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13.01.2015

Petr Haluza im Interview mit dem ehc::live

In vier Spielen sollte Petr Haluza beweisen, dass er das Zeug zu einem echten Leitwolf besitzt. In kürzester Zeit hat der Tscheche die Verantwortlichen überzeugt und die Herzen der Fans erobert. Der ehrgeizige 31-Jährige hat allerdings auch nicht einfach alles dem Zufall überlassen. Vor seinem Engagement im Breisgau hat er sich informiert, ob es sich bei den Wölfen um ein Team handelt, das halt so rumspielt, oder eine Mannschaft mit echtem Sieges- und Aufstiegswillen, wie er EHC-Live verraten hat.

EHC-Live: Bist du schon in Freiburg angekommen?

Haluza: Ich glaube schon. Aber ich muss zugeben, dass ich noch gar nicht soviel gesehen habe. Die Zeit bisher war einfach zu kurz. Nach meinem Einstieg folgte ja fast schon Weihnachten. Da bin ichnach Hause gefahren. Es ist einfach gut die schönste Zeit des Jahres in der Familie zu verbringen.

EHC-Live: Und Silvester?

Haluza: Da wir beim Jahreswechsel nur einen trainingsfreien Tag hatten, bin ich in Freiburg geblieben und habe hier gefeiert. Nichts Großes, nur ein gemütliches Beisammensein mit Essen…

EHC-Live: Wer war dabei?

Haluza: Milos Vavrusa, Jannik Herm, Jan Melichar – also die anderen Spieler, die aus Tschechien stammen.

EHC-Live: Waren die drei auch ein Grund für dich, zu den Wölfen zu wechseln?

Haluza: Der große Vorteil ist auf jeden Fall, dass sie mir helfen, mich hier einzuleben, oder – wenn mein Deutsch für ein Interview noch nicht ausreicht – Jannik für mich übersetzt, wie jetzt gerade.

EHC-Live: Wie wurde denn der dann doch recht schnelle Wechsel nach Freiburg eingefädelt?

Haluza: Der erste Anruf kam von „Vavra“ (Milos Vavrusa, d.Red.). Einen Anruf von Leos Sulak und einige persönliche Gespräche später, stand für mich fest, dass ich mir diese neue Aufgabe vorstellen kann.

EHC-Live: Es ist mir zugetragen worden, du hättest dich erkundigt, ob die Mannschaft auch wirklich aufsteigen will. Stimmt das?

Haluza: Ja sicher. Ich wollte nicht zu einer Mannschaft, die so ein bisschen rumspielt, sondern zu einer, die auch ein echtes Ziel verfolgt, wie eben den Aufstieg in die Zweite Liga.

EHC-Live: Ein Ziel ausrufen, kann ja jeder. Was hat dich bei der Antwort überzeugt?

Haluza: Das ist schwierig zu sagen. Ich habe vor allem in den vier „Testspielen“ erlebt, dass es sich nicht nur um eine normale Mannschaft handelt, sondern eine mit echtem Sieges- und Aufstiegswillen.

EHC-Live: Die offizielle Ansage war ja, dass du zunächst für vier Spiele zu den Wölfen kommst, und erst anschließend über eine längerfristige Verpflichtung entschieden wird. Ist das nicht ein immenser Druck, der da auf einem lastet?

Haluza: Natürlich ist so eine Situation nicht einfach. Vier Spiele sind nicht viel Zeit, vor allem wenn man die Art und Weise, wie die neue Mannschaft spielt, nicht kennt. Aber es hat ja geklappt und im Nachhinein bin ich froh und zufrieden, dass ich es so gemacht habe.

EHC-Live: Beim Blick in deine Eishockey-Karriere fällt auf, dass du zunächst lange in der dritten und dann in der zweiten tschechischen Liga gespielt hast. Zwischendurch gab es immer einige wenige Spiele in der Extraliga oder in der höchsten slowakischen oder zuletzt polnischen Liga…

Haluza: Ich habe nie eine echte Chance bekommen, Fuß zu fassen in der Extraliga. Und seit drei Jahren gibt es eine neue Regelung, dass fünf junge Spieler – aktuell müssen sie Jahrgang 1994/95 oder jünger sein – in den Extraliga-Teams spielen müssen. Die Folge: Die ersten drei Reihen sind absolutes Topniveau und die vierte Reihe besteht aus fünf ganz jungen Spielern. Da ist es für mich als älterer Spieler und klassischer Kandidat für die dritte Reihe in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, in eine Extraliga-Mannschaft reinzukommen.

EHC-Live: Das hört sich ein bisschen so an, wie die Klage deutscher Spieler, dass sie in der DEL keine Chance habe, sich gegen die vielen guten Spieler aus dem Ausland durchzusetzen…

Haluza: …nur, dass es in der tschechischen Extraliga so gut wie keine Ausländer gibt – abgesehen vielleicht von ein oder zwei Slowaken. Es gibt viele tschechische Spieler, die von NHL-Vereinen gedraftet wurden, an der ganz großen Karriere geschnuppert haben, aber dann zurückgekommen sind. Das sind absolute Topspieler, mit denen dann die ersten beiden Reihen bestückt werden.

EHC-Live: Hier in der Oberliga gibt es immer wieder auch Spieler aus der tschechischen Extraliga, denen es ausgesprochen schwer fällt, sich durchzusetzen…

Haluza (grinst): Das zeigt vielleicht, dass ich auch das Zeug hätte für die Extraliga.

EHC-Live: Wie ist eigentlich diese unglaublich große Zahl von herausragenden Spielern in Tschechien zu erklären? Spielen bei euch alle Eishockey?

Haluza: Nein bei weitem nicht. Ich selber habe mit sechs Jahren zunächst mit dem Schlittschuhlaufen angefangen und dann mit dem Eishockey. Von all denen, mit denen ich angefangen habe, spielen heute nur noch zwei. Es ist also nicht so, dass jeder, der bei uns zum Schläger greift, auch zum Eishockey-Crack wird.

EHC-Live: Auch in Deutschland gibt es Kinder, die früh mit dem Eishockey beginnen. Aber bei tschechischen Spielern sieht es doch immer ein bisschen mehr nach Eishockey-Kunst aus. Woran liegt’s?

Haluza: Das liegt am besseren, spielerischer ausgerichteten System. Bei uns ist Eishockey zuerst auch eine Kopfsache. Es geht uns nicht zuerst um ein gradliniges Spiel, sondern ums Denken, Kombinieren, Passen. Das lernt man am besten von Jugend an. Da ist die Arbeit gerade mit den kleinen Kindern sicher noch deutlich besser als in Deutschland.

EHC-Live: Jetzt bist du hier. Was war die größte Umstellung?

Haluza: Dass man erst nachmittags trainiert (lacht).

EHC-Live: Du spielst mit zwei Freiburger Eigengewächsen, Tobias Kunz und dem jungen Nikolas Linsenmeier, in einer Reihe. Bleibt da für dich doch nur die Rolle des „alten Leitwolfs“?

Haluza: Da bleibt mit 31 Jahren wohl keine andere Wahl. Spaß beiseite. Die beiden haben mich toll aufgenommen. Wir verstehen uns schon richtig gut auf und neben dem Eis.

EHC-Live: Kannst du dir also vorstellen, länger hier zu bleiben?

Haluza: Ich würde gerne hier weiter spielen, weil es mir sehr gut gefällt. Es kommen viele Fans zu den Spielen, mit der Mannschaft passt es. Tschechien ist sicherlich noch meine Heimat. Aber ich könnte es mir vorstellen, hier auch zu leben.

Die komplette Ausgabe zum Spiel gegen Sonthofen gibt es unter Stadionmagazin.

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