141015 Erding
24.10.2014

Philip Rießle im Interview mit ehc::live

Einen Tag nach dem Topspiel gegen Selb und einen Tag vor dem Gastspiel beim Tabellenersten regensburg sprach der Freiburger Kapitän mit ehc::live über das Match gegen den Mitfavoriten und unterstrich dabei, dass Stillstand zugleich Rückstand ist.

ehc::live: Habt ihr heute Nacht schlecht von Marko Suvelo geträumt?

Rießle: Nein, ich glaube nicht. Wir wissen, dass er ein super Torhüter ist und zu den besten in der Oberliga zählt. Schlussendlich müssen wir uns ein bisschen an unsere eigene Nase fassen, weil wir unsere vielen Chancen nicht verwertet haben. Wenn der gegnerische Torhüter dann noch einen Sahnetag erwischt, kommt natürlich alles zusammen.

ehc::live: War es durch den Ausgleich kurz vor Schluss eher ein gewonnener Punkt, oder bleibt als Fazit, dass angesichts des Chancenverhältnisses mehr hätte drin sein müssen?

Rießle: Wenn man den ganzen Spielverlauf betrachtet, hätte sich Selb auch nicht beklagen können, wenn wir gewonnen hätten, eventuell auch mit drei Punkten. Da gehört natürlich einiges dazu, eben auch dass man die Chancen verwertet. Nichtsdestotrotz war es ein super Spiel, von beiden Seiten sehr intensiv geführt. Durch den Ausgleich kurz vor Schluss haben wir insofern noch einen Punkt gewonnen, hätten aber gerne noch den Zusatzpunkt mitgenommen, zumal wir in der Verlängerung noch genügend Möglichkeiten hatten. Im Powerplay hat es gegen Selb keinen Treffer gegeben. Da wird schnell geurteilt: Das Powerplay ist schlecht. Man konnte aber den Eindruck gewinnen, dass Selb euch das Leben ganz schön schwer gemacht hat. Selb hat momentan mit die beste Unterzahl in der Liga, sie spielen das echt gut. Was wir allerdings lernen müssen: Wenn wir merken, dass das Powerplay nicht funktioniert, müssen wir versuchen, es einfach zu halten. Dass wir nicht den perfekten Pass oder das perfekte Tor wollen, sondern dass wir ganz einfach spielen, jeden Puck aufs Tor bringen und mit zwei, drei Leuten davor versuchen, den Puck reinzuarbeiten. Da müssen wir wieder hinkommen und wenn das funktioniert, kommt automatisch wieder das spielerische hinzu und dann wird das Powerplay auch wieder besser funktionieren.

ehc::live: Ist es eine spezielle Freiburger Angewohnheit, den Puck partout ins Tor spielen zu wollen, anstatt auch mal ein  unschönes, dreckiges Tor zu nehmen?

Rießle: Wir haben schon sehr viele technisch extrem starke Spieler in der Mannschaft. Da ist es selbstverständlich, dass man versuchtdas auszunutzen. Aber wie gesagt müssen wir auch lernen, wenn mal nicht das technische, super schön herausgespielte Tor funktioniert, dass wir da härter arbeiten, auch in Überzahl. Daran müssen wir im Training arbeiten und es schon morgen in Regensburg umsetzen können.

ehc::live: Du hast bereits die Intensität im Duell gegen Selb angesprochen. Ab dem zweiten Drittel wurde es ruppig und teilweise nicklig. Liegt das an der speziellen Konstellation, als man sich letztes Jahr immer in Spitzenspielen gegenüberstand?

Rießle: Mit Sicherheit hat sich noch ein bisschen was aus der letzten Saison angestaut, gerade auch in der Aufstiegsrunde, wo es auch immer recht hart zur Sache ging. Aber das ist Eishockey und das gehört dazu. Gerade wenn sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen und es ein super Spiel ist, dann wird es eben mal intensiv. Das haben wir gestern erlebt. Von der Intensität ging die Partie schon eher in Richtung Playoffs, auch angesichts der wenigen Treffer auf beiden Seiten. Alles in allem gehört es dazu, dass man mal etwas Härte zeigt und Nickligkeiten dabei sind. Da wollen wir uns auch nicht beschweren. Ich fand, dass alles in Ordnung war.

ehc::live: Euer Strafenkonto ist dabei auch wieder etwas angewachsen. Leos Sulak hatte nach dem letzten Heimspiel gegen Deggendorf gesagt, dass ihr das reduzieren wollt. Gibt es eine Erklärung, warum ihr momentan diese Wertung in der Liga anführt?

Rießle: Wir wollen schon eine gewisse Aggressivität aufs Eis bringen, wir müssen allerdings lernen, dass diese im Rahmen bleibt. Wir bekommen auch viele Zehn-Minuten-Strafen, teilweise berechtigt, teilweise unberechtigt. Aber da müssen wir uns einfach besser imGriff haben und an der Disziplin arbeiten, so dass wir zwar hartes Eishockey spielen, jedoch im Rahmen des Erlaubten. Wir haben gestern eine gute Unterzahl gespielt, aber im Laufe der Saison tut es natürlich schon weh, wenn man so viele Unterzahlsituationen zu überstehen hat.

ehc::live: Habt ihr das Gefühl, dass ihr dieses Jahr auf dem Eis auch etwas mehr gejagt werdet, die Gegner noch einen Tick härter rangehen?

Rießle: Das kann sicherlich sein, jeder will sich gegen uns beweisen und zeigen, dass sie gegen uns gewinnen können. Letztes Jahr sind wir sozusagen ohne Vorschusslorbeeren in die Saison gegangen, dieses Jahr erwartet jeder von uns, dass wir oben mitspielen. Dementsprechend möchten uns die Gegner ein Bein stellen und demonstrieren, dass es nicht so einfach wird. Das wissen wir aber auch. Wir müssen in jedem Spiel 100 Prozent geben, sonst wird man in der Liga keine Spiele gewinnen. Das hat sich in den ersten fünf Spieltagen schon gezeigt.

ehc::live: Verspürt ihr von außen in dieser Saison auch einen besonderen Druck, ganz vorne dabei sein zu müssen?

Rießle: Wir als Sportler wollen natürlich auch immer den nächsten Schritt gehen. Schlussendlich ist aber wichtig, was innerhalb der Mannschaft passiert. Nach fünf Spieltagen lassen wir uns da auch keinen Druck auferlegen. Wir schauen, dass wir unser Spiel spielen und wir wissen, dass wir uns jeden Tag verbessern können und müssen. Wichtig ist, dass wir im Team an einem Strang ziehen und wissen, worauf es ankommt, ein gemeinsames Ziel verfolgen.

ehc::live: Stichwort verbessern: Was läuft nach den ersten Spielen besonders gut, wo ist noch Luft nach oben?

Rießle: Es gibt immer Dinge, die wir verbessern können. So wie gestern müssen wir uns in Überzahl wieder verbessern, das Powerplay lief in den ersten zwei, drei Spielen richtig gut. Jetzt haben wir vielleicht gerade einen leichten Durchhänger, aber da kommen wir wieder raus. Dafür läuft momentan das Penalty Killing ganz okay, aber auch hier müssen wir uns immer weiter verbessern. Dass wir noch härter arbeiten, dass wir uns in der Rückwärtsbewegung besser absprechen und kommunizieren, auch im eigenen Drittel. Da gab es gegen Selb ein, zwei Situationen, wo die Zuordnung nicht gestimmt hat. Von daher gibt es eigentlich immer Verbesserungspotenzial.

ehc::live: Nun steht die Partie in Regensburg an. Nachdem es beim EVR letztes Jahr nicht ganz so optimal lief, stehen sie derzeit ganz vorne. Wisst ihr, was an der Donau auf euch zukommt oder ist es gerade am Anfang der Saison dann auch ein klein wenig eine Reise ins Unbekannte?

Rießle: Dadurch dass Regensburg momentan Tabellenführer ist, liest man derzeit auch ziemlich viel über sie. Sie haben vier der ersten fünf Spiele gewonnen, sie sind richtig gut drauf und haben momentan mit der ersten Reihe auch die Top-Reihe in der Liga. Da müssen wir natürlich aufpassen und defensiv gut stehen. Wenn wir unser Spiel spielen, dann wird es mit Sicherheit wie gestern wieder ein gutes Spiel werden und dann hoffen wir, dass wir die Punkte aus Regensburg mitnehmen können. Gerade auswärts müssen wir dafür defensiv gut stehen und nach vorne haben wir das Potenzial, um das ein oder andere Tor zu schießen.

INTERVIEW: MATTHIAS KONZOK

Und in der aktuellen Ausgabe leset ihr - das große live-Interview mit Marc Wittfoth.

Erwerben könnt ihr das Freiburger Stadionmagazin am Spieltag oder nach Spielbeginn auch als Download über unseren Online-Fanshop.

Weitere Informationen findet ihr unter: Stadionmagazin.

Zurück