Esslinger Karlin
29.02.2016

Vorstandsduo im Interview: "Hauptsache wir bleiben drin"

EHC-Vorsitzender Werner Karlin und sein Stellvertreter Marc Esslinger im Interview.

Seit 15 Jahren gehört Werner Karlin (Foto re.) dem Vorstand des EHC an. Im September 2011 übernahm er den Posten an der Spitze des Vereins. Seit drei Jahren steht ihm Marc Esslinger (li.) beim Neuaufbau des Freiburger Eishockeys zur Seite. Mit begeisterndem Offensivspiel fuhr der „neue“ EHC seit 2011 regelmäßig hohe Siege ein und kehrte in die ersehnte Beletage zurück. Nun endet die Hauptrunde unserer ersten DEL2-Saison – Zeit für eine Zwischenbilanz vor den Playdowns.

ehc::live: Vor dem 50. Saisonspiel, der heutigen Partie gegen Dresden, haben wir 52 Punkte auf dem Konto. Wie zufrieden seid Ihr bisher mit der Saison?

Werner Karlin: Ziemlich sehr zufrieden. Wir sind mit drei Erwartungen gestartet. Dass sich unsere Mannschaft, in der viele Spieler die Zweite Liga noch gar nicht kannten, aus der Oberliga heraus entwickelt. Dass wir als Aufsteiger nicht sofort das höchste Niveau in der DEL2 erreichen. Dass wir uns aber mit Geduld und harter Arbeit stabilisieren können. Alle drei Erwartungen wurden erfüllt.

ehc::live:Was ist die positive Überraschung dieser Spielzeit?

Marc Esslinger: Zuallererst unser Publikum. Dass wir als Dreizehnter der Tabelle die neuntbeste Zuschauerzahl erreicht haben, ist phänomenal. Großartig ist auch der Zuspruch unserer Sponsoren. Und vor der Saison konnten wir nicht davon ausgehen, dass wir in dieser Liga außer Rosenheim jede Mannschaft mindestens einmal schlagen würden, sogar das Spitzen-Duo.

ehc::live: Und was lief bisher nicht so gut?

Karlin: Ich muss mich wirklich anstrengen, da was zu finden. Sicher haben wir unter dem Strich einige Punkte verschenkt, aber das ist ja Teil des Sports. Das macht ihn erst richtig interessant – dass niemand 52 Spiele lang das Glück auf seiner Seite hat.

Esslinger: Zu den positiven Aspekten möchte ich noch was ergänzen. Abgesehen vom Kreuzband-Drama von Chris Billich sind wir bisher fast ohne größere Verletzungen ausgekommen, und das als Aufsteiger in solch einer physisch geprägten Liga. Da macht sich bezahlt, dass unser Trainer Leos Sulak viel Wert auf Fitness legt und die Mannschaft unter Jan Melichar sehr früh und intensiv mit der Vorbereitung begonnen hat. Aber klar: Glück gehört natürlich auch hier dazu.

ehc::live: Bald gehen die Playdowns los. Nennt mir bitte drei Gründe, warum der EHC am Ende nicht absteigt.

Karlin: Weil die Zuschauer hinter der Mannschaft stehen. Weil es eine gewachsene Mannschaft ist, die sich super entwickelt hat. Und weil unsere Spieler zum Großteil hier aufgewachsen sind und sich möglicherweise mehr mit ihrem Standort identifizieren als manche Gegner.

ehc::live: Täuscht der Eindruck, oder schließt der EHC sein erstes DEL2-Jahr deutlich im Plus ab?

Esslinger: Wir sind dank der Publikumsresonanz über dem Kalkül, das stimmt. Aber so ein Etat lebt ja, der ist kein starres Gebilde, das im Sommer aufgestellt wird und im nächsten Frühjahr noch genauso aussieht. Während der Saison haben wir ihn mit Augenmaß nachjustiert, wir haben Jonathan Boutin fürs Tor und Ondrej Svanhal für den Sturm nachverpflichtet. Freilich sind wir sehr darauf bedacht, finanziell konservativ zu agieren.

ehc::live: Die Oberliga war aufwändig, aber die DEL2 ist nochmals eine andere Hausmarke. Könnt Ihr beziffern, wie viel Zeit Ihr als ehrenamtliche Vorstände des EHC seit dem Aufstieg in den Verein investiert habt?

Karlin: Das müssten 15 bis 20 Stunden pro Woche sein. In manchen Wochen waren es vielleicht auch nur 10 Stunden. Aber zum Glück bleibt nicht alles an uns hängen. Unser Beirat mit Frank und Silke Weiß, Maik Frantsche und Karl Heidegger steckt genauso viel Zeit und Energie rein. Da sagt keiner, dass er jetzt wegen Omas Geburtstag seine Aufgaben nicht erledigen kann.

ehc::live: Und warum macht man das zusätzlich zum Full-Time-Job noch 15 bis 20 Stunden Eishockey für umme?

Esslinger: Weil dies mein Verein ist. Ich bin schon als Student zu den Spielen gegangen, hab dann bei der Stadionzeitung mitgemacht, war immer so halbnah dran, hatte oft Ideen, was ich vielleicht besser machen würde. Und dann haben mich eines Tages die Jungs gefragt, ob ich selber Verantwortung übernehmen wollte. Da sagst Du nicht Nein.

Karlin: Und ich hatte, als 2011 der alte Vorstand auseinanderging, das Gefühl, das jemand gebraucht wurde, der schon ein bisschen Erfahrung in der Vorstandsarbeit gesammelt hatte. Die Crew, die damals den EHC nach dem Lizenzentzug übernommen hat, war ja hochmotiviert …

Esslinger: … aber bis auf Werner auch ziemlich grün hinter den Ohren, wenn wir ehrlich sind. Wie auf dem Eis braucht es auch erfahrene Kräfte neben dem Eis.

ehc::live: Stichwort Ehrlichkeit: Jeder weiß, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Aber wie stellt Ihr Euch den Verlauf der Playdowns vor?

Karlin: Der Verlauf ist uns völlig egal, solange am Ende das Ergebnis lautet: Der EHC bleibt in der DEL2. Auf welchem Weg wir dorthin kommen, kann man vorher sowieso nicht sagen. Jetzt kommt die Phase, wo Du jedes einzelne Spiel gewinnen kannst. Oder verlieren, wenn zu viele Kleinigkeiten schief laufen.

Esslinger: Ich halte es für fatal, vorab Wünsche zu kommunizieren. Wir sind doch nicht blöd und machen lautstarke Ansagen, die sich der Gegner nachher als Motivationshilfe an die Kabinentüre pinnt.

ehc::live: Auswärts hat der EHC in diesem Jahr häufiger gewonnen als daheim. Wäre das eine gute Idee: Auf der Zielgeraden dem Gegner in den Playdowns das erste Heimrecht zu überlassen?

Esslinger: Wir betreiben Sport, wir wollen gewinnen, da wird nicht getrickst. Die Unterstützung durch das Heimpublikum halte ich immer für einen wichtigen Punkt.

Karlin: Auch ich könnte mich nach so vielen Jahren im Eishockey nicht festlegen, ob das Heimrecht am Saisonende ein Vorteil ist oder ein Nachteil. Wenn ich mir aber unsere Aufstiegsserie 2015 gegen Duisburg anschaue, mit dem 1:0 im fünften Spiel – da war es bestimmt kein Fehler, dass dieses Spiel in Freiburg stattfand.

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