2
09.12.2014

Alexander Brückmann im Interview mit dem ehc::live

Er ist eines der vielen Eigengewächse mit tragender Rolle beim EHC, doch im Sommer 2013 wollte er schon in die 1b-Mannschaft zurück. Aus der Freiburger Defensive ist Alexander Brückmann jedoch kaum mehr wegzudenken. Im EHC-Live- Interview spricht er über das Dauerduell mit den Tölzer Löwen und eine Entscheidung, die er nicht bereut.

EHC-Live: Hast du vor dem Spiel ein so klares Ergebnis gegen Bad Tölz erwartet?

Alexander Brückmann: Überhauptnicht. Ich dachte eher, dass es eine sehr enge Kiste wird, vor allem körperbetont. Wir wussten ja, dass sie letzte Woche gegen Selb und gerade in Regensburg mit 2:10 eine ziemliche Schlappe kassierten. Daher gingen wir davon aus, dass sie hier in Freiburg Vollgas geben. Dass es so eindeutig 6:0 ausgeht, hätte ich nicht geglaubt.

EHC-Live: Wo siehst du die Schlüssel für den deutlichen Sieg?

Brückmann: Von Beginn an spielten wir druckvoll, durch unsere Laufleistung und unseren Einsatz haben wir Bad Tölz gar nicht erst ins Spiel kommen lassen. Auch unsere Unterzahlsituationen haben wir gut gemeistert und ein ordentliches Penalty-Killing gezeigt. Insgesamt war das eine starke Leistung von uns.

EHC-Live: Auch das Powerplay hat heute gegriffen.

Brückmann: Heute hatten wir da echt Glück. Es gab schon Spiele, da hat es überhaupt nicht funktioniert. Erfreulicherweise haben wir die Dinger mal gemacht.

EHC-Live: Wenn man so klar führt und den Gegner im Griff hat – im Hinterkopf bereits das Spiel am Sonntag - fährt man da auch schon mal einen Gang runter, versucht sich zu schonen? Oder gibt es diese Gedanken gar nicht?

Brückmann: Man darf immer nur von Wechsel zu Wechsel denken, muss voll konzentriert sein. Tölz kann immer gefährlich werden, wenn denen ein schneller Konter gelingt, wird es gleich brenzlig. Eigentlich muss man immer bereit sein, am besten gar nicht erst auf die Uhr schauen, sondern immer motiviert bleiben.

EHC-Live: Wie motiviert ihr Euch beim Stand von 5:0 vor dem letzten Drittel?

Brückmann: Im Eishockey geht es so schnell, zu Beginn des letzten Drittels hatten wir ja noch eine 3:5-Unterzahl zu überstehen. Uns war bewusst, dass es brenzlig werden kann, wenn wir da ein schnelles Tor kassieren. Sollte dann sogar noch ein zweites oder drittes Gegentor fallen, dann ist alles wieder offen. Daher sagen wir uns, dass wir immer weitermachen müssen und pushen uns gegenseitig hoch. Zusätzlich gab es ja auch den großen Ansporn, sie in der Tabelle noch weiter zu distanzieren.

EHC-Live: Gegen Tölz ist euch der zweite Saison-Shutout gelungen. Schaut man da irgendwann auf die Uhr und denkt „das bekommen wir jetzt hin“?

Brückmann: Klar, da sagt man „Jungs jetzt geben wir noch mal alles für den Christoph“.

EHC-Live: Einfach habt ihr es ihm aber nicht gemacht, ihn noch mal gewaltig Penalty Killing üben lassen.

Brückmann: (lacht) Mathis hat heut wieder ein Wahnsinns Leistung gezeigt. Das macht ihn aus.

EHC-Live: Vor zwei Jahren war Tölz euch noch überlegen. Wie bewertest du die Entwicklung?

Brückmann: Als Oberliganeuling wussten wir nicht so recht, was auf uns zukommt. Wir kannten die starken Gegner nur aus der Tabelle. Im ersten Jahr war es dann schon eine kleine Sensation, dass wir die Playoffs erreicht haben. Vor allem im letzten Jahr haben alle einen großen Schritt nach vorn gemacht. Das Vertrauen des Trainers und die viele Eiszeit sorgte bei vielen für einen enormen Schub. Das Niveau wächst ständig.

EHC-Live: Vor zwei Jahren hatte man gerade in den Vergleichen mit Bad Tölz das Gefühl, dass ihr dann Probleme bekommt, wenn ihr aggressiv und früh im Aufbau gestört werdet. Mittlerweile löst ihr das schnell und spielerisch.

Brückmann: Wir wussten wie Tölz spielt, doch vor allem bei ihnen daheim ist es heftig, da sie dort 60 Minuten hin und her rennen. Doch wir haben uns die Woche im Training explizit darauf vorbereitet, dass immer zwei Forechecker gleich drauf gehen und uns unter Druck setzen werden. Wir wussten, was auf uns zukommt.

EHC-Live: Es war jetzt der gefühlte 20. Vergleich mit Bad Tölz in den letzten zwei Jahren. Freut ihr euch überhaupt noch auf deren Kommen?

Brückmann: (lacht) Was heißt freuen, es sind gemischte Gefühle, man weiß: Tölz ist stark, andererseits kommt vielleicht, wie jetzt nach dem Sieg, der Gedanke „Komm die packen wir, die haben wir doch schon 6:0 weggeschossen“. Sind ja nicht die einzigen Bayern in der Liga.

EHC-Live: 2010 bist du mit 18 Jahren zu Zweitligazeiten hochgerückt. Hast du dir da schon vorstellen können, dass du mal die Chance bekommst eine tragende Rolle beim EHC zu spielen?

Brückmann: Ich glaube, das ist das Ziel eines jeden Eishockeyspielers. Zu Zweitligazeiten durfte ich reinschnuppern, habe fünf Spiele gemacht, gerade in den Playdowns, als klar war, dass Freiburg absteigt. Ich habe dann mein Abi gemacht und alles aufs Eishockey gesetzt. Für mich ist schon ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen, die harte Arbeit hat sich ausgezahlt und darauf bin ich auch stolz.

EHC-Live: Bist du umso glücklicher, dass du im Sommer 2013, als du schon in die 1B gerückt warst, doch wieder zurückgekehrt bist?

Brückmann: Letztendlich muss ich sagen, war es die richtige Entscheidung. Ich hatte mich ja anfangs dagegen entschieden, weil ich merkte, dass es nicht so einfach ist, sich ein zweites Standbein aufzubauen und das gleichzeitig mit dem Eishockey zu vereinen. Daher bin ich auch den Schritt in die 1B gegangen. Dann kam allerdings Leos Sulak auf mich zu und hat gefragt, wie es aussieht, ob ich nicht wieder Lust hätte. Ich hab’s mir dann noch einmal durch den Kopf gehen lassen, ab und zu mit den Jungs mittrainiert und es hat einfach wieder Spaß gemacht mit den alten Kollegen zusammenzuspielen. Letztendlich bin ich froh, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

EHC-Live: Du hast gerade vom zweiten Standbein aufbauen gesprochen, hat das denn geklappt?

Brückmann: Eigentlich wollte ich seit Oktober hier studieren, leider aber einen Ablehnungsbescheid von der Freiburger Sport-Uni erhalten. Daher stehe ich derzeit mit nix da und schaue im Moment was sonst vielleicht klappen könnte. Für nächstes Jahr ist aber eindeutig das Ziel, hier an der Uni in Freiburg zu studieren.

EHC-Live: Was willst du später mit dem Studium anfangen. Bestehen da schon konkrete Vorstellungen?

Brückmann: Ich wollte ja Sportwissenschaften hier in Freiburg studieren, interessiere mich sehr für Sport, Körper, Fitness. Genau kann ich das aber noch nicht spezifizieren. Wahrscheinlich in die Richtung Fitnesstrainer oder Personalcoach.

EHC-Live: Im Live-Steckbrief hast du dich wegen deiner körperlichen Statur selbst ein bisschen aufs Korn genommen. Würdest du sagen, dass es dir auf dem Eis manchmal zu Gute kommt, eher der wendigere Typ zu sein, der seine Technik ausspielen kann?

Brückmann: Auf dem Eis ist es schon hilfreich. Viele Stürmer sind eher große, kräftige Verteidiger gewohnt, die sie schnell um kurven können. Mein Plus ist, dass ich kleiner, dafür aber wendig und schnell bin und dies in so einer Situation nutzen kann.

EHC-Live: Wo siehst Du den Unterschied zwischen der letztjährigen und der diesjährigen Mannschaft, wenn Du beide  miteinander vergleichst?

Brückmann: Dieses Jahr haben wir noch mehr Tiefe im Kader, gerade in unserem starken Sturm mit den Neuzugängen Chris Billich und Marc Wittfoth. Das Tempo im Training, auch Tobias Bräuner merkt man sofort an, dass er schon Höherklassig gespielt hat. Am Charakter des Teams gab es keine Veränderungen, der Kern ist ja geblieben.

EHC-Live: Das 6:0 gegen Bad Tölz war der siebte Sieg in Serie, heißt das zugleich, dass alles paletti ist oder gibt es noch wesentliche Dinge, an denen noch geschraubt werden muss?

Brückmann: Zufrieden darf man nie sein, es gibt immer Kleinigkeiten, die verbesserungswürdig sind. Unser großes Ziel sind die Playoffs. Erst wenn wir die geschafft haben, eventuell gar den Aufstieg – auch wenn ich soweit noch gar nicht vorgreifen will - erst dann können wir sagen: alles paletti.

EHC-Live: Gehen wir mal davon aus, ihr packt die Playoffs, darf‘s dann wieder Bad Tölz sein?

Brückmann: Das ist letztendlich egal, wer weiterkommen will muss jeden schlagen. Ob es jetzt Bad Tölz wird oder Klostersee spielt keine Rolle.

 

INTERVIEW: BENEDIKT HECHT

UND MATTHIAS KONZOK

 

Zurück