelle Ergebniskrise. Danke.


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