Jannik Herm
07.10.2015

"Die letzte Minute war die schlimmste überhaupt!"

Jannik Herm ist aus der Freiburer DEL2-Equipe kaum mehr wegzudenken und erweckt den Anschein, als wäre er schon immer im Breisgau gewesen - dabei ist der gebürtige Karlsruher mit tschechischen Wurzeln erst seit Anfang 2014 beim EHC. Das Interview mit unserer Nummer 41 beginnt mit einem Rückblick auf magische Momente - aufs Playoff-Finale, die Oberligameisterschaft und den Aufstieg in die DEL2.

ehc::live: Jannik, wie hast du die letzten Minuten des Endspiels erlebt?
Jannik Herm: Also die Letzte Minute– das war die schlimmste Minute überhaupt!! (Pause. Holt tiefLuft) Als ich vom Eis bin, nach einem letzten Wechsel, da waren noch eine Minute zehn auf der Uhr. Ich bin raus auf die Bank, und habe auf den Boden geschaut. Ich wollte nur noch, dass das Spiel endlich rum ist. Dass wir kein Tor mehr bekommen. Meine Nerven lagen blank. Ich konnte nicht mehr aufs Eis schauen!

ehc::live: … und dann kann die Schlusssirene. Das Spiel war zu Ende, 1:0, Freiburg war Oberligameister. Der Aufstieg in die DEL 2 war perfekt. Was war das für ein Gefühl?
Jannik Herm: Oh… das war sehr schön! Das war Gänsehaut pur! Ich habe mir danach noch oft die Videos vom Finale und der Aufstiegsfeier angesehen… Das war unbeschreiblich. dieses Gefühl, das war einfach der Wahnsinn! Als alle aufs Eis gestürmt sind, und gefeiert haben, Spieler, Fans…

ehc::live: Playoffs sind immer etwas Besonderes. Aber die letzten Playoffs...
Jannik Herm: Ja, diese Playoffs -die waren ganz anders! Anders als die Spiele während der Saison, klar, aber auch anders als die Playoffs davor. Eben etwas ganz besonderes. Ich denke gerne daran zurück, das war eine sehr schöne Zeit. Die Atmosphäre im Stadion war sensationell. Daheim natürlich, aber auch auswärts- einfach super! Es sind so viele Fans mitgereist, die Stimmung gemacht haben und uns angefeuert haben. Das hat unheimlich viel Kraft gegeben. Der Aufstieg in dieser Saison war doppelt schön, nachdem wir letzte Saison so nah dran waren und ihn dann knapp verpasst haben. Das kam jetzt genau richtig!

ehc::live: Und das Finale gegen Duisburg aus deiner Sicht?
Jannik Herm: Also gegen Duisburg - das war so ein Unterschied! (Grinst schelmisch) Die hatten ja DEL- Niveau: sind da im Anzug angekommen, die Betreuer haben denen die Sachen ausgepackt, dann sind die zum Finale auch noch eingeflogen worden, einen Tag vorher ins Hotel und alles. Und wir mit dem Manni… (lacht)

ehc::live: Ja. Und jetzt ist Freiburg auf DEL2 Niveau. Wie sah deine Sommervorbereitung aus?
Jannik Herm: Ich habe noch intensiver trainiert…

ehc::live: Noch intensiver? Geht das überhaupt? Du bereitest dich doch sowieso immer sehr intensiv auf die Saison vor…
Jannik Herm: Ja, diesmal habe ich noch eins draufgesetzt. Ich habe noch härter trainiert als vorher, in allen Bereichen: Kondition, Kraftausdauer, Schnelligkeit… wir haben das Training noch mal angepasst und optimiert.

ehc::live: Wir..?
Jannik Herm: ja, ich habe wie immer die Sommerpause in Pilsen verbracht, bei meiner Familie. Dort habe ich mich zusammen mit meinem Trainer Radek Seman auf die Saison vorbereitet. Neu war diesmal, dass ich auch Boxtraining in die Vorbereitung integriert habe.

ehc::live: Boxtraining? Du bist doch auf dem Eis eigentlich ganz friedlich und gehst Kämpfen eher aus dem Weg?
Jannik Herm, lacht: Ja, das stimmt schon. Wenns sein muss, kann ich mich auch boxen, aber ich lege es nicht drauf an. Ich bin kein Fighter, ich bin lieber auf dem Eis als auf der Strafbank.

ehc::live: Dein letzter Fight – das war bei den Playoffs vorletzte Saisongegen Frankfurt?
Jannik Herm: Ja, ich glaube. MeinTrainer hat mir auch einige Moves gezeigt, aber jetzt ging es vor allem um die Kondition und auch darum, wie man einen Gegner abwehren kann. Ich habe Intervalltraining gemacht, immer eine Minute…

ehc::live: So ähnlich wie die Wechsel beim Hockey…?
Jannik Herm: Naja, man kann das eigentlich nicht vergleichen. Das Boxen ist schon ganz anders. Du beanspruchst ganz andere Muskelgruppen: Wir Hockeyspieler haben ja gar keine Waden (lacht) und das Boxen geht total auf die Waden..

ehc::live: Jannik, du hast mit den Bietigheim und den Lausitzer Füchsen schon in der 2. Liga gespielt…Was ist da anders als in der Oberliga – mal abgesehen davon, dass einige Auswärtsfahrten weiter werden?
Jannik Herm (lacht): Ja, die Auswärtsfahrten. Naja, die Spiele sind insgesamt schneller. Das Powerplay ist eine Stufe höher. Wir müssen in erster Linie sehr gute Defensivarbeit machen, unnötige Fehler vermeiden. Überzahlsituationen zu erarbeiten, und dann – unsere Chancen auch im Powerplay nutzen. In der DEL 2 sind die Spiele physischer: es wird mehr auf Körper gespielt, die Zweikämpfe sind härter.

ehc::live: Jannik, du beherrschst Tschechisch und Deutsch. Bist du jetzt auf und neben dem Eis oft als Dolmetscher gefragt – oder ist das Training jetzt dreisprachig Deutsch-Tschechisch-Finnisch? ;-)
Jannik Herm: Ja, das kommt schon vor, dass ich helfen muss. Manche neuen Spieler können noch nicht so gut Deutsch. Das Training ist nach wie vor auf Deutsch, aber manchmal übersetzen wir für Iivo auf englisch oder eben auf tschechisch zum Beispiel für Adam. David kann ja auch gut Englisch, und - wir kommen schon zurecht. Die verschiedenen Sprachen sind kein Problem.

ehc::live: Bei euch in der Kabine, welche Sprachen würden wir da hören - außer badisch?
Jannik Herm: Deutsch und auch Tschechisch, aber seit dieser Saison auch mehr Englisch.

ehc::live: Und wie sieht das Saisonziel mit eurer internationalen Equipe aus?

Jannik Herm: Wir denken von Spiel zu Spiel. Versuchen, so viele Punkte wie möglich zu holen und kämpfen in der DEL2 um den Klassenerhalt.

ehc::live: Jannik, vielen Dank für das Interview. Hast du zum Abschluss noch einen Tip für unsere Teilnehmer der Eishockey-Kulturreise, die in diesem Jahr unter anderem nach Pilsen führt: Was müssen sie in deiner Heimatstadt unbedingt gesehen haben?
Jannik Herm: Die Brauerei natürlich, in der das Pilsener Urquell gebraut wird. Und es gibt die Legende, dass es eine Kneipe namens Na Parkánu gibt, die eine Leitung direkt in die Brauerei haben soll. Ob das stimmt, weiß ich nicht…

ehc::live: Das können die Eishockeyfans dann Ende Oktober selbst herausfinden. Danke Jannik, und viel Erfolg weiterhin!

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